Deutschlands Beste - aber für die WM müssen sie betteln

Kreis Segeberg. Drei Vereine im Kreis Segeberg stellen einige der besten Einradfahrerinnen Deutschlands. Die Sportlerinnen kommen aus Seth, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg und waren bereits bei diversen Wettkämpfen auf dem Treppchen. Vom 14. bis 26. Juli stehen nun die Weltmeisterschaften in Bemedji, Minnesota/USA, an, aber den Athletinnen fehlt das nötige Geld, um Schwarz-Rot-Gold vertreten zu können. 

Wenn Jorina Auktun gerade keine Vorlesung an der Uni hat, ist die 24-Jährige in ihrem Heimatort Seth unterwegs, um bei Unternehmen, Versicherungsbüros, Maklern und Einzelhändlern nach Sponsoren zu suchen – umgangssprachlich nennt sich das Klinken putzen. „Ich tue das, weil ich für meinen Sport brenne“, sagt die Lehramtsstudentin für Mathe und Sport. Seit ihrem vierten Lebensjahr fährt sie begeistert und erfolgreich für die SG Seth Einrad und errang bei der WM 2018 im südkoreanischen Seoul sogar Gold in der Paarkür ihrer Altersklasse im Einrad Artistik Freestyle – einer Präsentation zu einem Thema mit Kostümen und vielen akrobatischen Tricks.

Bis zu fünf Mal pro Woche trainiert sie Wheelwalk, Handride und Crossdragseat und holt sich dabei so manchen blauen Fleck. „Einradfahren bringt einen an die Grenzen. Weil es technisch sehr anspruchsvoll ist, braucht man eine hohe Frustrationstoleranz, aber wenn es läuft, ist es großartig“, schwärmt die athletische, junge Frau.

„Wir benötigen 17000 Euro für Flüge, Übernachtung und Mietwagen für unsere fünf Sportlerinnen“, hat Trainerin Sonja Lindenberg ausgerechnet – die Verpflegung kommt noch obendrauf. Das Problem: Sportarten wie Fußball oder Handball sind massentauglicher und ständig in den Medien präsent. Durch Kooperationen und Werbung lassen sich Gelder in Millionenhöhe generieren. Einradfahren dagegen ist eine Randsportart, die wenig Aufmerksamkeit erregt – bei Zuschauern und Investoren. „Zudem fördern viele Unternehmen lieber Sozial- und Umweltprojekte“, musste Jorina Auktun bei ihrer zeitintensiven und mühevollen Akquise erfahren.

Für den Einrad-Sport gibt es noch nicht einmal einen bundesweiten Spitzenverband, sondern nur Kreis- und Landessportverbände. Und die beteiligen sich lediglich an Wettkampfstartgeldern mit einem Betrag von 200 Euro. Den Rest müssen die Athletinnen, ihre Familien oder eben andere Geldgeber finanzieren. „Allein das Startgeld in Amerika beläuft sich auf 300 Dollar pro Athletin“, weiß die Trainerin, die versucht zu sparen, wo es geht. So hat sie etwa günstige Doppelzimmer gebucht, die lediglich 50 Dollar pro Nacht kosten – „doch es reicht vorne und hinten nicht.“

Ein gutes Viertel der Summe haben die Setherinnen unter anderem durch den Förderverein zusammen und hoffen nun auf Unterstützung von privaten und geschäftlichen Spendern aus der Region, damit ihr WM-Traum nicht platzt. Wer helfen möchte, füllt das Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Leezen, IBAN: DE17 2306 1220 0001 4417 36.

Etwas besser läuft es beim SV Henstedt-Ulzburg. „Wir haben etwa ein Drittel unserer Reisekosten in Höhe von 18000 Euro zusammen“, erzählt Einrad-Trainerin Jaclyn Dreyer. Die Bürgerstiftung und einige Unternehmen haben bereits Beihilfe versprochen. Und die Eltern helfen nicht nur tatkräftig etwa beim Nähen der aufwändigen Kostüme, sondern auch bei der Sponsorensuche. Dass ihre vier jungen Sportlerinnen zwischen zwölf und 14 Jahren überhaupt bei den Welt-Titelkämpfen mitmischen dürfen, kam für die 28-jährige Trainerin überraschend. „Unsere Kleingruppe ‚On(e) Wheel‘ ist im vergangenen Jahr erstmals bei Meisterschaften angetreten und hat mit ihrer Minions-Kür auf Anhieb den deutschen Titel im Freestyle U15 eingefahren. Das war beeindruckend und ich wünsche den Mädels so sehr, dass sie ihre Leistung auch auf großer Bühne zeigen dürfen“, hofft Jaclyn Dreyer. Der Verein hat ein Spendenkonto eingerichtet: VR Bank in Holstein, IBAN: DE80 2219 1405 0065 5246 30, Stichwort: Spende Einrad WM.

Für den Norderstedter Sportverein möchten fünf Sportlerinnen bei den Weltmeisterschaften an den Start gehen. Eine von ihnen ist Amina Compaore. Die 21-Jährige belegte bereits 2022 den vierten WM-Platz in der Freestyle Einzel-Kür – am liebsten soll es noch ein Stückchen höher gehen. Ihre 16-jährige Schwester Kadija tritt im Street/Flat an, bei dem schwere Tricks auf Hindernissen wie Treppen, Boxen und Geländern gezeigt werden, die befahren und besprungen werden – ein wahrer Balanceakt auf dem wackeligen Einrad.

„Wir rechnen für die Reise mit etwa 3000 Euro pro Sportlerin und haben bereits einige Sponsoren angefragt“, erzählt Trainerin Hanna Louise Ricker, die erstmals bei den Weltspielen im Einrad-Rennen starten wird. Kontakt über die NSV-Geschäftsstelle, info@norderstedter-sv.de, Tel. 040/526 25 50.

Sie retten Rehkitze vor grausamem Messer-Tod auf der Wiese

Norderstedt Der Tod auf der Wiese kommt mit 600 PS. Etwa 100000 Rehkitze werden jedes Jahr von landwirtschaftlichen Mähmaschinen getötet, schätzt die Deutsche Wildtierstiftung. In Tangstedt hat sich zu Ostern ein Verein gegründet, der schutzlose Tierkinder retten möchte.

Für den Nachwuchs vieler Wildtiere beginnt im Frühjahr eine lebensgefährliche Zeit. Zwischen Ende April und Ende Juni bringen Rehe ihre Kitze zur Welt. Sie legen sie gern im hohen Gras ab und kommen nur zum Säugen zurück. Doch zur selben Zeit steht bei den Landwirten auch die erste Wiesenmahd an, um Heu für Pferde, Rinder und Schafe zu machen. Die neugeborenen Rehkinder haben noch kein Fluchtverhalten. Sie ducken sich instinktiv dicht an den Boden und sind nicht zu sehen. Viele von ihnen geraten unter die scharfen Messer der Mähmaschinen und sterben einen qualvollen und oft langsamen Tod.

In immer mehr Gemeinden sind deshalb Vereine aktiv, die Wiesen in Absprache mit den Landwirten zuvor mit Drohnen und hochauflösenden Wärmekameras abfliegen, gefährdete Wildtiere orten, sichern und nach dem Abmähen wieder in die Freiheit entlassen.

„Bisher haben wir erfolgreich mit der Rehkitzrettung Wakendorf II zusammengearbeitet, die jedoch wegen erfreulich großer Nachfrage inzwischen keine Kapazitäten mehr hat. Deshalb haben wir für unser Dorf einen eigenen Verein gegründet“, erklärt Marte Sach, 1. Vorsitzende der Rehkitzrettung Tangstedt. Sie betreibt mit ihrem Mann Sönke Meier im Ortsteil Wilstedt eine Landwirtschaft unter anderem mit 60 Hektar Grünland.

Der junge Verein geht mit 26 ehrenamtlichen Mitgliedern an den Start, darunter Landwirte und Jäger. Mit dabei ist auch Manfred Kraski, der 19 Jahre als Gitarrist der Hamburger Kultband „The Rattles“ auf vielen Bühnen stand. „Ich wollte mich im Tierschutz engagieren und Leben zu retten, ist doch eine wundervolle Aufgabe“, sagt der 70-Jährige. Eigens dafür hat er den Drohnenführerschein gemacht, ebenso wie Niels Hass. Der Norderstedter hat sich zudem für 2500 Euro einen gebrauchten Hexakopter zugelegt, um aus der Luft hilflose Tierkinder zu orten und das Bergungsteam, die „Läufer“, zum Fundort dirigieren zu können. „Ich freue mich schon auf den ersten echten Einsatz, denn bisher haben wir nur mit Flaschen geübt, die mit warmem Wasser gefüllten waren“, berichtet der 64-Jährige.

Dass sie künftig zwischen vier und acht Uhr unterwegs sein wird, einer Zeit, in der andere Menschen tief und fest schlafen, stört Helke Kattner nicht. „Ich bin ein Morgenmensch und freue mich auf einzigartige Naturerlebnisse im Sonnenaufgang“, versichert die Tangstedterin. Denn lediglich in aller Frühe ist der Boden noch nicht von der Sonne aufgeheizt und so sind auf der Wärmebildkamera deutlich Kontraste zu sehen. Bereits am Vormittag erscheinen angewärmte Maulwurfshügel auf dem Kontrollmonitor wie schlafende Tierkinder und machen die Arbeit unnötig kompliziert.

Bislang gehen einige Bauern ihre Wiesen vor dem Mähen zu Fuß und auch mit Hunden ab oder stellen Stecken mit Flatterbändern auf, die die Tiere vertreiben sollen, doch der Erfolg ist in beiden Fällen sehr gering. Eine Drohnenortung ist deutlich effektiver und zeitsparender. „Für Landwirte kostet unser Service 30 Euro pro Jahr plus einen Euro pro Hektar. Dadurch hoffen wir, auch die Skeptiker mit ins Boot zu holen. Es darf einfach keine Landwirte geben, die etwa aus Zeitgründen oder Nachlässigkeit keine Maßnahmen für den Tierschutz anwenden, zumal sie gesetzlich dazu verpflichtet sind und bei Vergehen hohe Strafen drohen“, betont Marte Sach. Sie selbst war im vergangenen Jahr sieben Mal auf innovativer „Kitz-Jagd“. „Ich bin zwar ein nüchterner Mensch, aber diesen hilflosen Wesen das Weiterleben ermöglichen zu können, das macht etwas mit einem“, gesteht die Grafikerin.

2023 hat der Wakendorfer Nachbarverein auf 825 Hektar 149 Kitze vor dem brutalen Mähtod gerettet, hinzu kamen zahlreiche Junghasen sowie Gelege etwa vom Brachvogel. „Wir hoffen ebenso viele Wildtiere retten zu können. Dafür benötigen wir aber noch etliche Helfer und Piloten. Je mehr wir sind, desto seltener kommt der Einzelne zum Einsatz“, sagt Dörte Trau. Sie ist Jägerin und führt in Tangstedt mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 100 Hektar Grünland.

Nicht nur tatkräftige Hilfe wird benötigt, sondern auch finanzielle. Zum einen sollen private Drohnen, wie die von Niels Hass, vom Verein angekauft werden, zum anderen müssen wegen einer EU-Gesetzesänderung im kommenden Jahr neue Fluggeräte mit einem funkbasierten Kennzeichen beschafft werden – Kostenpunkt: rund 7000 Euro pro Stück. „Wir freuen uns über viele weitere aktive und passive Mitglieder, Spender und Sponsoren, die uns bei der lebenswichtigen Arbeit helfen, so hat etwa die Sparkasse Holstein Unterstützung zugesagt“, sagt Marte Sach. Am 20. und 21. April ist der Verein beim Trecker Treck in Wakendorf II mit einem Info-Stand vor Ort.

Lego-Raritäten: Er spekuliert auf dänisches Gold aus Plastik

Seth. Gregor Jatzlauk legt sein Geld nicht in Aktien, Gold, Immobilien oder Kunst an – der Sether spekuliert mit Lego-Steinen. Seit sechs Jahren kauft er Bau-Sets ein, die vom Hersteller in absehbarer Zeit vom Markt genommen und nicht mehr produziert werden. Jatzlauk setzt dabei auf zunehmende Nachfrage bei Sammlern und Lego-Fans sowie auf steigende Preise für die zukünftigen Raritäten.

Rund 23 Milliarden Noppensteine fertigt der Spielzeugriese Lego jährlich in seinem Hauptwerk im dänischen Billund. Bau-Sets werden dabei im Schnitt nur für zwei bis drei Jahre produziert und dann als Auslaufmodelle im Online-Shop mit „letzte Gelegenheit“ gekennzeichnet. Die Liste der sogenannten EOL-Sets – „End of Life“ steht für das Produktionsende – gibt Gregor Jatzlauk wichtige Hinweise zum Investieren, bevor er zuschlägt. „Ich suche dann nach Rabattaktionen und Sonderangeboten von Geschäften und Online-Shops und nutze Events wie den ‚Black Friday‘, um Schnäppchen zu machen. In der Anfangszeit habe ich auch mal Nächte vor dem Computer verbracht, um keinen Preisalarm zu verpassen, inzwischen bin ich etwas entspannter geworden.“

Gekauft werden von ihm nicht einzelne Bausätze, sondern die gleich in höheren Stückzahlen – immer ausschließlich Neuware. Rund 25000 Euro pro Jahr steckt der 36-Jährige in sein Business, der im Sommer wieder in seinen Beruf als Bio-Chemiker einsteigen will.

Die gekauften Kartons kommen zunächst in ein 30 Kubikmeter großes, eigens dafür angemietetes Lager, in dem aktuell rund 3000 Kunststoffstein-Sets mit einem sechsstelligen Euro-Wert auf den Wiederverkauf warten. Über seine „EOLinger“-Shops bei Kleinanzeigen und eBay bietet der Sether die bunte Ware Lego-Fans an. „Vorab lege ich einen Verkaufspreis fest, etwa das Doppelte meines Einsatzes. Spätestens nach zwei Jahren muss ein Artikel wieder raus sein, sonst rechnen sich die Lagerkosten von rund 140 Euro pro Monat nicht“, erklärt Jatzlauk.

Echte Lego-Fans greifen bisweilen tief in die Tasche, um ein begehrtes Sammlerstück zu erstehen. Laut www.brickfact.comist die „Star Wars Cloud City” mit einem Marktwert von 7260 Euro das wertvollste Lego-Set aller Zeiten. Der Verkaufspreis im Jahr 2003 betrug dagegen nur 89,90 Euro – eine Wertsteigerung von über 800 Prozent.

Eine Erfolgsgarantie für den großen Reibach gibt es jedoch nicht. Neben der in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Konkurrenz spielt auch eine gewisse Markt- und Branchenkenntnis eine wichtige Rolle. Doch manchmal verspekuliert sich Lego-Investor Jatzlauk auch. „2022 habe ich das Disney-Schloss im vierstelligen Euro-Betrag eingekauft, bei dem ich sicher war, dass es schon bald seine Liebhaber finden würde. Leider hat mir Lego einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil das Unternehmen ein halbes Jahr später ein sehr ähnlich aussehendes Schloss auf den Markt gebracht hat. Bei solchen Artikeln bin ich froh, wenn ich den Einkaufspreis wieder reinbekomme.“

Angefangen hat die Lego-Leidenschaft bei dem mittlerweile zweifachen Vater bereits im Kindesalter. Vor allem Lego-Eisenbahnen hatten es dem jungen Gregor angetan, die er zum Geburtstag und zu Weihnachten geschenkt bekam. „Als ich für mein Studium auszog, musste ich mein Kinderzimmer ausräumen und entdeckte dabei nicht nur meine Lego-Schätze, sondern auch meine alte Liebe zu ihnen wieder.“ Auf der Suche nach zusätzlichen Waggons stellte er dann überrascht fest, wie teuer manche Artikel inzwischen gehandelt wurden. „Da ich die Loks in den Zug-Sets nicht haben wollte, verkaufte ich sie separat und erzielte damit gute Einnahmen.“ Mit dem Geld finanzierte er weitere Baukästen, erweiterte sein Wissen und Sortiment und meldete 2018 ein Gewerbe an.

Neben dem Geschäft mit den EOL-Sets bietet er in der Eisenbahnsparte auch Umbauten und Zubehör an, konstruiert eigene MOC-Bauwerke („my own creation“) und handelt mit Mini-Figuren von Lego. Von denen kommen zwei bis drei Serien pro Jahr auf den Markt, die jeweils nur für sechs Monate produziert werden und daher bei Sammlern heiß begehrt sind.

Aber nicht jede Figur oder Bausteinset ist auch investment-tauglich. Es sind besonders die wertvoll, die sich durch Exklusivität, Alter oder thematische Besonderheiten auszeichnen. Vor allem Lizenz-Kooperationen mit Disney und Star Wars, Themenwelten wie Ritterburgen und Modularhäuser mit großem Spielewert sowie Sets mit Ausstellungspotenzial wie Lego Architecture können lukrative Anlagemöglichkeiten bieten. „Einsteiger ins Lego-Invest können gut erste Erfahrungen mit der Auto-Reihe ‚Speed Champions‘ machen“, sagt Jatzlauk. Laut www.brickmerge.de liegt der Preis des 1985 Audi Sport quattro S1 aktuell um 40 Euro, ursprünglicher Neupreis war zwölf Euro.

Auch Gebrauchtware kann einiges wert sein und der Blick ins (ehemalige) Kinderzimmer, in den Keller oder auf den Dachboden lohnen. „Um Bestpreise zu erzielen, sollten im Optimalfall Originalkarton, Bauanleitung und die Polybeutel dabei sein“, empfiehlt der Lego-Experte. Und wer Tüten voll mit ausgespielten Noppensteinen loswerden will, kann mindestens zehn Euro pro Kilo aufrufen, denn anders als bei Aktien behalten die bunten Kunststoffsteine ihren Spielewert über Generationen.

Tier-Rallye und Küken-Kuscheln: Ausflugstipps zu Ostern

Das lange Oster-Wochenende ist für viele Menschen im Kreis Segeberg ein willkommener Anlass, etwas mit der Familie, zu zweit oder auch allein zu unternehmen. Wie wäre es beispielsweise mit einem ausgedehnten Spaziergang oder einem erlebnisreichen Ausflug in die nähere Umgebung? Angebote für Hobby-Historiker, Tier-Freunde und Naturliebhaber gibt es in der Region genug – hier sind unsere Tipps.

 

Tangstedt: an der Alster entlang

Auf Waldwegen und (Trampel-)Pfaden geht es durch den abwechslungsreichen Mischwald zwischen den Tangstedter Ortsteilen Wulksfelde, Rade und Ehlersberg – fast immer am idyllischen Alsterlauf entlang. Zu entdecken gibt es Reste von Grabhügeln aus der jüngeren Stein- und Bronzezeit (Übersichtsplan an den Parkplätzen im Wulksfelder Weg). Nach dem Naturerlebnis lockt die Einkehr im Restaurant „Alte Rader Schule“. Dort gibt es ein Osterbrunch (reservieren!), ab 14 Uhr À la carte-Gerichte mit Wildschweinschnitzel oder Hirschburger sowie Kuchen vom Blech. Bei schönem Wetter wird die große Terrasse mit Blick ins Grüne geöffnet. Kinder können sich auf dem neuen, gegenüber liegenden Spielplatz austoben. Rader Weg 290, Tangstedt, Tel. 040/607 11 68.

 

Jersbek: historische Entdeckertour

Auf adeligen Spuren lässt es sich im Barockgarten von Gut Jersbek wandeln. Rund eine Stunde dauert ein Rundgang durch die imposante Anlage mit den vierreihigen Lindenalleen. Das Herrenhaus von 1620 und das Torhaus von 1687 sind in Privatbesitz und nur von außen zu bewundern. Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine historische Rarität: ein Eiskeller unter Reet. 1736 erbaut diente er zur kühlen Lagerung von Fleisch, Milch und Käse und steht seit 1986 unter Denkmalschutz. Nach Absprache bietet Gerd-Wilhelm Nuppenau (Tel. 04532/7264) Führungen an. Zum Einkehren empfiehlt sich der benachbarte Landgasthof „Fasanenhof“ mit Brunch-Büfett am Ostersonntag bis 13 Uhr (Reservierung!) und Kuchengenuss von 15 bis 17 Uhr; am Ostermontag À la carte-Gerichte von 11.30 bis 16 Uhr. 

 

Fasanenhof, Allee 18, Jersbek, Tel. 04532/1849.

 

 

Segeberg: den Fledermäusen auf der Spur

Spannender kann kein Spaziergang sein: Eine Kinder-Krimi-Route führt quer durch Bad Segeberg zu acht Stationen, an denen kleine Detektive von vier bis 14 Jahren Hinweise auf der Suche nach dem verschwundenen Flughund Foxi bekommen. Start ist an der Tourist-Info, Oldesloer Straße 20; nach etwa 30 Minuten gibt es im Ziel, dem Noctalis Fledermaus-Zentrum, Oberbergstraße 27, eine Urkunde für die fleißigen Ermittler. Download der Aufgaben unter www.badsegeberg-tourismus.de/Bad-Segeberg-entdecken/Stadtführungen-Touren/Krimiroute-für-Kinder/. Neben der Ausstellung bietet das Noctalis von Karfreitag an viele kreative Workshops, Experimente und eine Ostereierjagd mit Robotern an – Tickets unter www.noctalis.de. Am Ostermontag wird erstmals wieder die Höhle geöffnet. Besucher können sich auf besonders viele Fledermäuse freuen, die noch in ihrem Winterquartier zu finden sind.

 

Noctalis Fledermaus-Zentrum, Oster-Öffnungszeiten 10 bis 17 Uhr, Eintritt Dauerausstellung: 10 Euro Erwachsene, 8 Euro Kinder, unter vier Jahren frei, Tel. 04551/89 08 80.

 

 

Wildpark Eekholt: tierischer Spaziergang für die ganze Familie

Ein Ausflugs-Klassiker ist der Wildpark Eekholt. Hirsche, Wölfe, Fischotter und über 100 Arten mit mehr als 700 Tieren lassen sich aus der Nähe beobachten. Highlights sind die öffentlichen Fütterungen und bei den täglichen Flugvorführungen sind Greifvögel und Eulen die Stars. Am Ostersonntag läuft von 10 bis 16 Uhr eine kostenlose Osterrallye mit vielen spannenden Aktionen, kleinen Geschenken und Küken-Kuscheln. Flauschigen Nachwuchs gibt es auch bei den Ziegen und Schafen. Zudem brüten einige Storchenpaare in gut einsehbaren Bodennestern und ein neues Eselspaar ist vor Kurzem in den Park eingezogen. Zum Austoben gibt es einen großen Abenteuerspielplatz und gastronomische Leckereien im Restaurant „Kiek ut Stuben“ im Wildpark.

 

Wildpark Eekholt, Stellbroker Weg, 24598 Heidmühlen, täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Familienkarte: 44,50 Euro, Tel. 04327/992 30.

Bürger sorgen mit WhatsApp-Gruppe für Sicherheit

Tangstedt Auf Facebook macht aktuell ein Post die Runde: „In Wiemerskamp bilden sich gerade Nachbarschaftsgruppen gegen die grassierende Einbruchswelle im Ort“, schreibt ein Mitglied und fügt das Foto eines „Warnschildes“ bei. „Achtung! WhatsApp Nachbarschaftsschutz“ heißt es da. „Gibt es Pfefferspray oder ‘ne Weste als Willkommensgeschenk?, fragt ein Gruppenteilnehmer. „Auf Wunsch nur den Skalp eines ergriffenen Einbrechers“, lautet die süffisante Antwort.

Rottet sich in der beschaulichen Waldrandsiedlung eines Tangstedter Ortsteils etwa eine Bürgerwehr zusammen? Ein Besuch vor Ort.

Drei Anwohner haben einem Gespräch zugestimmt – allerdings möchte keiner namentlich in der Zeitung genannt werden. Die mediale Aufmerksamkeit für das brisante Thema ist gar nicht recht, zumal der Post nicht von ihnen, sondern von jemandem stammt, der lediglich in der Nähe wohnt.

Mit Einbruchschutz habe das Schild vorrangig nichts zu tun, wiegelt eine ältere Dame gleich zu Beginn ab. „Wir sind lediglich eine intakte Nachbarschaft, in der alle aufeinander achten und sich gegenseitig helfen.“ Seit rund zehn Jahren gäbe es in der Sackgassensiedlung mit 42 Haushalten eine WhatsApp-Gruppe, um sich gegenseitig Tipps etwa für Elektriker und Kammerjäger zu geben, den Besitzer eines entlaufenen Hundes zu finden oder Einkaufshilfe in Corona-Zeiten anzubieten. Selbstverständlich achte man aber auch auf Personen und Fahrzeuge, die sich in den zwei Anliegerstraßen möglicherweise „verirren“.

Um das interne Netzwerk nach außen kenntlich zu machen, haben sich die 32 Gruppenmitglieder auf die Anfertigung und Aufstellung sechs identischer Info-Tafeln geeinigt, die ein Nachbar in den Niederlanden entdeckt hatte. Tatsächlich findet sich im Internet eine große Auswahl vorgefertigter Designs, bei denen der Straßenname hinzugefügt werden kann. Rund 150 Euro haben die Wiemerskamper Anwohner für jedes der sechs Schilder zusammengelegt. Eigentlich sollten die gut sichtbar an Laternenmasten befestigt werden, allerdings wäre dafür eine Genehmigung nötig gewesen, doch das Amt in Itzstedt sei nicht sehr kooperativ gewesen weiterzuhelfen.

Nun stehen alle Tafeln auf Privatgrund. „Aber nicht jeder wollte ein Schild im eigenen Garten haben, weil Einbrechern damit suggeriert werden könnte, dass es sich hier lohnen würde einzusteigen“, räumt die Gastgeberin ein.

Also doch Kriminal-Prävention auf eigene Faust? Schließlich ist auf der Tafel ein maskierter Dieb dargestellt. Die drei Gesprächsteilnehmer sind bemüht, das Thema herunterzuspielen, berichten jedoch von diversen Einbrüchen und Einbruchsversuchen, erst kürzlich sogar drei Mal in der Vorweihnachtszeit. Vor einigen Jahren hätten die Anwohner sogar für längere Zeit einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, berichtet ein Herr, der seit über 50 Jahren in der Siedlung wohnt.

„Die Sicherheit der Bürger ist eine Aufgabe des Staates, aber wir fühlen uns von der örtlichen Politik alleingelassen und hätten zumindest Unterstützung etwa bei der Antragsstellung erwartet“, bemängelt Frau H., die vergangenen Sommer auch ungebetenen „Besuch“ auf ihrem mit vielen Kameras gesicherten Grundstück hatte.

Tangstedts Bürgermeister weist die Kritik zurück. „Das ist eine Privatinitiative, mit der die Gemeinde nichts zu tun hat“, sagt Jens Kleinschmidt (FDP). „Tatsache ist jedoch, dass wir ein Problem mit mangelnder Polizeipräsenz haben. Ab 18 Uhr ist die Tangstedter Wache nicht mehr besetzt und Einwohner als auch Feuerwehr warten bis zu einer Stunde auf polizeiliche Hilfe – das ist eine Katastrophe. Das System muss dringend überdacht werden.“ Im Übrigen habe er dafür gesorgt, dass nach rund eineinhalb Jahren nächtlicher Dunkelheit in vielen Dorfstraßen die Straßenlaternen wieder leuchten. Die waren aus Energiespargründen von ein bis fünf Uhr morgens ausgeschaltet. Doch nun könnten sich die Bürger – zumindest was die Beleuchtung angeht – wieder sicherer fühlen.

Und wie bewertet die Polizei die Bürgeraktion? „Wenn Chatgruppen und Schilder dazu genutzt werden, um sich und andere zu sensibilisieren, und die Polizei frühzeitig eingebunden wird, kann das einen Mehrwert für das Sicherheitsgefühl der Anwohner haben“, sagt Jens Zeidler von der Polizeidirektion Bad Segeberg. „Unter dem Aspekt ‚Abschreckung von potenziellen Tätern‘ könnte es durchaus einen Versuch wert sein, sein Eigentum auf diese Weise zu schützen. Ob die Schilder auch faktisch Taten verhindern, kann nicht beantwortet werden.“

Die cleveren Lego-Baumeister und ihre beeindruckenden Ideen

Norderstedt. Ein Skatepark mit Half-Pipe, eine Bowlingbahn mit vielen Details und ein Schwimmbad mit Rutsche – alles ist aus bunten Lego-Steinen. Keine Bausätze, sondern von Grundschulkindern konstruiert, die in der First Lego League antreten und in der Mehrzweckhalle der OGGS Harksheide-Nord ihre Stein-Welten zum Thema Hobbys in einer Ausstellung präsentieren.

Der Wettbewerb ist initiiert von einer Stiftung in den USA, die weltweit jährlich Tausende junge Nachwuchswissenschaftler mit Experimentierfreude, Lust am Werkeln und Interesse am Forschen mobilisiert. Es gibt drei altersspezifische Angebote: First Lego League „Discover“ richtet sich an Kita-Kinder von vier bis sechs Jahren, „Explore“ an Grundschulkinder von sechs bis zehn Jahren und bei „Challenge“ sind Neun- bis 16-Jährige aufgerufen, die bekannten Noppensteine kreativ einzusetzen.

Mathilda (9), Käthe (10), Mats (9) und Jarno (7) nennen sich „ACE – außergewöhnlich clevere E-Legobauer“. Seit September haben sie sich einmal pro Woche getroffen, um mit Johannes Kuhlmann, Vater der beiden Brüder, als begleitender Coach im Wohnzimmer geplant und gebaut. „Manchmal fehlten Steine und wir mussten improvisieren, aber auch das hat Spaß gemacht“, sagt Mathilda. Viertklässler Mats liebt es, ins Kino zu gehen – entsprechend hat er eine mit 3-D-Darstellern bestückte Leinwand entworfen. Käthe fährt am liebsten Skateboard und macht Musik. Sie hat sich um eine Wettbewerbs-Vorgabe gekümmert, eine motorgetriebene, drehbare Bühne, die individuell gestaltet werden konnte. Käthe und Mathilda haben sich sogar in dem Modell verewigt und stehen als Figürchen mit ihren Namensschildern im Scheinwerferlicht. Wenn eine Zuschauerfigur den Stars zu nahe kommt, ertönt die Stimme des Sicherheitsdienstes aus einem Lautsprecher. Möglich macht das ein Abstandssensor, denn eine weitere Anforderung des „Explore“-Wettbewerbes ist das Programmieren einiger Elemente mit der Lego-App.

Einen Tisch weiter demonstriert Samuel der staunenden Jury seine innovative Ballschussmaschine, die ebenfalls über einen Sensor ausgelöst wird. „Etwas ohne Anleitung zu bauen, macht viel mehr Spaß. Die Zahnräder zu montieren, war ganz schön schwierig, das Programmieren dagegen viel leichter“, sagt der Neunjährige aus dem Team „Die wilden Legos“.

„Es ist faszinierend, welche wunderbaren Ideen die Kinder haben und was sie aus einem Haufen Steine gemacht haben“, freut sich Michelle Bennitt. Als ehrenamtliche Regionalpartnerin des Vereins „Hands on Technology“, der sich um das US-Bildungsprogramm First Lego League in Deutschland, Österreich und der Schweiz kümmert, ist sie auch für die Akquirierung teilnehmender Teams zuständig. „Die Vermittlung von technischen Fähigkeiten kommt in der Schule leider oft zu kurz. Da macht es Sinn, die Kinder spielerisch an das Thema heranzuführen und Begeisterung fürs Gestalten und für die Teamarbeit auszulösen.“

Als Coach eines Teams nahm Bennitt bereits ein paar Mal an Wettbewerben teil, doch die fanden immer weit weg in Kiel oder Flensburg statt. Da ihre beiden Kinder die Grundschule in Friedrichsgabe besuchen, kam sie auf die Idee, das Event erstmals nach Norderstedt zu bringen.

Sechs Mannschaften mit jeweils vier oder fünf Kindern gingen nach den Sommerferien an den Start und hatten gut fünf Monate Zeit für ihre einzigartigen Projekte. 170 Euro kostet die Teilnahme und beinhaltet einen großen Sack Lego-Steine, vorgegebene Pflichtelemente wie etwa die bewegliche Bühne und ein Coaching-Handbuch. Zudem sollte das Lego Education Spike Essential-Set mit Motoren, Sensoren, Hub und Programmier-App angeschafft werden, das unbegrenzte Möglichkeiten etwa für den Sach- und MINT-Unterricht bietet. „Bei Bedarf kann auch ein Leihgerät zur Verfügung gestellt werden“, betont Bennitt.

Interessierte Kinder, die unbedingt mitmachen möchten, gäbe es reichlich. Woran es hapere, seien erwachsene Lego-Fans, die sich als Team-Coach engagieren möchten. „Das kann jeder sein, dem es Spaß macht, mit fantasievollen Kindern etwas Einzigartiges zu erschaffen.“

Wer mitmachen möchte, meldet sich per Mail unter lego.norderstedt@gmail.com. Informationen über die unterschiedlichen Wettbewerbe gibt es unter www.first-lego-league.com und www.hands-on-technology.com.

"BaySiamen" Itzstedt: Live-Musik und ein Biergarten kommen

Itzstedt. Vor vier Monaten ist das ungewöhnliche Wirtshaus „BaySiamen“ im ehemaligen Juhls Gasthof an den Start gegangen. Das Besondere: Statt Gulasch und Kohlrouladen gibt es bayerische Schmankerln wie Haxe und Schnitzel sowie thailändische Spezialitäten.

Das Konzept klingt gewagt, kommt jedoch bestens bei den Gästen an. Nicht überraschend für den in Garmisch geborenen Gastronomen Oliver Roth und seine thailändische Frau Bangorn. „Wir wären vielmehr enttäuscht gewesen, wenn es nicht laufen würde“, sagt der 60-Jährige, „viele Stammgäste und immer wieder neue Gesichter haben unseren Mut belohnt.“ Am Wochenende könne es mitunter schwierig sein, einen Platz zu bekommen, da sei es sicherer zu reservieren.

Doch die Roths wollen nicht nur die Gaumen ihrer Gäste verwöhnen, sondern auch deren Ohren. Kommende Woche startet die Event-Saison im „BaySiamen“. Bis Juni werden monatlich jeweils zwei Konzert im renovierten Saal stattfinden – kostenlos. „Wenn wir Eintritt nehmen würden, müssten wir das Dreifache an GEMA-Gebühren zahlen“, erklärt Oliver Roth pragmatisch.

Den Auftakt macht am Samstag, 3. Februar, „McEbel’s Lucky Punch“ – vier Musiker, die sich dem Blues in vielen Schattierungen verschrieben haben. Am 17. Februar steht mit „MacPiet“ ein Musiker mit Gitarre und Dudelsack auf der Bühne, der sich als „inoffiziellen Botschafter der Irish Pub-Kultur“ bezeichnet. Am 23. März ist „Sloppy Joe’s“ zu Gast, eine Hamburger Band, die es mit Heavy Rock à la AC/DC richtig krachen lässt. 

Am 20. April bringen „Mountain City Family” & „The Bigharmonicaman” Blues und Soul nach Itzstedt. Am 27. April wird es mit „Britt Rose Country“ harmonisch, am 4. Mai servieren „The Dørdie Roots“ Groove, Sound und Balladen mit kernigen deutschen Texten und am 18. Mai gibt es mit der Band „Rock the Bob“ & The Bigharmonicaman“ feinsten Rock’n’ Roll aus Hamburg. 

„Die Bands haben uns die Türen eingerannt, als sie gehört haben, dass wir den Saal für Konzerte öffnen, schließlich gibt es zwischen Hamburg und Segeberg nicht gerade viele Locations für Auftritte“, erzählt Roth. Einer, der wohl noch nichts vom neuen Hot Spot im südlichen Schleswig-Holstein gehört haben wird, ist der Loisach-Marci. Der Musiker aus Garmisch beeindruckt mit innovativem Alphorn-Techno und steht beim Gastgeber in Itzstedt ganz oben auf der Wunschliste: „Die Anfrage läuft schon.“

Rund 100 Gäste finden zwischen Bar und Bühne an eingedeckten Tischen Platz. Für Bewegungsfreudige gibt es sogar eine Tanzfläche. Wer einen Sitzplatz haben und vor Showbeginn essen möchte, sollte umgehend reservieren unter www.baysiamen.com; Spontanbesucher werden mit Fingerfood verwöhnt.

Und da das neue Betreiberpaar Abwechslung und Herausforderungen lieben, stehen ein paar Motto-Veranstaltungen an. „Vom 1. bis 14. März läuten wir erstmals die ‚Itzstedter Starkbierwochen‘ ein“, verrät Oliver Roth. Auf die Teller gäbe es Deftiges wie Kaspressknödel und Biergulasch. Am irischen Nationalfeiertag, dem St. Patrick’s Day, am 15. März, gibt es Kilkenny und Guinness im Ausschank sowie zünftigen Folk-Rock von der Band „Nuthouse Flowers”.

Auch zum thailändischen Neujahrsfest Songkran vom 12. bis 15. April planen die Wirtsleute Sonderaktionen, ebenso wie ein internationales Foodfestival im Sommer. Ein Termin im Herbst steht bereits: Am 28. September heißt es „O zapft is“ beim traditionellen Oktoberfest.

Bislang finden rund 40 Gäste im geschmackvoll dekorierten Restaurant Platz. Künftig sollen rund 30 weitere Plätze im vorderen Teil des Saals zur Verfügung stehen, der auch für private Feste wie Hochzeiten und Konfirmationen sowie für Geschäftsfeiern zu buchen ist. Zudem dient er seit Kurzem als Galerie für lokale Künstler. Aktuell stellt dort Heidi Gößner aus Itzstedt ihre verkäuflichen Acrylwerke mit Blumen und Stillleben aus.

„Im Frühjahr bauen wir noch einen bayerischen Biergarten samt klassischem Maibaum und rustikalen Möbeln, an denen sich unsere Gäste traditionelle bayerische als auch exotische thailändische Spezialitäten schmecken lassen können“, versichern Bangorn und Oliver Roth.

Alveloher Lions-Damen helfen dem Weihnachtsmann

Kaltenkirchen Im Begegnungszentrum „Mittendrin“ der Lebenshilfe in Kaltenkirchen stapeln sich hübsch verpackte Geschenke. Ist hier etwa das Lager des Weihnachtsmanns? Nahe dran, denn der hat Verstärkung vom ersten deutschen weiblichen Lions Clubs aus Alveslohe bekommen.

Zum vierten Mal hatten die „Löwinnen“ zum virtuellen Nikolauslauf aufgerufen, um bedürftigen Kindern ihre Herzenswünsche zu erfüllen. „Mit Startgeldern, Spenden und Laufpaten sind 3200 Euro zusammengekommen“, freut sich die Organisatorin Claudia Erdmann. 47 Hobbyläuferinnen und -läufer hatten eine jeweils selbstgewählte Strecke zurückgelegt – als Gassi-Runde, beim Waldlauf und sogar am Strand im Karibikurlaub, wie „Beweisfotos“ zeigen, die den Lions zugesandt wurden.

Der Erlös wurde nun in Form von liebevoll verpackten Geschenken an die Lebenshilfe übergeben. Die Institution betreibt in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg die Integrations-Kitas „Pusteblume“, „Wiesenpark“ und „Kinderzeit“ sowie eine Frühförderung, die sich um Kinder mit Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen kümmern. 

„Oft ist in den Familien zudem das Geld knapp und für Geschenke bleibt nicht viel übrig“, weiß Annegret Rodemund von der Frühförderung. Aktuell werden 140 Familien betreut, „und die Warteliste ist lang, weil auch bei uns Personal fehlt.“

98 Kinder in den Einrichtungen und deren Geschwister zwischen drei Monaten und 16 Jahren hatten ihre Wunschzettel gemalt, geschrieben und zum Teil sogar gedichtet. „Auf zwölf von ihnen standen ausschließlich eine warme Jacke oder ein Paar Schuhe“, sagt Claudia Erdmann beklommen. „Heiß begehrt waren in diesem Jahr ferngesteuerte Autos, Klassiker wie Lego und Playmobil, aber auch Tonies, Lol-Puppen und Magic Mixies. Da musste ich erstmal Google fragen, um was es sich da handelt“, erzählt die Mutter zwei erwachsener Söhne lachend.

Um die Wünsche im Wert von jeweils 30 Euro zu erfüllen, waren die Lions-Ladies mehrere Tage unterwegs. Fündig wurden sie im Spielwarengeschäft Jumida in Henstedt-Ulzburg, bei Famila und Dodenhof in Kaltenkirchen. Alle gewährten großzügig Prozente und übernahmen sogar das festliche Verpacken, damit die Freude an Heiligabend umso größer sein wird.

Englisch? Spanisch? Norderstedter Schüler "staht op Platt"

Norderstedt „O Dannenboom, o Dannenboom, wo gröön sünd diene Bläder“, tönt es fröhlich aus einem Klassenraum der Offenen Ganztagsgrundschule Harksheide-Nord. Inge Krabbenhöft hat einen kleinen Weihnachtsbaum aus Holz und ein paar LED-Kerzen mitgebracht. Die 65-Jährige bringt einigen Vierklässlern plattdeutsche Weihnachtslieder und -gedichte nahe – nach Unterrichtsschluss, mit sehr viel Spaß auf beiden Seiten.

Und dass, obwohl sie gar keine Lehrkraft ist. „Ich wollte mich mit Beginn meiner Rente ehrenamtlich engagieren. Zudem liegt mir liegt die plattdeutsche Sprache am Herzen und ich möchte meine Begeisterung gerne weitergeben“, erklärt die Norderstedterin, die auf der Halbinsel Angeln im Norden Schleswig-Holsteins auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Das Plattschnacken gehörte für sie zum Alltag. „Hochdeutsch war meine erste Fremdsprache“, sagt sie und lächelt verschmitzt.

Eine Freundin, die an der Grundschule Harksheide-Nord als Lehrerin arbeitet, brachte Inge Krabbenhöft auf die Idee, einen Workshop anzubieten. Bei Franziska Ginko, die die Schule seit September leitet, traf sie auf Begeisterung. „Ich war Plattdeutsch-Beauftragte an meiner alten Schule, habe Vorlese-Wettbewerbe organisiert und verbinde mit der Sprache schöne Erinnerungen an meine Großeltern in Lübeck. Zudem ist das Plattdeutsche eine regionale Sprache, die es zu erhalten gilt“, betont die 51-Jährige.

Eigentlich wollte es Inge Krabbenhöft in einem kleinen Rahmen angehen lassen, doch die Resonanz auf ihr Angebot war überwältigend. 20 Viertklässler meldeten sich für den Plattdeutsch-Schnupperkurs an, so dass drei Kleingruppen gebildet wurden – alle ohne Vorkenntnisse. „Unsere Nachbarin sagt manchmal was auf Platt zu mir, aber ich verstehe sie leider nicht, deshalb möchte ich es gerne lernen“, erzählt die neunjährige Melina.

„Ik bün nieschierig, wat de Wiehnachtsmann an Hilligabend bringen wart. Un i?“, fragt Inge Krabbenhöft in die Runde. Helena schaut sie stirnrunzelnd an: „Kannst du eigentlich auch fließend Deutsch oder nur Platt?“ Inge Krabbenhöft lächelt. Mit den Kindern spricht sie ausschließlich Niederdeutsch – nur im „Notfall“ geht es auch auf Hochdeutsch. „Ich möchte, dass sie sich reinhören und ein Gespür für die Sprachmelodie bekommen. Das Verstehen kommt dann fast von ganz allein.“

Am besten klappt das mit Weihnachtsliedern. „Loot uns froh un munter ween“ geht den Mädchen und Jungen bereits nach dem ersten Probelesen fast fehlerfrei über die Lippen. „Mit bekannten Liedtexten ist es ist einfacher, weil sich die Kinder die plattdeutschen Wörter erschließen können“, so die Hobby-Lehrende.

Zum besseren Verständnis hat sie eine Vokabelliste mit kleinen erklärenden Zeichnungen für Peerd (Pferd), Koken (Kuchen) und Plätten (Plätzchen) mitgebracht. „Ein bisschen schwierig ist, dass einige Buchstaben anders ausgesprochen als geschrieben werden“, findet Zoie. So wird etwa das „g“ in „opreegt“ (aufgeregt) wie „ch“ ausgesprochen, und aus „Abend“ wird „Obend“. 

Einige Kinder probieren sich aus, andere hören lieber zu. „Sie trauen sich manchmal nicht, etwas zu sagen, aber das kommt noch, denn wir wollen zusammen nur Spaß haben. Und Noten gibt es auch nicht“, bekräftigt die Mundartlerin, die auch ihre vierjährige Enkelin spielerisch ans Plattdeutsche heranführt.

Bosse hat keine Berührungsängste und versucht sich sogar schon an ersten kurzen Sätzen. „Ik speel Football. Die Sprache hört sich lustig an, das mag ich“, sagt der Neunjährige. „Tatsächlich lässt sich vieles auf Plattdeutsch netter ausdrücken. Dösbaddel statt Dummkopf – sogar Beschimpfungen klingen nicht so hart“, bestätigt Inge Krabbenhöft. 

Ihre Schülerinnen und Schüler seien kleine Wundertüten und würden sie immer wieder überraschen. „Ich bin beeindruckt, wenn eine Viertklässlerin oder ein Viertklässler neben Deutsch und Englisch noch eine weitere Sprache lernen möchte.“

Zwar ist Niederdeutsch nach der „Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ zu schützen und zu fördern, dennoch wird sie nur an einzelnen Schulen in den norddeutschen Bundesländern angeboten. „Durch meinen Beitrag möchte ich das Plattdeutsche ein Stückchen vor dem Verschwinden bewahren“, hofft Inge Krabbenhöft.

Zum Schluss der Stunde gibt es noch ein Weihnachtslied. Bei „Morrn, Kinner, sall’t wat geben“ singen alle laut mit. Als Dankeschön verteilt die Sprachlehrerin blau-durchscheinende „Muckelsteen“, kleine Handschmeichler, und bekommt das wohl schönste Kompliment von Zoie. „Was heißt auf Plattdeutsch: Ich fand das ganz toll?“, fragt das Mädchen. „Ik funn dat ganz dull“, übersetzt Inge Krabbenhöft und freut sich sichtlich. „Die Kinder geben so viel zurück und machen mich einfach glücklich.“

Plätzchen backen: Diese Damen verraten ihre Rezepte

Quickborn Butterplätzchen, Vanillekipferl, Zimtsterne und Engelsaugen – den meisten Menschen läuft bei dem Gedanken an süßes Weihnachtsgebäck sofort das Wasser im Mund zusammen. Die Stadtbücherei Quickborn machte am zweiten Adventssamstag noch mehr Appetit aufs Backen und lud zu einer Lieblingsplätzchen-Tauschbörse ein – mitzubringen waren leckere Kostproben und die dazugehörigen Rezepte.

Mit dabei war auch die passionierte Hobby-Bäckerin Hannelore Wulff. Die Quickbornerin hatte mehrere gut gefüllte Plastikdosen unter anderem mit Orangen-Schneebällen und Schneeflöckchen dabei, die sie zum Probieren auf einem Teller anrichtete und herumreichte. „Braune Kuchen sind die Lieblingsplätzchen meines Mannes, der aus Nordfriesland kommt und mit den für die Region typischen Keksen aufgewachsen ist. Sie sehen zwar nicht schön aus, sollen aber gut schmecken, wurde mir gesagt“, erzählt die 80-Jährige und lächelt schelmisch. „Ich esse nämlich gar nicht so gerne Plätzchen. Mir ist ein Stück Streuselkuchen viel lieber, aber das Keksebacken gehört einfach zur Adventszeit dazu.“ Der Renner für ihre Familie und bei Nachbarn, die zu Weihnachten kleine Tüten zum Vernaschen bekommen, sind ihre Vanillekipferl. „Die backe ich schon seit ich 21 Jahre alt bin, und immer nach dem Rezept von Roland Gööck aus seinem Koch- und Backbuch – ein Klassiker, der in keiner Küche fehlen darf. Ganz wichtig ist, die Kipferl unbedingt mit echter Butter zu machen – alles andere schmeckt nicht. Früher hatte ich als Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern nur wenig Geld, aber an guter Butter habe ich nicht gespart. Dann wurden in der Adventszeit eben nicht so oft Kekse gebacken.“

Erika Müller hat zum Plätzchentausch in der Bücherei Sacher Spitzbuben mitgebracht – in Reminiszenz an ihre in Österreich lebende Schwester. „Im Original gehört Aprikosenmarmelade zwischen die Plätzchenhälften, aber ich mache sie mit selbstgemachtem Quickborner Blaubeer-Gelee“, sagt die 69-Jährige. „Ich backe eigentlich das ganze Jahr hindurch. Kekse schmecken auch im Sommer, dann gibt es eben keine Sterne, sondern andere Formen. Ich habe auch schon mal Platzkarten aus Mürbeteig für eine Hochzeit gebacken – die kamen prima an.“ Sie sei offen für vieles, „nur bei Zimtsternen streike ich. Meine Versuche endeten immer in einer ‚Schweinerei‘“, bekennt die gebürtige Offenburgerin. Ihr Tipp: Bei jedem Rezept 20 Prozent weniger Zucker verwenden als angegeben und Weizen- mit Dinkelmehl mischen– das sei etwas „gesünder“. 

Beim dem Stichwort bringt Silke Ehlers ihre Flohsamenkekse ins Spiel und reicht Kostproben in die Runde. Die seien zwar nicht unbedingt der Hingucker, seien aber sehr bekömmlich und hätten eine wohltuende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Und das Beste: Sie krachen so schön beim Abbeißen ebenso wie die ebenso knackigen Haferflocken-Nuss-Plätzchen. „Ich mag die lauten Kekse, die man nicht heimlich essen kann. Genuss muss man hören können.“ Mit der Zeit hat sich die Quickbornerin ein paar Tricks ausgedacht. „Da ich das lästige Ausstechen mit Förmchen nicht mag, benutze ich stattdessen ein Glas, mit dem zwei überlappende Halbmonde entstehen. Das geht schnell und es bleibt kaum Teig übrig.“

Die härteren Backwerke sind für Erika Müller nicht so nach ihrem Geschmack – „mein Fall sind eher die super mürben Orangen-Schneebälle“ –, dafür hat sie aber den ultimativen Tipp, wenn die Plätzchen ein wenig zu trocken geraten sind: Einfach einen Apfel mit in die Blechdose geben, das mache sie etwas weicher.

Während die Damen fröhlich plaudern und gegenseitig von ihrem mitgebrachten Gebäck naschen, eilt Kristina Preiß zwischen Kaffeemaschine und Fotokopierer hin und her. „Büchereien werden immer mehr zu Orten der Begegnung mit vielfältigen Angeboten zum Treffen“, sagt die Leiterin. „Außerdem ist die Veranstaltung nicht ganz uneigennützig, denn ich liebe Plätzchen“, gibt sie schmunzelnd zu. In einer spätabendlichen Aktion habe sie auf die Schnelle ein paar Zimtsterne fertigen wollen, allerdings seien die etwas aus der Form geraten. „Das sind wohl mehr bauschige Zimtwolken geworden.“

Nach zwei Stunden kosten, krümeln und knuspern sind die Süßigkeitsspeicher bei allen Teilnehmenden bis zum Anschlag gefüllt. „Das hat großen Spaß gemacht und war sehr lecker, aber jetzt habe ich Appetit auf ein herzhaftes Schwarzbrot mit Käse“, resümiert Hannah Gleisner und lacht.

Stute "Anni" sollte zu Salami verarbeitet werden – gerettet!

Wakendorf II/Seth Sie haben es wieder getan. Zum achten Mal konnten die engagierten Tierschützer des Vereins „4 Hufe im Glück“ Fohlen, Jährlinge und Zuchtstuten vor der Schlachtung bewahren. „Wir sind überglücklich, 16 Norikern das Leben gerettet zu haben, zumal es lange nicht danach aussah, dass wir überhaupt zur Auktion ins österreichische Maishofen würden reisen können“, sagt die Vereinsvorsitzende Stefanie Grabs-Samuels. Dort versuchen Züchter jedes Jahr Ende Oktober, „weniger qualitätsvolle“ Fohlen und ausrangierte Zuchtstuten meistbietend loszuwerden – bei vielen fällt der Zuschlag für den Schlachter, der die Tiere in qualvoller Anbindehaltung mästet, bevor sie getötet und zu Salami und Koteletts verarbeitet werden.

„Unser Konto war mit rund 30000 Euro an Klinik- und Tierarztkosten für unsere aktuellen Schützlinge mehr als überstrapaziert“, betont die Tierschützerin. Doch kurzfristig akquirierte Spenden und Sponsoren, die die freigekauften Pferde bis zur weiteren Vermittlung vorfinanzieren, machten die Reise ins Glück für elf Fohlen, zwei Jährlingsstuten und drei ältere Zuchtstuten möglich.

Eine davon ist Annsofia, eine 20-jährige, imposante, dunkelbraune Kaltblutstute, die acht Pferdekinder zur Welt gebracht hat und nun aussortiert wurde, weil sie nicht mehr tragend wurde. „Anni“ ist bei Sylke Schröder in Seth untergekommen. Die 52-Jährige ist eine von bundesweit acht Pflegestellen, in denen die Rettungspferde Kraft schöpfen können und aufgepäppelt werden, bevor sie in ihr „Für-immer-Zuhause“ vermittelt werden.

Die Kita-Erzieherin ist seit Kindesbeinen an eine Pferdefrau und hat ihr Herz an die „Dicken“ verloren. „Ich liebe ihren kompakten Körperbau mit dem ‚Herzchenhintern‘, ihr entspanntes und ruhiges Wesen. Noriker sind zwar imposant, aber sehr sanft“, schwärmt Sylke Schröder. Als ihr eigenes Pferd, auch ein Noriker, den sie zum Holzrücken eingefahren hatte, am 1. April starb, war schnell klar: Ohne Pferd geht es nicht. „Ich möchte mich aber finanziell und emotional nicht mehr so eng binden, daher kam die Idee einer Pflegestelle – für mich der Glücksfall des Jahrhunderts. Ich kann mich intensiv um ein Pferd kümmern und gleichzeitig ‚4 Hufe im Glück‘ helfen.“

Für 210 Euro monatlich hat sie extra eine Box in einem Offenstall in Seth angemietet; Tierarzt- und Schmiedkosten übernimmt der Verein.

Zusätzlich unterstützt Sylke Schröder den Verein ein- bis zweimal pro Woche auf dessen Weiden in und um Wakendorf II bei der Versorgung weiterer vierbeiniger Schützlinge und hat das Sponsoring von dem eineinhalbjährigen Wallach Elegant übernommen, der 2022 gerettet wurde.

Mit ihren 20 Jahren war „Anni“ mit der Nummer 175 das älteste Pferd auf der diesjährigen Auktion. „Es kann doch nicht sein, dass ein Besitzer, dessen Zuchtstute ihm fast jährlich ein Fohlen geschenkt hat, sich ihrer so entledigt“, ärgert sich Sylke Schröder, „das Pferd hat doch einen Anspruch auf ein schönes weiteres Leben ohne Zwangsträchtigkeiten.“

Als „Anni“ vor zwei Wochen mitten in der Nacht, nach 16 Stunden Fahrt, um 23.30 Uhr etwas steif aus dem Transporter stieg, hatte sie vor allem eines: Hunger. „Mit großem Appetit stürzte sie sich auf das Heu und inspizierte dann den Paddock“, erzählt die „Pflege-Mama“. Schon am nächsten Morgen wurde sie von „Anni“ mit einem fröhlichen Brummeln begrüßt – „da ging mir sofort das Herz auf und ich wusste, dass ich alles richtig gemacht hatte.“

Die Stute ist den Menschen zugewandt, aber auch vorsichtig, noch machen ihr einige Geräusche Angst. „Ich möchte ‚Anni‘ gut auf die kommende Reise in ihr endgültiges Zuhause vorbereiten und zeigen, was die Welt zu bieten hat.“ Dafür kommt Sylke Schröder morgens vor dem Job und abends vorbei. „Wir werden, nachdem sie sich eingewöhnt hat, spazieren gehen und auf unserem Reitplatz vielleiht Equikinetik (eine Art Pferdegymnastik) machen. Da sie geritten und gefahren sein soll, werde ich sie vielleicht anschirren, falls es ihr gefällt. Wenn nicht, möchte ich einfach nur mit ihr zusammen sein.“ Ein wenig Bauchschmerzen hat Sylke Schröder jetzt schon vor dem Tag des Abschieds. „Als Pflegestelle auf Zeit muss man versuchen, emotional Abstand zu halten, um vermitteln zu wollen – mal schauen, ob ich das kann.“

 

Der Verein freut sich über jede Unterstützung. Infos zu Vermittlungspferden, Pflegestellen und Spendenmöglichkeiten unter www.4hufeimglueck.com.

Leberkas und Satay Gai: Lokal vereinigt Bayern und Thailand

Itzstedt Ungewöhnlicher kann ein Gastronomie-Konzept wohl kaum sein: Bangorn und Oliver Roth bieten im ehemaligen „Juhls Gasthof“ in Itzstedt seit kurzem bayerische UND thailändische Spezialitäten an. Im „BaySiamen“ steht „Bay“ für Bayern, Siam ist der alte Name Thailands und mit dem angehängten -en lässt sich der Name wie „beisammen“ aussprechen.

Und der ist Programm. „Essen und Trinken ist in Bayern wie auch in Thailand ein Ausdruck von Geselligkeit, ein gesellschaftliches Event und eine Lebensphilosophie, die beide Kulturen verbindet“, erklärt Oliver Roth, der in elterlichen Hotels in Kempten aufgewachsen ist und sieben Jahre das Western-Restaurant „Mones“ in Bad Segeberg betrieben hat. Seine Frau Bangorn stammt aus dem Norden Thailands und hat ebenfalls Erfahrung in der Branche.

Der gastronomische Spagat ist gewagt, aber wohl geglückt. „Die ersten zwei Wochen waren wir jeden Tag ausgebucht, haben sogar schon die erste Hochzeit ausgerichtet und einige Reservierungen für Weihnachts- und Geburtstagsfeiern erhalten, Vereine und Verbände haben für Versammlungen angefragt“, freut sich der 60-Jährige „Olli“ Roth.

Dabei war er gar nicht auf der Suche nach einem neuen Restaurant gewesen. Anfang Juni kam ein Anruf von einem Gemeinderatsmitglied aus Itzstedt, ob er sich vorstellen könne, den Traditionsgasthof in der Schützenstraße zu übernehmen. Der gehört seit 2017 der Gemeinde und hatte seitdem viele verschiedene Betreiber, die nicht richtig Fuß fassen konnten.

Anfangs wollte Oliver Roth auf keinen Fall die Wirtschaft übernehmen, aber das Thema ließ ihn und seine Frau im Urlaub nicht los. „Wir haben auf fünf Seiten Gegenargumente aufgelistet, warum wir nicht einsteigen wollten, doch die Verhandlungen mit der Gemeinde waren so offen und ehrlich, dass wir letztlich zugesagt haben.“ Den Ausschlag hätte schließlich die Zustimmung der ehemaligen Besitzerin „Püppi“ Juhls zur Namensänderung der des alteingesessenen Betriebes gegeben.

„Uns war klar, dass wir keinen klassischen Dorfgasthof mit Kohlrouladen und Gulasch eröffnen, sonders etwas Besonders bieten wollen“, so Roth. Und so gibt es bayrischen Leberkas und Hähnchenspieße Satay Gai, Schwammerl-Rahmschnitzel und Fleischsalat Laab Moo, resche Schweinshaxn und Mu Kratha, Thai Hot Pot-Barbecue – jeweils auf zwei getrennten Speisekarten, aber aus einer Küche.

Die Inhaber stehen selbst am Herd, zudem konnten sie den renommierten Koch Benjamin-Alexander Fries für sich gewinnen. Der Deutsch-Thailänder arbeitete die vergangenen 14 Jahre in den besten Thai-Restaurants Londons und wollte aus Familiengründen zurück nach Deutschland.

Die drei Gasträume mit rund 40 Plätzen sind dezent und keinesfalls kitschig dekoriert. Neben einem Buddha stehen ein paar Bierkrüge, an den Wänden hängen Hirschgeweihe und fernöstliche Landschaftsbilder. Der Saal bietet bis zu 200 Personen Platz und ist mit „exzellenter, neuerster Technik ausgestattet“, wie Roth betont, „für die sich die Gemeinde Einiges kosten lassen hat.“ Neben der Vermietung für Privat- und Firmenfeiern sind künftig Konzerte, Motto-Events, Comedy und Poetry Slam geplant. Den Anfang macht am dritten Advent, 17. Dezember, eine Show mit Elvis-Imitator „Shelvis“. Den Barbereich möchte Roth im kommenden Jahr zu einem Saloon umbauen sowie den Außenbereich gestalten und auf einer neuen Terrasse Kaffee, Kuchen und Eis anbieten.

Vorerst in die Küche von 17 bis 20 Uhr in der Woche und am Wochenende bis 21 Uhr geöffnet und es gibt mit Mittwoch und Donnerstag zwei Ruhetage, doch das kann und soll sich ändern, wenn das „BaySiamen“ bei den Gästen ankommt. Übrigens wird noch Verstärkung im Service, in der Küche sowie für die Reinigung gesucht.

Ringreiten in Tangstedt

Tangstedt. Das Objekt der Begierde ist ein drei Zentimeter kleiner Metallring, der in Kopfhöhe an einem „Galgen“ baumelt. Den Blick darauf fokussiert und mit einer bunten Lanze bewaffnet, galoppiert Maike Peters mit Schimmelpony Josy beherzt heran. Ein sattes „Klong“ ertönt – Treffer! Für das traditionelle Ringreiten, das nach dreijähriger Pause am 2. September im Tangstedter Ortsteil Wilstedt stattfindet, trainiert die Landwirtin an einer Eigenkonstruktion aus bunten Holzpfählen und Seilen auf ihrer Hauskoppel in Nahe. „Ich freue mich sehr, dass das Event mit Volksfestcharakter endlich wieder stattfindet“, sagt die 45-Jährige.

War dafür bisher das Pfingstwochenende auf dem Dorfplatz samt Verpflegung durch die Freie Feuerwehr am Grill und der Landfrauen am Kuchenbüffet gebucht, startet der örtliche Ringreit-Verein in diesem Jahr nicht nur personell, sondern auch zeitlich neu durch. „Wir haben viele Rückmeldungen von Startern und Besuchern erhalten, die die Feiertage gerne anderweitig nutzen möchten. So kam der Termin im Spätsommer zustande“, erklärt Carolin Möller, seit Jahresbeginn neue Vereinsvorsitzende.

Um acht Uhr werden Kinder zwischen vier und 15 Jahren an den Start gehen, die jüngsten in einer Führzügelklasse, ab 14 Uhr steigen die Erwachsenen in den Sattel. Zehn Mal muss jeder Reiter im Galopp durch den 15 Meter langen, mit Zweigen geschmückten Laubengang, um mit der „Pike“, ähnlich einem Schraubenzieher, den Ring zu angeln. Bei Gleichstand finden ein oder mehrere Stechen statt – unter zunehmend erschwerten Bedingungen. „Die Ringe werden kleiner, es wird mit unhandlichen Lanzen gestochen, ohne Sattel geritten oder es erfolgt sogar ein Pferdetausch – wir haben viele Möglichkeiten, den wahren Ringreitkönig oder -königin zu ermitteln“, sagt die 30-Jährige, die weiß, wie es geht. Bereits dreimal in Folge wurde die Tangstedterin zur Ringreit-Majestät gekürt und rechnet sich auch bei der Wiederauflage des Turniers gute Chancen aus.

In der Ringreiter-Szene sind Carolin Peters und Maike Peters „gefürchtet“. Von März bis Oktober räumen sie fast jedes Wochenende zwischen dem südlichen Schleswig-Holstein und Dithmarschen bei so manchem Wettbewerb die vorderen Plätze ab. Drei Kartons mit Pokalen stehen allein im Keller von Maike Peters. Plus die Trophäen in ihrer Wohnzimmervitrine, Ehrungen als Kreismeisterin und Vize-Mannschafts-Landesmeisterin.

„Ringreiten ist eine Familientradition“, sagt die blonde Reiterin und lacht. Schon Vater Hans-Peter Looft sattelte seinerzeit in Bimöhlen einmal im Jahr sein bäuerliches Arbeitspferd für das dörfliche Ringstechen. Und Enkelin Lena-Marit Peters tritt ebenfalls in seine Reitstiefelstapfen.

„Mit dem Pferd ein harmonisches Team zu bilden, ist extrem wichtig, denn wenn das Pferd nicht rund läuft, trifft man auch nicht“, betont die 16-Jährige. „Wenn der Metallring klappert oder sogar auf den Pferdekörper fällt, reagieren manche Tiere panisch, buckeln oder rennen unkontrolliert los.“ Wer kann, übt daher vorher. Deshalb treffen sich mindestens einmal pro Woche mehrere Reiterinnen auf Peters hauseigenem Trainingsparcours auf der Kuhweide in Nahe.

Dabei ist auch Jennifer Stange mit dem 13-jährigen Wallach Pepe. „Ringreiten ist etwas ganz Besonderes. Bei Dressur- und Springturnieren stehen Ehrgeiz und Erfolg im Vordergrund, bei uns vor allem der Spaß und die Gemeinschaft“, erzählt die 24-Jährige. Ihr Tipp: Den Ring schon an der Startlinie ins Visier nehmen, ein ruhiges Händchen und das Pferd sein Tempo laufen lassen.

Dass es beim Ringreiten nicht allzu ernst zugeht, zeigen zwei besondere Auszeichnungen, auf die allerdings keiner besonders scharf ist. Wer keinen einzigen Ring erwischt, darf sich „Blindstecher“ nennen und erhält eine Flasche Korn als Zielwasser. Und wer während des Wettbewerbes vom Pferd fällt, wird als „Sandreiter“ gekürt und bekommt zur Stärkung eine Brötchenkette, die dem Pferd wie ein Siegerkranz um den Hals gelegt wird.

 

Noch gibt es freie Startplätze (15 Euro) für das Turnier am 2. September. Anmeldungen per E-Mail unter ringreiten-wilstedt@gmx.de.

Riechen, schmecken, erleben – Tropen-Feeling im Himmelmoor

Quickborn Mit einem Vorurteil räumt Verena Lange gleich zu Beginn des Gesprächs auf. „Moore sind weder dunkel und eintönig, noch langweilig und lebensfeindlich“, sagt sie. Und muss es wissen, denn die Quickbornerin ist eine von 20 Moorführern und Moorführerinnen, die bundesweit erstmals von der Loki Schmidt Stiftung ausgebildet und Mitte Juli zertifiziert wurden.

„Moore sind ein faszinierendes, vielseitiges Universum, es lohnt, genau hinzuschauen“, schwärmt die 57-Jährige, Mitglied im Förderverein Himmelmoor. Als studierte Landschaftsplanerin und Baumschulgärtnerin ist sie eigentlich vom Fach. Doch auch sie lernte erst während der dreimonatigen Ausbildung, kleine Schätze zu erkennen und weiß nun auch, was nicht hierhergehört – wie das Pfeifengras. „Bisher habe ich mich bei meinen Besuchen im Himmelmoor immer daran gefreut, doch nun weiß ich, dass es eine Zeigerpflanze für ein bedrohtes Moor ist.“

„Etwa 95 Prozent der Moorflächen in Deutschland sind entwässert, abgetorft oder werden landwirtschaftlich genutzt. Das ist alarmierend, denn sie bieten Lebensräume für hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten und sind die größten und effektivsten Kohlenstoffspeicher auf der Erde, wenn sie intakt sind“, erklärt Timo Zeimet, Projektleiter der Loki Schmidt Stiftung. „Moore brauchen deshalb unseren Schutz. Neben der Renaturierung gehört die Vermittlung von Wissen um das wertvolle Ökosystem dazu.“

Mit künftigen Führungen möchte Verena Lange Klein und Groß für das jahrtausendealte Himmelmoor vor ihrer Haustür begeistern. Und das mit allen Sinnen. „Moor muss man erleben, fühlen, schmecken und riechen, um Respekt und Verständnis zu bekommen“, sagt die frischgebackene Naturführerin und steckt sich ein paar Brösel Torf in den Mund. „Schmeckt wie Salatsauce – zumindest genauso sauer. Das kommt durch den pH-Wert unter vier“, resümiert sie grinsend.

Weiter geht es auf dem vier Kilometer langen Rundweg. Die Reste von weißen, flauschigen Wollgras-Samenpuscheln säumen malerische Wasserflächen. „Mit ihnen wurden früher Kopfkissen gestopft“, erklärt Lange. Am liebsten demonstriert sie das „Torf-Trampolin“. „Vor allem Kinder jubeln, wenn sie auf dem federnden Boden liegen und durch die Schwingungen ‚fliegen‘, die andere durch ihr Hüpfen erzeugen“.

Wer die Perspektive wechselt und auf die Knie geht, kann sogar „Tropen-Feeling“ genießen. Der nur wenige Zentimeter hohe Sonnentau ist eine fleischfressende Pflanze, die Fliegen und andere kleine Insekten mit ihren klebrigen Tentakeln fängt. Gefährlich werden können die im Himmelmoor vorkommende Kreuzottern – vor allem Hunden oder im hohen Gras spielenden Kindern, denn die scheuen Schlangen injizieren ein blut- und gewebezersetzendes Nervengift. Ein Biss kann ernste Folgen haben, in schwerwiegenden Fällen ist die Gabe eines Gegengiftes erforderlich. „Hunde gehören daher an die Leine, Zweibeiner tragen feste Schuhe und bleiben immer auf den Wegen“, mahnt Verena Lange.

Für sie sind zwei Stunden im Moor wie ein Kurzurlaub in Schweden: „Der Blick über die weite Landschaft und die Stille sind einfach wunderschön.“

Mit rund 600 Hektar war das Quickborner Himmelmoor das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins. Seit dem 18. Jahrhundert wurde Torf gestochen. Erst mühsam von den Parzellenpächtern per Hand, ab 1870 im großen Stil auch mit Maschinen. Unzählige Kubikmeter Torf wurden als Heizmaterial verbrannt oder dienten als Blumenerde. Bis zu sieben Meter Moorkörper gingen verloren. Der Blick von einem der Aussichtshügel auf Originalniveau macht jeden Besucher betroffen. „Was über 10000 Jahre gewachsen war, hat der Mensch in nur 200 Jahren vernichtet“, bedauert Lange. Einsicht und Umkehr erfolgten, als das Thema Klimaschutz immer wichtiger wurde. Mit dem Torfabbau war 2018 Schluss und die Wiedervernässung vorrangig. Seit Anfang des Jahres ist das Himmelmoor Naturschutzgebiet.

Der Förderverein Himmelmoor entstand 2005 und hat aktuell 70 Mitglieder. Im ehemaligen Torfwerk richtete der Verein eine informative Ausstellung ein, die zu einem Museum ausgebaut werden soll. Geöffnet ist jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr. In der Zeit, in der auch die Torfbahn Fahrten anbietet, finden Führungen spontan oder nach Anmeldung über den Verein (www.foerderverein-himmelmoor.de) statt sowie über die VHS Quickborn (www.vhs-quickborn.de) am 17. August, 2., 17. und 20. September.

Pferde vor dem Tod gerettet: über Real Madrid nach Wakendorf

Wakendorf II Fast täglich bekommen die Pferderetter des Vereins „4 Hufe im Glück“ Hilfsanfragen – doch diese war besonders.

„Eine befreundete Schwedin, die für die polnische Centaurus Stiftung arbeitet, informierte mich per WhatsApp, dass ein portugiesischer Pferdetrainer zehn Lusitano-Mix-Jährlinge beim örtlichen Schlachter entdeckt hätte und Unterstützung für den Freikauf benötigte“, erzählt Vereinsgründerin und -vorsitzende Stefanie Grabs-Samuels. Kurze Rücksprache mit dem Team, dann stand fest: Wir sind dabei, denn Tierschutz kennt keine (Staats-)Grenzen.

Entsprechende Posts in sozialen Netzwerken sorgten für Aufmerksamkeit und weckten das Interesse bei vielen Pferdefreunden – darunter auch bei Jessica Kroos, Ehefrau des deutschen Fußballnationalspieler Toni Kroos, der aktuell für Real Madrid spielt und mit seiner Familie in der spanischen Metropole lebt. Per Instagram schrieb Jessica Kroos den Verein an und bot für die Rettungspferde ein vorübergehendes Quartier auf deren langer Reise nach Norddeutschland an. Doch dabei sollte es nicht bleiben. „Spontan hat sie sich in drei der Jährlinge verliebt, die nun bei ihr bleiben“, freut sich Stefanie Grabs-Samuels.

Für den Rest der Truppe ging es in mehreren Transporten weiter. Zwei junge Stuten sind in eine Pflegestelle an der Ostsee gezogen, die meisten der anderen kamen auf die großen Vereinsweiden in Wakendorf II. Abgemagert, verängstigt – aber in Sicherheit.

„Aus den avisierten zehn Tieren sind letztlich 14 geworden, da wir bei zwei älteren Stuten und einem hochtragenden Pony, das angekettet vor dem Schlachthof stand, einfach nicht Nein sagen konnten. Wir sind dann nach Madrid geflogen, um die Tiere, die wir ‚blind‘ gekauft hatten, kennenzulernen und waren sofort angetan von ihrer sanften Schönheit und der Magie, die sie ausstrahlen“, schwärmt Sonja Welchering. Die 36-Jährige engagiert sich seit dreieinhalb Jahren bei „4 Hufe im Glück“ und hat bereits selbst drei Rettungspferde übernommen.

Warum und unter welchen Umständen die Tiere beim Schlachter landeten, weiß keiner; Papiere gab es auch nicht. „Ich habe in sieben Jahren Vereinsgeschichte bereits so viel Elend gesehen und erlebt, dass mich die Vorgeschichte der Tiere nicht interessiert. Aber traurig ist, dass es Leute gibt, die gesunde, junge Pferde töten lassen wollen, die so anhänglich und menschenbezogen sind wie etwa Osiris“, sagt Stefanie Grabs-Samuels. Der dreijährige Hengst ist ein Hingucker, zeigt sich sehr freundlich und höflich im Umgang und blüht in der Jungs-Herde jeden Tag mehr auf.

Das gilt auch für Valeria und Esperanza. Mit dem letzten Transport aus Portugal kamen die beiden Muli-Stuten vor zwei Wochen im Norden Hamburgs an – sehr verschüchtert und schreckhaft. Seitdem verbringen die Tierretter täglich Stunden bei den Langohren auf der Weide. Und der Einsatz lohnt sich. „Sie haben erstaunlich schnell Vertrauen gefasst und lassen sich schon etwas streicheln“, berichtet Stefanie Grabs-Samuels glücklich und verteilt etwas Fliegenspray im Gesicht von Esperanza. Die spürt, dass Berührungen ihr guttun, und brummelt die Menschen freudig an, wenn sie zu ihr auf die Weide kommen. „Trotz schlechter Erfahrungen, gibt sie uns Zweibeinern eine neue Chance“, sagt die 49-Jährige gerührt.

Einige der portugiesischen Vierbeiner sind bereits erfolgreich vermittelt worden, wie etwa Xakira und Hirana, die zusammen in Norderstedt ein liebevolles Zuhause gefunden haben. Andere warten noch auf „ihre“ Menschen, um einen glücklichen Neustart in Deutschland zu beginnen.

Tierschutz ist teuer. Die Rettungsaktion hat den Verein rund 23000 Euro gekostet, der sich über Spenden, Sponsoren, Fördermitgliedschaften und Patenschaften finanziert. „Und wir möchten noch viel mehr Pferden, Ponys, Eseln und Mulis helfen“, versichert die Vereinsvorsitzende. Im Herbst soll es wieder über die Grenze(n) gehen. Dann steht die jährliche Auktion im österreichischen Maishofen an, von der aus viele Noriker- und Haflingerfohlen ihre letzte Reise in italienische Schlachthöfe antreten, wenn sie nicht von Privatleuten oder Tierschützern ersteigert werden. „Auch hier wollen wir unbedingt wieder vor Ort sein und benötigen dafür dringend finanzielle Unterstützung. Wir können zwar nicht alle retten, aber für jedes einzelne Tier lohnt es sich und verändert seine Welt“, bittet Stefanie Grabs-Samuels.

 

Weitere Infos gibt es unter www.4hufeimglueck.com.

Bei sengender Hitze: Läufer schaffen 2353 Sportplatzrunden

Kaltenkirchen/Alveslohe. Bei schweißtreibenden 27 Grad sorgten Rasensprenger, Campingdusche und viele kühle Getränke für Erfrischung beim sechsten Benefizlauf des Lions Club Alveslohe.

Im Marschwegstadion der Kaltenkirchener Turnerschaft gingen am Sonntag 69 Läuferinnen und Läufer aller Altersklassen an den Start und legten zusammen 944,6 Kilometer für den guten Zweck zurück. Jeder Teilnehmer hatte im Vorwege einen oder mehrere Laufpaten gemeldet, die pro gelaufener Runde mindestens 50 Cent spenden. Einige regionale Unternehmen sponsorten ihre Sportler sogar mit bis zu fünf Euro.

„Bei insgesamt 2353 gelaufenen Runden á 400 Meter kamen 7000 Euro zusammen, die wir mit Freude an die Tafeln in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg weiterreichen. Sie brauchen dringend Unterstützung. Nach wie vor sind sie in einer prekären Lage, da immer mehr Menschen auf die Hilfe der Tafeln angewiesen sind, die Lebensmittelbeschaffung über Supermärkte und Industrie jedoch immer schwieriger wird“, sagt Lions-Dame und Eventorganisatorin Claudia Erdmann.

Bei den Herren siegte zum vierten Mal der Hamburger Ulrich Niehuß (147 Runden/58,8 km) vor Thorsten Themm aus Nortorf (134 Runden/53,6 km) und Jan-Philipp Struck aus Bönen (129 Runden/51,6 km). Bei den Damen rangierten die Kisdorferin Bettina Domke und Regine Dörte aus Kaltenkirchen bei jeweils 106 Runden und mit 42,4 km knapp über der Marathon-Distanz ganz vorne. Platz drei belegte Yvonne Zindler aus Oersdorf (83 Runden/33,2 km).

Platz eins bei den Kindern ging an Lya Jittler und Tyron Henrich, gefolgt von Kim Lohse und Vladyslav Burow sowie Isabell Nordt und Jona Schulz. Zudem legten alle jungen Aktiven das Kinder-Laufabzeichen in Gold ab.

„Wir danken allen Teilnehmern, Laufpaten und Sponsoren für ihren Einsatz und hoffen im kommenden Jahr, wie vor Corona, wieder eine dreistellige Läuferzahl zu erreichen“, wünschen sich die Alvesloher Löwinnen.

Riskieren Sie doch mal einen Blick in Nachbars Garten

Henstedt-Ulzburg/Wakendorf II Am 17. und 18. Juni öffnen Gartenbesitzer in Schleswig-Holstein und Hamburg im Rahmen der Aktion „Offener Garten“ wieder ihre blühenden und grünenden Paradiese. Unter den 236 Teilnehmern sind Naturoasen und Rosenträume, Stadtidyll und Landhaus-Eldorado, Staudenanlagen und Kräuterbeete, Gartenprojekte und Gärtnereien.

Seit 24 Jahren begeistert der „Offene Garten“ Naturliebhaber im Norden. Hinter jedem Gartenzaun gibt es etwas zu entdecken. Manche Gastgeber laden zum Plausch bei Kaffee und Kuchen ein, andere haben Ableger ihrer Pflanzen abzugeben oder präsentieren dekoratives Kunsthandwerk.

Susanne Oltmanns ist zum ersten Mal mit dabei. „Wir haben einen wunderschönen Garten, der uns viel Freude macht, und die möchten wir mit anderen teilen“, sagt die 65-Jährige. „Bisher waren wir am Veranstaltungswochenende immer im Urlaub. Doch dieses Jahr sind wir zuhause und nun bin ich auf interessierte Besucher gespannt und freue mich zwischen 12 und 18 Uhr auf anregende Gespräche unter Gleichgesinnten.“

Seit 30 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann Claus in der Waldschneise 33 in Henstedt-Ulzburg und hat auf 2000 Quadratmetern einen „liebevoll von ordnender Hand gepflegten Garten“, wie sie es nennt, angelegt. Vor dem Haus laden zwei Teiche mit Seerosen, Goldfischen und unzähligen quakfreudigen Fröschen zum Beobachten ein, auf der Rückseite öffnet sich der „Romantikgarten“ mit akkurat getrimmtem Rasen, dekorativem Apfelbaum, üppig bewachsenen Rosenbögen und Brunnen. Und hinter mächtigen Bäumen geht es noch weiter – in den Privat-Wald. Susanne Oltmanns hat extra einen Rundweg anlegen lassen, um zwischen hohen Fichten, üppigen Funkien und Kaukasus-Vergissmeinnicht ihren Gedanken freien Lauf lassen zu können. „Ich liebe die friedliche Stimmung und das Spiel zwischen Licht und Schatten – es ist ein sehr kontemplativer Ort.“

Einmal pro Woche hat sie Unterstützung durch einen Gärtner. „Wir haben alle Beete bewusst pflegeleicht gestaltet und ein Bewässerungssystem im Boden verlegt – das spart Zeit und beschert uns mehr Genuss-Momente in unserem kleinen Paradies“, sagt die Rosenliebhaberin.

Mit der „Königin der Blumen“ hat es Kunje Ketelsen nicht so, obwohl es auf seinem Anwesen in Wakendorf II – so darf man es angesichts einer Größe von 13500 Quadratmetern ruhig nennen – etliche dornige Schönheiten gibt. Viel mehr haben es ihm Bäume und Gehölze angetan.

„Als ich 1974 hierherzog, wollte ich von jeder Baumart ein Exemplar pflanzen.“ Das sei im Rückblick naiv gewesen, aber auf der ehemals „nackten“ Kuhweide haben inzwischen über 1000 Gehölze ihren Standort gefunden, darunter viele Raritäten wie der Taschentuchbaum, die rotlaubige Eiche, der Nymphenbaum und der Zimtahorn. Aus Amerika hat Kunje Ketelsen vor fast 50 Jahren sogar einige Schösslinge vom kalifornischen Mammutbaum mitgebracht, die sich auch in Deutschlands Norden wohlfühlen, wie ihre imposante Höhe zeigt. Auch der wohl größte Buchsbaum Deutschlands mit jeweils fünf Metern Höhe und Durchmesser ist in Wakendorf zuhause und hat diverse Ableger auf dem großen Areal „produziert“.

Beim „Offenen Garten“ ist der ehemalige Pädagoge schon seit vielen Jahren dabei und bietet Führungen durch seinen parkartigen Wald an, den er gerne zu einem Lehrpfad mit informativen Hinweisschildern machen möchte. Über jedes Gewächs kann er gut gelaunt etwas erzählen – auch über Rehe und Wühlmäuse, die am liebsten „ausländisch essen“ und sich mit Vorliebe über rotlaubige Jungbäume und japanische Ahorne, Ketelsens Lieblingsbäume, hermachen.

Neben Grünzeug gibt es unter kühlendem Blätterdach auch drei große Teiche mit Sitzmöglichkeiten zu entdecken, ein Hexenhäuschen aus Feldsteinen sowie Skulpturen und Installationen wie kuriose Schallplatten- und Bratpfannenbäume.

Besucher sind zwischen 10 und 18 Uhr willkommen und sollten auf jeden Fall einen längeren Aufenthalt einplanen. Die Adresse „Zum kleinen Arboretum 1“ ist Programm – schließlich bedeutet Arboretum Baumsammlung. Und der Hausherr hält es mit Johann Wolfgang von Goethe, denn schon der Dichter wusste: „Sammeln ist Liebe zu Dingen“ – und das gilt auch für Blumen, Pflanzen und Bäume.

 

Informationen zu Teilnehmern und die jeweils individuellen Öffnungszeiten gibt es unter www.offenergarten.de.

Angstfrei kochende Männer und ihre "himmlische Wurstbude"

Norderstedt. Sie hat 52 Jahre auf der Achse, weist Kult-Charakter auf und macht alle satt: die „Himmlische Wurstbude“. Eigentlich sollte die letzte Reise des ehemals kircheneigenen Imbisswagens der Vicelin-Gemeinde auf dem Schrottplatz enden, doch vor sechs Jahren nahmen sich engagierte Männer – später auch Frauen – des heruntergekommenen Gefährtes an.

Genauer gesagt die Kochgruppe „Männer völlig angstfrei an den Herd“, die, einst von Pastor Michael Schirmer gegründet, seit 24 Jahren den irdischen Genüssen frönt. Jeden dritten Freitagabend im Monat wird in der Gemeindeküche an der Ecke Immenhorst/Glashütter Damm gerührt, gebrutzelt und gebraten. Rund 20 Herren zwischen 34 und 80 Jahren bereiten sich zum Selbstkostenpreis ein schmackhaftes Drei-Gänge-Menü zu. Gekocht wird nach Rezepten, die Michael Mieding ausarbeitet. Er ist Profi, kommt aus dem Hotelfach, und liegt mit seinen Kreationen immer richtig.

„Wir kochen gerne saisonal. Gerade steht Spargel hoch im Kurs – aber nur als Beilage“, sagt Thomas Kirsch mit einem Augenzwinkern, „schließlich geht es bei uns sehr fleischlastig zu.“ Eines der Highlights war die Wildschweinkeule mit Rotweinjus, die im Winter auf den großen Tisch kam – ein Schlemmermahl für alle begeisterten Hobbyköche.

Doch nicht nur in der Küche wollen die Herren etwas ausprobieren. Der ehemalige Imbisswagen, den die Kirche viele Jahre für Gemeindefeste nutzte, hatte es ihnen angetan. „Das gute Stück hatte schon lange keinen TÜV mehr und gammelte auf seinem Stellplatz vor sich hin,“ erinnert sich Johannes Stelzer. Als Kfz-Meister tat ihm beim Anblick das Herz weh und so nahm er sich in Abstimmung mit den anderen Küchenmeistern des historischen Gefährtes von 1971 an.

„Anfangs dachte ich, nach drei Wochenenden intensiver Arbeit bin ich fertig, aber dann erlebte ich eine böse Überraschung“, erzählt der 34-Jährige. Chassis, Bleche, Elektrik – alles war durchgerottet und kaputt. Aus der „kleinen“ Reparatur wurde eine aufwändige Restaurierung.

Um die anstehenden Kosten stemmen zu können, gründeten die Herren der Männerkochgruppe im April 2018 mit weiblicher Unterstützung einen konfessionsoffenen Verein und kauften den Wagen für einen symbolischen Euro von der Gemeinde. „Wir brauchten einen Namen, der die besondere Verbindung herstellt und den haben wir mit ‚Himmlische Wurstbude‘ sowohl für den Verein als auch für den Wagen gefunden“, sagt der 1. Vereinsvorsitzende Thomas Kirsch.

Über 1500 Arbeitsstunden und rund 10000 Euro stecken in dem Prunkstück, an dem seit April 2017 gewerkelt wurde. Von außen ein Hingucker in Himmelblau mit weißen Wölkchen, innen mit Grill, Fritteuse, Dönerspieß, Schaschlikpfanne und großem Suppentopf ausgestattet. „Alles ist modular und variabel aufgebaut, so dass je nach Einsatz das richtige Equipment an Bord gebracht werden kann“, so Thomas Kirsch.

Currywurst mit der hauseigenen Sauce, die in der Gemeindeküche kreiert wurde, und Pommes Frites seien der Renner in der „Himmlischen Wurstbude“. „Wir nutzen sie ehrenamtlich für kirchliche und private Aktivitäten, vermieten sie in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Quickborn an Vereine und werden am 1. Juli auch bei der Musikmeile auf dem Norderstedter Rathausmarkt dabei sein“, erklärt der Vereinsvorstand.

Maximal zwei Veranstaltungen im Monat seien möglich. „Bis zu 300 Leute bekommen wir satt“, versichert der 63-Jährige.

Drei Euro kostet eine Bratwurst, ebenso eine Portion Pommes – Essen für den guten Zweck, denn Geld will der Verein damit nicht verdienen. Rund 1500 Euro kommen pro Jahr durch die Wurstbude rein und werden an bedürftige Menschen weitergegeben. „In diesem Jahr haben wir mit jeweils 500 Euro den Neuen Kupferhof, die Tafelstiftung Schleswig-Holstein-Hamburg sowie den Hamburger Verein Freunde blinder und sehbehinderter Kinder unterstützt“, berichtet Kassenwart Rolf Krohn.

Andere glücklich zu machen, ob mit kulinarischen oder finanziellen Spezialitäten, sei das Ziel. Und doch gibt es eigene Wünsche. „Unser Verein hat aktuell 33 Mitglieder. Durch einige Neuzugänge könnten wir vielleicht einen Pizzaofen anschaffen – und eine Abzugshaube, denn vor allem im Sommer wird aus der Wurstbude schnell eine Sauna-Bude“, so Thomas Kirsch.

Ping-Pong-Poesie

Henstedt-Ulzburg. Die Corona-Pandemie hat bislang seltsame Blüten getrieben: Mancher mistete wochenlang den Keller aus und sah zur Entspannung alle verfügbaren Netflix-Serien, andere entdeckten neue Hobbys für sich wie Kalligrafie, Puzzeln, Stricken oder Brotbacken. Zwei Henstedt-Ulzburgerinnen wurden anders kreativ und begannen in Lockdown-Zeiten einen dichterischen Schlagabtausch per E-Mail.

„Außerhalb der eigenen vier Wände fand nichts mehr statt, die Langeweile war grenzenlos und die Energie musste irgendwo hin“, erinnert sich Susanne Nähr (64). Fünf Kilometer Luftlinie entfernt ging es Heide Panterodt (66) genauso, die in den frühen Morgenstunden des 9. April 2021 eine zündende Idee hatte. „Was, wenn wir beide wieder Gedichte schreiben?“, mailte sie ihrer Freundin auf dem Rhen. Nun muss man wissen, dass die Lyrik-Ladys Profis im Verseschmieden sind. Zusammen haben sie bereits jahrelang kurze Gedichte als Einleitungen für die Auftritte ihrer DRK-Sketchgruppe „Die Spätzünder“ in der Kulturkate geschrieben.

Enorm motiviert gingen die Damen ans Werk, indem sie sich gegenseitig Alltagsthemen vorgaben: von „Überall im Haus liegt Staub“ über „Dilemma“, „Angst und Mut“, „Im Garten“, „Null Bock“, „Unkraut“ und „Ersatzteile“ bis „Diäten“. Die Ideen kamen Heide Panterodt vornehmlich beim Hundespaziergang, während Susanne Nähr frühmorgens zwischen Traum und Tag besonders innovative Einfälle hatte.

Viele Motive waren direkt auf die Frau gespielt, andere „angeschnippelt“ wie beim Ping-Pong-Spiel. Vereinzelt landete ein Themenvorschlag im Aus. „Weiberfassnacht ist so gar nicht meins“, betont Susanne Nähr und hat ihrer Karneval-Abneigung entsprechend in ihren Versen Luft gemacht.

Ein gutes halbes Jahr flogen nahezu täglich Ideen und Reime zwischen den Computern hin und her – vom knackigen Zwei-Zeiler bis zum opulenten 18-Verser. Mal lustig oder spöttisch, mal nachdenklich oder traurig, aber immer fantasievoll. „Ich bin Fan von Heinz Erhard und habe Spaß, mit Worten zu jonglieren und Erlebnisse aus meinem Leben in Versen zu verwenden“, bekennt Heide Panterodt, während Spielpartnerin Nähr den Humor und die Ausdrucksfähigkeit vor allem von Wilhelm Busch und Joachim Ringelnatz mag.

„Jedes Thema war eine Herausforderung und spornte zum Nachdenken an, schließlich wollte man etwas schreiben, was die andere nicht unbedingt erwarten würde, um den Ball gekonnt zurückzuspielen“, sagt Susanne Nähr rückblickend und bekennt mit einem Augenzwinkern: „Nach über 100 Gedichten war bei uns aus der einst spontanen Idee eine Sucht geworden, mit der wir andere gern anstecken wollten.“

Ein Buch sollte es werden, im Eigenvertrieb – fehlten nur noch ansprechende Illustrationen. Die steuerte Heidi Brommer-Thomsen, eine Schulfreundin von Susanne Nähr, bei. Die 65-jährige Lithografin ließ ihren Farbstiften freien Lauf und griff die Themen witzig-liebevoll in ihren Bildern auf. „Die Gedichte waren sehr inspirierend, immer mit einem Dreh oder einer überraschenden Pointe“, sagt die Norderstedterin.

Die schönsten 41 Verse haben es auf 75 Seiten in das Buch „Ping-Pong-Gedichte“ mit einem Einband in Tischtennisplatten-Grün geschafft. Ob als Geschenk oder für sich selbst kann es für zwölf Euro (plus Porto) per Mail bei susanne.naehr@online.de bestellt werden.

Wer ein paar Kostproben hören möchte, kommt am 30. Mai um 18 Uhr ins „Memorium“ hinter der Henstedter Erlöserkirche. Dort lesen die Lyrik-Ladys bei kostenlosem Eintritt im Rahmen der Kunst- und Kulturwoche Henstedt-Ulzburg (KuKuHu) mit musikalischer Unterstützung von Saxophonist Marc Löhrwald aus Hamburg, der bei einigen Musicals mitwirkte und 25 Jahre festes Mitglied des Schmidts Tivoli-Orchesters war.

Von Lampenfieber ist bei den Dichterinnen kaum etwas zu merken. „Wir sind quasi Profis und freuen uns, endlich wieder eine Bühne stürmen zu dürfen“, versichert Heide Panterodt. Allerdings ist sie etwas besorgt, was die Reaktionen des Publikums auf einige Texte angeht – „schließlich gibt man ab und an etwas sehr Persönliches von sich preis wie etwa in meinem Gedicht ‚Was fehlt‘“.

Im Übrigen gibt es wie beim Ping-Pong-Spiel Revanche – obwohl niemand verloren, sondern nur gewonnen hat. Heißt: Der dichterische Schlagabtausch geht weiter. „Für einen möglichen zweiten Band haben wir bereits jede Menge Literarisches vorgelegt. Auch wenn wir unser kreatives Tempo inzwischen gedrosselt haben, weil wir alle wieder mehr um die Ohren haben, schlagen wir nach wie vor mit Themen auf und retournieren wortreich – so ist das eben mit einer Passion, die einen gepackt hat“, erklärt Susanne Nähr. 

Museumsfest – wo Kinderträume wahr werden können

Norderstedt. Zum Internationalen Museumstag am 21. Mai verwandelt sich das Gelände im Friedrichsgaber Weg 290 zum 15. Mal in eine Festmeile für Klein und Groß. In und um das Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein sowie das Stadtmuseum Norderstedt findet von 11 bis 17 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit spannenden Vorführungen und kostenlosen Mitmachaktionen statt, die von Vereinen und Organisationen angeboten werden.

„Nach drei Jahren Corona-Zwangspause freuen wir uns sehr, endlich wieder eine große Familien-Veranstaltung mit Volksfest-Charakter auf die Beine zu stellen. Wir erwarten rund 4000 Besucher und wie immer strahlenden Sonnenschein“, sagt Dr. Hajo Brandenburg, Leiter des Feuerwehrmuseums. Erstmals dabei ist die Modellfluggruppe Norderstedt, die in der Plambeck-Halle Drohnen und Helikopter aufsteigen lässt, zudem reist ein Tanklöschfahrzeug aus Ratzeburg an, das vor dem Umbau als Polizei-Wasserwerfer seinen Dienst tat. In einem Outdoor-Pool sind ferngesteuerte Modellboote des SMC Albatros Ellerau zu bestaunen, auf einem Kettcar-Parcours kann das korrekte Verhalten im Verkehr geübt werden und „Reichtum“ verspricht eine Goldwaschanlage.

Das DRK vermittelt wichtiges Wissen über Erste Hilfe und die Rettungshundestaffel zeigt das Können der vierbeinigen Kollegen. Neben einer Kinder-Rallye mit über 100 Preisen, Wasserspielen, Hüpfburg, Höhenflug, Fahrradcodierung (15 Euro) und Ballonkünstler Mr. Jack gibt es mehrere Vorführungen des Kaspers, des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg-Hummelsbüttel und der Cheerleader des SV Friedrichsgabe. 

Beide Museen laden zum kostenlosen Besuch ein. Im Stadtmuseum sind die Ausstellungen „Mit dir bin ich ich“ zum 25-jährigigen Jubiläum des Vereins Chaverim sowie „Kunst ohne Barrieren“ der Schule am Hasenberg zu sehen. Dazu können Besucher an drei Bastelstationen fantasievoll kreativ werden. „Darüber hinaus freuen wir uns, erstmals das ArchäoMobil präsentieren zu dürfen – ein begehbares Erlebnisfahrzeug mit 15 Exponaten aus der Frühgeschichte Hamburgs“, begeistert sich Romy Rölicke, Leiterin des Stadtmuseums.

Da es nur wenige Parkplätze gibt, wird empfohlen zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen. 

Gut Kaden: Sonnenbrand und 15000 Euro für den guten Zweck

Alveslohe. Strahlender Sonnenschein prägte das 28. Benefiz-Golf-Turnier des Lions Club Alveslohe auf dem malerisch gelegenen Gut Kaden. Knapp 100 Spielerinnen und Spieler aus ganz Norddeutschland hatten gemeldet, 92 gingen jeweils in Zweier-Teams auf die Runde. „Zwei Teilnehmer kommen sogar aus Dänemark und Kanada und aus unseren Reihen sind fünf ‚Löwinnen‘ dabei“, freute sich Katja Pütz, Organisatorin und Vorjahres-Präsidentin des rein weiblichen Lions Clubs.

Bei den Startern waren etliche „Wiederholungstäter“ dabei. Elia Reincke etwa nahm bereits zum zwölften Mal an dem Benefiz-Turnier teil. „Neben dem guten Zweck wollte ich mir eine Runde auf diesem großartigen Platz ebenso wenig entgehen lassen, wie die sensationelle Verpflegung durch die Lions-Ladies“, betonte der Hamburger. Die waren mit ihren knallgelben Jacken nicht zu übersehen und sorgten neben Getränken mit Häppchen und Kuchen für allerlei handgemachte Leckereien, die ebenso im Startgeld von 120 Euro enthalten waren wie das anschließende Programm.

Nach sechs Stunden intensivem Golfspielen, das mancher Sportler mit einem leichten Sonnenbrand beendete, ging es zum Abendessen samt Siegerehrung ins Herrenhaus. Das Team Andrea Logemann und Pamela Lohse gewann mit 55 Nettopunkten vor Pietro Blasi und Dieter Mehrens (50 Punkte), Stephan Ruchhöft und Frank Dittmann (44 Punkte) kamen auf Platz drei. Neben stylischen Beton-Pokalen in Weinkühlerform, designt von Jens Wiechmann aus Kaltenkirchen, gab es erstmals auch Gutscheine für Restaurantbesuche und einen Maß-Pullover sowie 100 hochwertige Tombola-Preise.

Aus den Gesamteinnahmen des Tages übergab Lions-Präsidentin Sabine Lemke wie in den Vorjahren mit Hochachtung für deren Arbeit einen Scheck über 15000 Euro an den Verein „Don Bosco-Haus“ in Mölln. Die Vorsitzende Petra Harms war überwältig von der großzügigen Spende, die 165 Bewohnern der Therapie- und Fördereinrichtung für Menschen mit schwersten Mehrfachbehinderungen zugutekommt. „Wir sind für jede Hilfe dankbar, da wir keine öffentliche Förderung erhalten. Jeweils für die Hälfte des Betrages werden wir unseren barrierefreien Außenbereich mit Wassermatschtisch, Rutschbahnen und Rolli-erfahrbaren Hochbeeten ergänzen sowie in digitale Technologien, wie etwa ein Gerät zur Augensteuerung eines Computers, investieren, damit Menschen mit Behinderungen möglichst selbstbestimmt leben können.“

Und die Lions-Damen planen schon die nächste Aktion, um Spenden zu sammeln. Am 18. Juni findet der 6. Benefiz-Lauf im Kaltenkirchener Marschweg-Stadion statt. Infos und Nennungen unter https://alveslohe.lions.de.

Asyl für Baby-Eichhörnchen in Norderstedt

Norderstedt. Mit großem Appetit saugt Eichhörnchen-Baby Sid lebenswichtige Milch aus einer Einwegspritze. Zoe Goutas freut sich über jeden Schluck und zufriedenes Schmatzen ihrer neuen Pflegekinder. Sie sind die ersten in diesem Jahr, doch bereits seit drei Jahren kümmert sich die Norderstedterin hingebungsvoll um verwaiste und verletzte Kletterkünstler.

Ohne ihre Hilfe hätte das 80-Gramm-Leichtgewicht mit seinen vier Wochen alten Geschwistern Ellie, Peanut und Cashew keine Chance gehabt. „Das Muttertier hatte sich in einem Balkonnetz für Katzen verfangen und war nach seiner Befreiung nicht mehr zum Nachwuchs zurückgekommen. Da die Kleinen aber spätestens alle vier Stunden Milch brauchten, wären sie ohne Rettung verhungert“, erzählt die 24-Jährige.

Erste Kontakte mit den flinken Hörnchen hatte die Tierarzthelferin im Tierheim Süderstraße und bei der Wildtierhilfe Lüneburger Heide. „Jedes Lebewesen hat eine zweite Chance verdient“, betont Zoe Goutas, die zudem ein Fernstudium für Tierhaltung und Tierpsychologie abgeschlossen hat. Rund 70 Vierbeiner hat die junge Frau bereits aufgepäppelt und sich ein breites Wissen über die Spezies zugelegt. An ihrem Arbeitsplatz in der Tierklinik Quickborn ist sie die Expertin für die rotbraunen Nager – „sogar die Ärzte fragen mich öfter um Rat.“

Bis zu sechs Mini-Eichhörnchen kann Zoe Goutas gleichzeitig großziehen. Zwischen Februar und August hat sie immer volles Haus, denn Nachwuchs kann bis zu zweimal pro Jahr zur Welt kommen. Im Schnitt sind es vier Junge pro Wurf, die zunächst nackt, blind und taub sind. Die Lebenserwartung beträgt drei, in seltenen Fällen bis zu sieben Jahre. Besonders Jungtiere leben gefährlich. Von Katzen und Krähen werden sie oft aus Kobel genannten Nestern geholt; schwere Stürme oder Baumfällungen lassen sie unverschuldet obdach- und schutzlos werden.

Ellie, Sid, Peanut und Cashew kamen aus Hamburg-Alsterdorf zu Zoe Goutas. Für die intensive Pflege ihrer Schützlinge richtet sie ihren Alltag aus. Rund um die Uhr sind die handtellergroßen Tierchen immer mit dabei – auch bei der Arbeit , denn alle vier Stunden bekommen sie Babybrei und spezielle Milch für Hundewelpen – „auf keinen Fall Kuhmilch, denn die vertragen die Hörnchen nicht!“ Und nachts muss ebenfalls gefüttert werden – neugeborene Mini-Nager sogar alle 30 Minuten. „Zum Glück kann ich schnell wieder einschlafen“, sagt Zoe fröhlich. Bei Bedarf hilft die ganze Familie Goutas mit und selbstverständlich fahren die Hörnchen auch mit in den Kurzurlaub an die Ostsee.

Noch wohnen die vier flauschigen Geschwister in einer Transportbox samt Wärmematte. In einem Beutel kuscheln sie sich dicht aneinander. Wenn sie agiler werden, ziehen sie zunächst in einen Vogelkäfig um, machen erste Kletterversuche an Seilen und dürfen unter Aufsicht ihrer Ersatz-Mutter über das Sofa im Wohnzimmer toben. Mit etwa acht Wochen geht es zum ersten Mal nach draußen in eine große Voliere im Wald unweit des Hamburger Flughafens. Dort werden die Tiere noch zwei Wochen regelmäßig etwa mit Champignons, Karotten, Äpfeln und heißbegehrten Pinienkernen gefüttert, ehe die Tür spaltweit geöffnet bleibt. „So zutraulich die Eichhörnchen durch den intensiven Kontakt zunächst sind, so erstaunlich ist, wie schnell sie sich selbst auswildern“, sagt Zoe Goutas ohne Abschiedsschmerz. „Auch wenn es nicht alle schaffen – ich freue mich über jedes Tier, das durch meine Hilfe zurück in die Freiheit kommt.“

Schon als kleines Kind hatte Zoe Goutas ein großes Herz für alles, was kreucht und fleucht –wie ihre ganze Familie. „Bereits mit drei Jahren habe ich es geliebt, stundenlang Ameisen zu beobachten“, erinnert sich die Tierfreundin. Zum Haushalt zählen aktuell sechs Hunde, zeitweise Katzen, ein Papagei, Enten, aber auch mal ein Mini-Schwein und ein Lämmchen, das mit einer Windel im Haus umherlief.

„Ein Leben ohne Tiere kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn sie mir die Haare vom Kopf futtern.“ Rund 50 Euro betragen die monatlichen Kosten für Verpflegung und Medikamente pro Hörnchen-Patient. Zudem kümmert sich die 24-Jährige auch um Wildvogelküken sowie verunfallte Amseln, Meisen und Spatzen, die bis zur Auswilderung mit sieben Insektensorten aufgepäppelt werden. Kostenpunkt: 25 Euro pro Federball plus Brutautomat und Voliere, die mit 600 Euro zu Buche schlägt.

Keine Frage, dass sich die junge Frau über jede finanzielle Unterstützung ihrer privaten Tierrettung per PayPal an zoe@goutas.de freut. Und sie hat noch Großes vor: Zusammen mit ihrer Familie hat sie „Pangea“ ins Leben gerufen, derzeit ein Verein in Gründung, um einen Traum wahr werden zu lassen. „Ich möchte einen Resthof mit viel Land kaufen, um dort meine Wildtierhilfe mit einem Gnadenhof für verschiedene Tierarten zu kombinieren.“

 

Kontakt: Über das Netzwerk „De Kattekers“ (plattdeutsch für Eichhörnchen), den Verein Eichhörnchen-Notruf (Tel. 0700/200 200 12) und über ihren eigenen Facebook-Account kommen die Findelkinder zu Zoe Goutas nach Norderstedt. 

Wie Vorlesehund Jimmy Kindern hilft, Ängst zu überwinden

Quickborn. Jimmy mag alle Bücher – Romane, Krimis, Gedichtbände, sogar Reiseführer. Als Vorlesehund ist der Husky-Mix mit dem flauschigen Fell ein echter Profi in Sachen Literatur, denn jeden Freitag lauscht er mit gespitzten Ohren in der Stadtbücherei Quickborn, was ihm Kinder von der zweiten bis zur sechsten Klassenstufe vorlesen.

Der Gedanke dahinter ist, Mädchen und Jungen Hemmungen zu nehmen, wenn sie Schwierigkeiten beim Lesen oder beim Vortragen von Referaten haben. Während andere Kinder oder Erwachsene solche Schwächen korrigieren und kritisieren oder sich darüber sogar lustig machen, hört Jimmy einfach nur entspannt zu. „Ihm ist es egal, ob Wörter falsch betont werden oder sich der Lesende verhaspelt. Ganz wichtig: Jimmy bewertet nicht. Stattdessen gibt er dem Kind Sicherheit, reduziert Ängste und Stress. Da hilft auch mal eine Kuscheleinheit zwischendurch, dann geht es meistens schon viel besser. Je öfter das Team zusammen übt, desto mehr gewinnt das Kind an Vertrauen, Selbstbewusstsein und Leselust, deshalb empfiehlt es sich, über mehrere Wochen zu kommen und einen der kostenlosen Termine zu vereinbaren“, erklärt Inga Steinkopf.

Die Quickbornerin weiß, wovon sie spricht. Sie hat mit dem viereinhalbjährigen Rüden eine Ausbildung zum Therapiebegleithund absolviert und bereits viele positive Erfahrungen in der Interaktion von Zwei- und Vierbeinern gemacht. So war der Husky-Mix bis Ende des vergangenen Jahres ein regelmäßiger und beliebter Gast in der Nachmittagsbetreuung an der Grundschule Mühlenberg und hat den Kindern vor allem Wissen über und im Umgang mit Hunden vermittelt.

„Als ich vor einiger Zeit etwas über sogenannte Vorlesehunde las, wusste ich sofort, dass das etwas für Jimmy ist, denn er ist sehr kinderlieb, schmust gerne und ist eher ein ruhiger Typ, der es liebt auf Kissen zu liegen“, sagt Inga Steinkopf, die sich seit langem ehrenamtlich engagiert. Mit Jimmys Vorgänger Leo, einem Golden Retriever, besuchte sie viele Jahre ein Seniorenheim in Quickborn und zauberte Bewohnerinnen und Bewohnern sowie dem Pflegepersonal ein Lächeln ins Gesicht, frischte schöne Erinnerungen auf und brachte neuen Lebensmut. 

War Leo auf Senioren spezialisiert, gilt Jimmys Mission dem zweibeinigen Nachwuchs, auch wenn sein Leben anfangs gar nicht danach aussah. „Mit knapp einem Jahr wurde er an der A7 angebunden ausgesetzt und kam ins Tierheim Bad Segeberg. Dort haben mein Mann und ich uns sofort in ihn verguckt und später sein Talent als Therapiebegleithund entdeckt und gefördert. Ich bin schon ein bisschen stolz auf das, was wir auf unserem gemeinsamen Weg bereits erreicht haben“, sagt Inga Steinkopf.

Mit der Idee des Vorlesehundes rannte sie offene Türen in der Stadtbücherei Quickborn ein. „Obwohl Tiere normalerweise nicht mit hineindürfen, machen wir für Jimmy selbstverständlich eine Ausnahme, denn wir sind von dem Konzept überzeugt“, versichert Kerstin Kranz mit einem Augenzwinkern. „Wir freuen uns immer, neue, interessante Anregungen für unsere Besucherinnen und Besucher aufzunehmen. Zumal sich die Büchereien über das Medienangebot hinaus immer mehr zu Orten der Begegnung, des Lernens und der Inspiration entwickeln“, erklärt die stellvertretende Bücherei-Leiterin.

Die kostenlosen Einzeltermine finden in einem separaten Raum statt; außer Jimmy und Inga Steinkopf hören keine fremden Ohren zu. Bis zu vier Kinder erhalten nacheinander jeweils etwa 20 Minuten Zeit mit dem Hund. Bevor es ans Lesen oder Referate vortragen geht, gilt es das Tier kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen – dafür dürfen Jimmys heißgeliebte Käsewürfel auf keinen Fall fehlen. „Ein kleiner Snack zwischendurch erhöht seine Aufmerksamkeit ungemein“, verrät die Hundebesitzerin und lacht herzlich. „Tiere sind Türöffner zur Seele und können viel Positives auslösen, was wir Menschen nicht schaffen.“

Interessierte Eltern können sich persönlich in der Stadtbücherei Quickborn, Bahnhofstraße 100, melden oder telefonisch unter 04106/611470 sowie per Mail an buecherei@quickborn.dekostenlose Freitagstermine vereinbaren.

Die skurrilen Ideen der leidenschaftlichen Mini-Boot-Tüftler

Norderstedt. Ab Mittwoch lockt bis zum 30. April die zweite Ausstellung „Modellbauträume – funkferngesteuerte Modelle“ kleine und große Besucher ins Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein im Friedrichsgaber Weg nach Norderstedt. Fünf Modellbauclubs und Interessengemeinschaften aus Norderstedt, Uetersen, Tornesch, Ellerau und Hamburg präsentieren auf 600 Quadratmetern, was sich mit und ohne Räder, frei oder als modifizierter Bausatz, aus verschiedenen Materialen konstruieren lässt.

„Nach dem Erfolg der ersten Sonderausstellung 2021 zeigen wir nicht nur viele neue Modelle in den Maßstäben 1:10 bis 1:200, sondern bringen sie auf drei Aktionsflächen auch in Bewegung“, sagt Museumsleiter Dr. Hajo Brandenburg. So kreuzen in zwei Bassins Barkassen, Schlepper und Wikingerschiffe, während U-Boote im Mini-Format auf Tauchstation gehen. Im netzgesicherten „Käfig“ heben in der Plambeck-Halle Motor- und Segelflugzeuge, Helikopter sowie Drohnen ab. Die Modellfluggruppe Norderstedt ist mit rund 20 Exemplaren dabei, darunter auch das „Eichhörnchen“, ein Airbus-Helikopter von Holger Schütz, dessen Verein am 25. Juni mit einem Tag der offenen Tür das 45. Jubiläum auf der Flugwiese im Wilstedter Weg feiern wird.

Auch wenn der Schwerpunkt der neuen Ausstellung auf Wasser- und Luftfahrzeugen liegt, gibt es einige vierrädrige Modelle zu sehen und auf einer Sandbaustelle sind Geländewagen und Trucks auf Tour.

Jeweils an den Wochenenden wird es Vorführungen der Aussteller geben – in der Woche steht dagegen alles still. Lediglich bei angemeldeten Kindergeburtstagen wird eine Ausnahme gemacht und die jungen Gäste dürfen mit zwei wendigen Schleppern des Schiffmodellbau-Clubs Hamburg Slalom fahren. 

Einige der 30 Vereinsmitglieder haben mit Original-Werftplänen Airbus-Frachter, Hafenfähren und Helgoländer Börteboote erschaffen, andere haben sogenannte „Standmodelle“ aus Revell-Bausätzen mit Ruderanlagen, Motoren und LEDs zum Leben erweckt. Vorstandsvorsitzender Bodo von Bredow (65) hat sich auf Unterwasserfahrzeuge spezialisiert. In Norderstedt zeigt er ein großes U-Boot, das bis zu fünf Meter tauchen kann – dafür reicht das Becken im Museum zwar nicht, aber beim großen Schaufahren zum 60. Club-Jubiläum am 13. und 14. Mai soll es in „Planten & Blomen“ zum Einsatz kommen.

Einer der Ausstellungs-Hingucker ist der große Krabbenkutter von Martin Gräfe. Schon mit seinem satten Motortuckern zieht er die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Mit einer stattlichen Länge von 1,20 Meter und bunten Lämpchen macht das Schiff schon einiges her. Beeindruckend sind vor allem die vielen Details, die an Bord entdeckt werden wollen. Acht Jahre hat der Norderstedter im heimischen Partykeller an dem Prachtstück gewerkelt. Zu sehen bekam es außer der Familie kaum jemand – bis vor kurzem ein befreundeter Feuerwehrmann Gräfe auf die Idee brachte, den Kutter doch mal öffentlich zu präsentieren.

Museums-Chef Dr. Hajo Brandenburg war sofort angetan von dem leidenschaftlichen Tüftler und dessen Werkstück: „Für die Ausstellung ist das ein Gewinn; allein die Idee, Alltagsgegenstände umzufunktionieren und ins Schiffsmodell zu integrieren, ist großartig.“ So wurden etwa Teile eines Cocktailstößels zur Schiffslampe, eine Zigarrentube zum Druckluftbehälter und der Stopfen einer Infusionskanüle dient als Steckdose zur Landstromversorgung. Doch der findige Norderstedter hat noch mehr skurrile Einfälle. Um das Fischereifahrzeug stilecht mit Fanggut auszustatten, bastelt er Mini-Krabben aus Rasentrimmer-Fäden. „Die weiße Spule nutze ich für rohe Schalentiere, die rote für gekochte“, erklärt Martin Gräfe und greift zu Zange und Teelicht, um noch etwas Nachschub zu produzieren.

Für seine Modellbau-Begeisterung hat Mario Wulf aus Kolmar eine ganz einfache Begründung. „Wenn ich mir kein großes Schiff leisten kann, baue ich mir eben ein kleines“, sagt der 74-Jährige lächelnd. Doch ganz so klein ist es dennoch nicht geworden. 2,70 Meter bis zur Mastspitze misst die „Viggen“, ein imposantes Drei-Mann-Kielschiff, das den Schleswig-Holsteiner, der sowohl in der IG Uetersen als auch in der IG Tornesch Mitglied ist, drei Jahre Bauzeit gekostet hat. Für Ausstellungen holt er seinen Schatz immer wieder gerne vom Dachboden. Erstmals präsentiert er ihn in Norderstedt und am 1. Mai ist die „Viggen“ beim „Anschippern“ auf dem Mühlenteich im Rosarium in Uetersen in Aktion zu erleben.

 

Die Ausstellung „Modellbauträume 2 – funkferngesteuerte Modelle“ ist mittwochs bis sonnabends sowie am Karfreitag von 15 bis 18 Uhr geöffnet – sonntags, auch am Ostersonntag, sogar von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro; Kinder bis zwölf Jahre frei. Informationen und Reservierungen für Kindergeburtstage unter www.feuerwehrmuseum-sh.de.

Romantischer Landsitz für eine Hochzeit inmitten der Natur

Negernbötel. Mit Stolz und Dankbarkeit blicken Maria und John Bostelmann auf ihre erste Saison auf dem Landsitz Maleksberg. Unweit von Bad Segeberg hat das Paar mit viel Engagement aus einer historischen Gutsanlage eine besondere Ferien- und Hochzeitslocation gemacht.

„Wir hatten ein überragendes erstes Jahr. Das Cottage mit drei Apartments war an allen Wochenenden ausgebucht. Wir durften fünf Hochzeitsgesellschaften begrüßen und sogar noch im Dezember eine romantisch-verschneite Winterhochzeit begleiten“, freut sich die 33-Jährige. Auch das zweite Jahr auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Versuchsgut liefe gut an – die ersten Buchungen seien schon da. Aus ganz Deutschland und sogar aus Dänemark reisten die Gäste an, um Junggesellenabschiede, Freunde- und Familientreffen sowie runde Geburtstage auf dem parkartigen Anwesen zu feiern. Auch Yoga- und Entspannungswochenenden seien gut nachgefragt. 

„Künftig möchten wir noch mehr Veranstaltungen anbieten“, betont die Gutsherrin. So findet am 5. Februar zum ersten Mal eine Hochzeitsmesse auf dem Maleksberg statt. Organisiert von Brautausstatter „Spitze & Strumpfband“ aus Bad Oldesloe präsentieren sich von 10 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt 14 Aussteller rund um den schönsten Tag des Lebens – vom Schmuckdesigner, Floristen und Konditor über Fotografen, Discjockey und Caterer bis hin zur Stylistin. 

An den Wochenenden ist das liebevoll renovierte Haus der Renner auf vielen verschiedenen Buchungsportalen. Um es auch unter der Woche kurzfristig mit Leben zu füllen, denken die ehemaligen Hamburger weiter. „Wir vermieten die Apartments einzeln und arbeiten mit der Tourismusagentur Bad Segeberg zusammen. So hatten wir etwa für zwei Nächte schon eine nette polnische Handwerkerkolonne zu Gast“, erzählt John Bostelmann. Auch für trendiges Co-Working – Arbeiten auf Zeit an besonderen Orten – sei der Landsitz Maleksberg prädestiniert: „Wir haben einen schnellen Glasfaseranschluss, einen Schreibtisch in jedem Apartment, gute Anbindungen an Hamburg und Lübeck und jede Menge inspirierende, wohltuende Natur.“

Letzteres genießt der Pädagoge am liebsten auf seinem Aufsitzmäher. „Nach drei Stunden bin ich total entspannt und bereit für die nächste Baustelle“, versichert der 34-Jährige. Denn zu tun, gibt es immer etwas auf dem sechs Hektar großen Anwesen. Bis April werden die Wege saniert, danach macht die Holzterrasse am Cottage Platz für gold-gelben Kies, der für Schlosspark-Feeling sorgen und der Außengastronomie oder bei Bedarf als Parkplatz dienen soll. In Planung ist auch ein Waldspielplatz für Kinder der Gäste und Söhnchen Fiete, der bald seinen ersten Geburtstag feiert und die junge Gastgeberfamilie ordentlich auf Trab hält.

„Es ist zwar manchmal anstrengend, viele verschiedene Rollen zu spielen, aber in der Regel macht es Spaß, zudem der Maleksberg ausnahmslos nette Menschen anzieht“, bekräftigt Maria Bostelmann, die auch auf eigenen Pferden Ausritte und Beritt von Fremdpferden anbietet. Derzeit ist Roscoe bei ihr; ein Mustang aus den USA, der in der Wildbahn aufgewachsen ist und die Grundausbildung eines Reitpferdes erfährt. Auch Menschen werden künftig geschult. In Zusammenarbeit mit Marleen Schwarz aus Lübeck wird es Coaching mit Pferden geben, ein effektives Manager- und Persönlichkeitstraining für Firmen und Gruppen.

„Wir haben noch viel vor – der Landsitz Maleksberg ist ein Herzens- und Lebensprojekt für uns“, betont das Paar. Im Oktober hat es das ehemalige Schulhaus mit dem markanten Glockenturm bezogen. „Wir sind endlich angekommen. Es ist unser Rückzugsort und wir fühlen uns sehr wohl“, beteuert die junge Familie. Über ein halbes Jahr hatte sie das Haus drei geflüchteten Ukrainern zur Verfügung gestellt, die nun ins Verwalterhaus umgezogen sind. „Der Kontakt ist sehr eng; wir haben sie in Behördenangelegenheiten begleitet und stehen ihnen bei vielen Themen zur Seite“, sagt John Bostelmann.

Neben dem geplanten Ausbau des Verwalterhauses, für den eine Baugenehmigung beantragt wurde, stehen in naher Zukunft auch privat einige Veränderungen an: Ab März wird Fiete die Kita-Krippe besuchen und Maria Bostelmann übernimmt eine Vertretungsstelle an einer Schule in Leezen – auch dafür ist die begeisterte Lehrerin dankbar.

Beim Börner Künstlertreff gibt's Kunst zum Anbeißen

Langenhorn/Norderstedt Kreative Leckereien erwarten die Besucher des 14. „Börner Künstlertreffs“ am 18. und 19. Februar im „LaLi“, Tangstedter Landstraße 182a in Hamburg-Langenhorn.

Wie das verlockende Franzbrötchen, das Marion Ristau mit Acrylfarben zum Anbeißen dekorativ auf einer Seite des Hamburger Abendblattes „portraitiert“ hat. „Ich möchte eine Reihe Hamburger Spezialitäten fertigen. Um den regionalen Bezug zu verdeutlichen, platziere ich Rollmops, Rundstück & Co. auf entsprechenden Zeitungsseiten“, erklärt die 70-Jährige.

Die Langenhornerin stellt zum ersten Mal bei der renommierten Veranstaltung aus, die mit 40 Künstlerinnen und Künstlern aus Hamburg und Schleswig-Holstein bei freiem Eintritt ein Publikum weit über die Stadtgrenzen anlockt. Zu sehen – und mitunter auch zu erwerben – sind Bilder in verschiedenen Maltechniken, Drucke, Zeichnung und Karikaturen, Skulpturen und Collagen, Fotografien, Keramik, Porzellanmalerei sowie handgefertigte Teddys.

Marion Ristau präsentiert ihre Werke im Rahmen der Ateliergemeinschaft Alegria, zu der neben Co-Organisatorin Christiane Alegria auch Uschi Kretzschmar gehört. Die 78-Jährige ist in Norderstedt keine Unbekannte, ist seit vielen Jahren im Kunstkreis sowie im Malimu Kulturverein künstlerisch aktiv und bei diversen Ausstellungen mit ihren Arbeiten dabei. Auch für sie ist der „Börner Künstlertreff“ eine Premiere. „Bisher war ich nur als Besucherin dabei. Nun freue ich mich, einem neuen Publikum meine Werke vorstellen zu dürfen“, sagt Uschi Kretzschmar, die auch Beispiele ihrer neuen Leidenschaft, dem Drucken, mitbringen wird.

Das Organisatoren-Team sucht immer wieder neue Künstlerinnen und Künstler für kommende Ausstellungen. „Vor allem möchten wir junge Kreative ermuntern, innovative Stile und Umsetzungen interessierten Besuchern zu präsentieren“, betont Jürgen Beecken. Bewerbungen und Infos zu den Ausstellern in diesem Jahr gibt es unter www.boerner-kuenstlertreff.hamburg.

Kita-Eltern spenden großzügige Summe für schwerkranke Kinder

Norderstedt. Ute Drefke wirft so schnell nichts um, doch als ihr die Mädchen und Jungen der Kita am Böhmerwald in Norderstedt einen Scheck über 1570 Euro überreichen, ist sie sichtlich berührt. Als Koordinatorin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes „Die Muschel“ mit Sitzen in Bad Segeberg und Lübeck erlebt sie viel Leid, denn der Verein kümmert sich um lebensbedrohlich oder lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien, aber auch wenn Elternteile für sich eine entsprechende Diagnose erhalten haben.

„Unsere 45 Ehrenamtlichen verstehen sich als Zeitschenker; sie besuchen die Familien regelmäßig zuhause. Sie spielen und beschäftigen sich mit den jungen Patienten und den gesunden Geschwistern. Auch für die Eltern haben sie immer ein offenes Ohr für Fragen, Sorgen und Ängste.“

Aktuell werden etwa 30 Familien einfühlsam im Alltag begleitet und je nach Bedarf unterstützt – einige sogar seit mehreren Jahren. Das Angebot ist kostenlos und besteht seit 2006 in den Kreisen Segeberg und Stormarn sowie in Lübeck und Umgebung. Zwar wird ein Teil der Personalkosten von „Die Muschel“ durch die Krankenkassen getragen, doch der Verein ist auch auf Spenden angewiesen, um den betroffenen Familien Ausflüge und Kinobesuche, Auszeiten und Entlastung anbieten zu können. „Wie andere Institutionen merken auch wir, dass das Geld bei vielen Menschen nicht mehr so locker sitzt, deshalb freue ich mich umso mehr über die Riesensumme der Kita am Böhmerwald“, sagt Ute Drefke.

Die großzügige Spende beruht auf einer besonderen Idee von Susanne Boomgaarden. „Wir lassen jedes Jahr einen Profi-Fotografen Bilder von unseren 80 Kindern für deren Eltern machen. Doch dieses Mal hat eine sehr talentierte Mitarbeiterin unserer Einrichtung mit ihrer Kamera wunderschöne Fotos von den Kleinen aufgenommen, die wir den Eltern gegen eine Spende zur Verfügung gestellt haben. Die Resonanz war so großartig, dass wir die Aktion nächstes Jahr wiederholen werden, denn es gibt viele Kinder und Familien, denen es nicht so gut geht wie uns“, erklärt die Kita-Inhaberin und -leiterin. 

Alvesloher Lions-Damen als Weihnachtsengel unterwegs

Alveslohe/Kaltenkirchen. Zum dritten Mal hatten die Damen des ersten deutschen weiblichen Lions Club aus Alveslohe zum virtuellen Nikolauslauf aufgerufen, um bedürftigen Kindern ihre Herzenswünsche zu erfüllen. „Mit Startgeldern, Spenden und Laufpaten sind 3500 Euro zusammengekommen“, freut sich Lions-Organisatorin Claudia Erdmann.

62 Läuferinnen und Läufer waren zwischen dem ersten und siebten Dezember auf eine jeweils selbstgewählte Strecke gegangen, darunter auch zehn Senioren aus dem Begegnungszentrum „Mittendrin“ in Kaltenkirchen, die mit ihren Rollatoren unterwegs waren.

Der Erlös wurde nun in Form von liebevoll verpackten Geschenken der Lebenshilfe übergeben. Die Institution betreibt in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg jeweils zwei Kitas sowie die Frühförderung, kümmert sich um Kinder mit Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen als auch um sozialschwache Familien, deren Geldbeutel kaum Geschenke zulässt.

61 Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 18 Jahren hatten ihre Wünsche im Wert von maximal 30 Euro an einen virtuellen Lions-Weihnachtsbaum gehängt und dürfen sich am Heiligabend über Lego- und Playmobil-Sets, Puppen, Lernbücher, Mikroskope und Plüsch-Einhörner freuen. „Auch in diesem Jahr musste ich schlucken, wenn auf dem Wunschzettel nur ein paar Winterstiefel oder eine warme Jacke standen, zu denen wir auch etwas zum Spielen gelegt haben“, berichtet Claudia Erdmann. Als „Wichtel“ war sie tagelang unterwegs, um die Präsente einzukaufen, vor allem beim Spielzeuggeschäft Jumida in Henstedt-Ulzburg, Dodenhof und Famila in Kaltenkirchen, die Rabatte gewährten.

Zudem ließen die Lions-Damen in der Nikolauswoche 250 Schoko-Weihnachtsmänner über die Tafel Kaltenkirchen verteilen, um Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Das Augenmerk der engagierten „Löwinnen“ galt in diesem Jahr den Tafeln, „ohne die es noch viel mehr soziales Leid geben würde und die unbedingt Unterstützung für ihre wertvolle Arbeit benötigen“, betont Erdmann. So kamen alle Einnahmen, die am 12. Juni beim 5. Benefizlauf des Lions Club Alveslohe im Kaltenkirchener Marschwegstadion von 99 Startern erlaufen wurden, zwei Einrichtungen zugute. 6000 Euro erhielt die Tafel in Kaltenkirchen, 3000 Euro die in Henstedt-Ulzburg. Auch hier arbeiteten die Lions-Mitglieder Wunschzettel ab – von A wie Aufschnitt bis Z wie Zucker. Die Artikel wurden in verschiedenen Aktionen bei Einzelhändlern und Supermärkten in der Region gekauft, die den Service-Club regelmäßig unterstützen. „Für den Transport der Waren sorgte das Autohaus Lüdemann und Zankel, das uns einen Wagen samt Fahrer zur Verfügung stellte“, berichtet Claudia Erdmann, die die erfolgreichen Lauf-Events organisiert.

Im kommenden Jahr findet der Benefizlauf am 18. Juni statt – den Termin sollten sich alle Hobbyläufer schon einmal in den Kalender eintragen.

Hamburgerin kaut Fohlen Basti frei

Pinneberg/Wakendorf II. Pullover, Sofas, Gewürze – vieles lässt sich mit einem Klick per Handy kaufen, auch unbesehen. Aber ein Pferd? Sabine Marquard hat es getan und einem Kaltblutfohlen das Leben gerettet.

Ohne ihre beherzte Entscheidung wäre der goldglänzende Basti womöglich beim Schlachter gelandet. Mit Hilfe der Hamburgerin konnten die Tierschützer des Vereins „4 Hufe im Glück“ den sieben Monate alten Norikerhengst im Herbst 2021 bei einer Auktion in Österreich freikaufen und zu seiner neuen Besitzerin nach Norddeutschland bringen. In Maishofen werden jedes Jahr Dutzende Fohlen und Stuten von Schlachtern etwa aus Italien aufgekauft, die die Tiere nach qualvoller Anbindemast töten und verarbeiten.

Ein unvorstellbarer Gedanke für Sabine Marquard, die Vierbeiner als Lebensbegleiter sieht. Auf dem Dorf aufgewachsen, ging es für sie mit den Shetlandponys des Nachbarjungen über die Wiesen. Zwei bulgarische Tierschutzkatzen zählen seit einigen Jahren zu ihrer Familie. Nach einer sehr langen Reitpause – „ich saß ein Vierteljahrhundert nicht auf dem Pferd“ – zog es die Hamburgerin vor drei Jahren wieder in den Stall, um regelmäßig Reitstunden zu nehmen. „Damit wurde der Wunsch nach einem eigenen Pferd immer größer und Träume soll man leben. Doch wann, wenn nicht jetzt?“, fragte sich die heute 48-Jährige und beschloss, einen ungewöhnlichen Weg zu gehen und einem potenziellen Schlachtpferd eine Chance zu geben.

Nach eingehender Recherche nahm Sabine Marquard Kontakt zum Verein „4 Hufe im Glück“ auf, der nicht nur Schlachtfohlen rettet, sondern sich auch für vernachlässigte und alte Vierbeiner sowie ausgediente Sportpferde einsetzt, sie aufpäppelt und liebevolle, verantwortungsvolle Zuhause für sie sucht. „Da ich nicht selbst nach Österreich fahren konnte, bat ich den Verein, mir von der Auktion einen jungen Hengst mitzubringen, am liebsten etwas Braunes“, erinnert sie sich. Als per WhatsApp ein Foto von dem pitschnass geschwitzten Basti aus Maishofen aufpoppte, war es um Sabine Marquard geschehen: „Genau der sollte es sein!“

Das war vor gut einem Jahr und die neue Mensch-Pferd-Kombi ist immer noch überglücklich. „Basti zu mir zu holen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, versichert die Lohn- und Gehaltsbuchhalterin. „ich freue mich jeden Tag mehr, nach dem Job zu ihm zu fahren und gemeinsam die Welt zu erkunden.“ Zusammen mit einer Pferdetrainerin lernen sie und der mittlerweile stattliche Fuchs den respektvollen, freundlichen Umgang miteinander. Halftern, Führtraining und Hufe geben zählen zum Fohlen-ABC, das für einen harmonischen Alltag sitzen muss. „Basti ist ein Streber“, erzählt Sabine Marquard lachend, „er bemüht sich immer, alles richtig zu machen. Regenschirme, Planen oder Bälle schrecken ihn kein bisschen. Aus ihm wird bestimmt ein wunderbares Verlasspferd.“

In einigen Jahren möchte sie ihn einreiten und einfahren. Bis dahin darf der knapp Zweijährige in Sicherheit groß werden, seine Freizeit genießen und mit zwei weiteren Junghengsten in einem Offenstall und auf weitläufigen Weiden in Pinneberg herumtollen.

Mit dem Pferdevirus hat Sabine Marquard sogar ihren Ehemann angesteckt, der gerne mit Basti kuschelt. Erst kürzlich hat Jens sogar selbst einen Vierbeiner gerettet – allerdings nur auf dem Papier. Über einen Sponsorvertrag hat er dem Verein „4 Hufe im Glück“ ein zinsloses Darlehen gewährt, das Anfang November in Maishofen für den Freikauf von Zombi, einem lackschwarzen, inzwischen acht Monate alten Norikerhengst, verwendet wurde. Wenn für das Fohlen sein „Für-immer-Zuhause“ gefunden ist, wird Jens Marquard die Sponsorensumme zurückbekommen.

Doch auch über Patenschaften können Rettungspferde unterstützt werden. „Wir haben aktuell 36 Ponys und Pferde in unserer Obhut, die zuverlässig mit Futter und Medikamenten versorgt werden wollen. Daher freuen wir uns über jede finanzielle Hilfe oder Sachspenden“, sagt Stefanie Grabs-Samuels, Vorsitzende von „4 Hufe im Glück“, deren vereinseigene Weiden in Wakendorf II bei Norderstedt liegen.

Infos zu aktuellen Vermittlungs- und Patenpferden sowie diversen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es unter www.4hufeimglueck.com.

"Bedarf steigt": Bedürftige benötigen warme Winterkleidung

Norderstedt. Dicke Winterjacken, kuschelige Pullover und warme Thermohosen kann sich längst nicht jede Familie in Norderstedt für ihren Nachwuchs leisten – zumal die steigenden Ausgaben für Miete, Energie und Lebensmittel für viele Menschen aktuell wichtiger sind.

„Ein Grund mehr für den Lions Club Norderstedt-Forst Rantzau auch in diesem Jahr Einkaufsgutscheine des Modehauses C&A für Kinderwinterkleidung im Wert von 3000 Euro an Bedürftige zu verschenken“, betont Vize-Präsidentin und Projektorganisatorin Dr. Gabriele Weihe.

Insgesamt 120 Gutscheine für jeweils 25 Euro gehen an die Frühen Hilfen der Familienbildungsstätte, die Frühförderung, das Frauenhaus, die Flüchtlings- und Migrationsarbeit der Diakonie, die Schuldner- und Insolvenzberatung, das Familienzentrum Garstedt sowie die integrativen Kitas „Unter der Eiche“ und „Buntes Haus“.

Die Norderstedter Einrichtungen entscheiden gemeinsam, welche Familien und Alleinerziehenden die Gutscheine erhalten. Eines steht fest: „Der Bedarf steigt jedes Jahr“, sagt Yvonne Rickert vom Frauenhaus, die derzeit 19 Frauen und 23 Kinder betreut, die sich sehr über die Unterstützung freuen würden. „Die Dankbarkeit der Beschenkten ist unermesslich“, weiß auch Sozialpädagogin Iman Mykha. Das Team der Flüchtlings- und Migrationsarbeit kümmert sich um 700 Geflüchtete in Notunterkünften – und es kommen immer mehr, darunter ukrainische Familien und Ortskräfte aus Afghanistan, die selten warme Winterkleidung in ihrem spärlichen Gepäck mitbringen.

„Wir freuen uns, die Not etwas abpuffern und Gutes in der Region tun zu können“, sagt Dr. Weihe und ist stolz, dass die 27 Lions-Mitglieder die Aktion trotz erschwerter Sponsorensuche und erstmals nicht ausverkauftem Adventskalender gestemmt haben. Übrigens findet der traditionelle Jazz-Frühschoppen im Festsaal am Falkenberg erst wieder im Januar 2024 statt.

Mit Milch und viel Liebe macht sie Igel-Babys wieder fit

Tangstedt. Eigentlich sollten sie alle nicht hier sein, die zehn Baby- und Teenager-Igel, die Petra Hausfeldt in ihrem Wintergarten im Tangstedter Ortsteil Wilstedt-Siedlung untergebracht hat. „Doch in der freien Natur hätte keiner von ihnen den Winter überlebt“, weiß die 54-Jährige.

So wie das wenige Wochen alte Igel-Mädchen Layla, das sie Anfang Oktober von einer Tierarztpraxis übernommen hat. Gerade einmal 96 Gramm hat der handtellergroße Mini-Stachler auf die Waage gebracht – weniger als eine Clementine. Mit spezieller Aufzuchtmilch aus einer Pipette und ganz viel Liebe ist die Kleine nun über den Berg, wiegt inzwischen 270 Gramm und guckt putzmunter aus den schwarzen Knopfaugen – obwohl Igel allerspätestens Mitte Oktober Winterschlaf halten sollten. „Manche Igelmütter gebären noch im September ihren Nachwuchs und wenn der nicht genügend zulegt, bleibt er auf der Strecke“, erklärt Petra Hausfeldt, die vor sieben Jahren ihren ersten Zögling bei sich aufnahm.

Seitdem haben es ihr die stacheligen Gesellen angetan. Etwa 70 Tiere umsorgt sie über das Jahr verteilt. Vom Frühjahr bis zum Herbst sind es oft Unfallopfer, die von Mährobotern schwer verletzt, von Rasentrimmern zerfleischt, von Hunden gebissen oder von Autos angefahren wurden; im Winter sind es schwache, unterernährte Tiere. Einige Wunden kann die Tangstedterin mittlerweile selbst versorgen – durch Praktika und Seminare ist sie zum Profi geworden und hat sich sogar ein kleines Labor im Büro eingerichtet.

Doch nicht alle Patienten schaffen es. „Pro Jahr kommt etwa für zehn Tiere jede Hilfe zu spät und mir bricht jedes Mal das Herz“, sagt die empathische Tierfreundin. Um jedes einzelne zauberhafte Geschöpf trauert sie, zumal der Igel eines der ältesten Säugetiere ist und bereits vor 60 Millionen Jahren gelebt haben soll. Doch nun steht er seit einigen Jahren auf der Roten Liste bedrohter Tierarten und findet aufgrund des Insektenschwundes immer weniger Nahrung. „Igel haben keine Lobby und werden oft unterschätzt und übersehen, auch weil sie nachtaktiv sind, dabei brauchen sie unseren Schutz“, bekräftigt Hausfeldt.

Die stacheligen Patienten werden ihr von nah und fern gebracht – von Hamburg bis Bad Bramstedt. Es hat sich in den Jahren herumgesprochen, dass Petra Hausfeldt ein professionelles Händchen für Igel hat. „Doch es geht zunehmend an meine Substanz“, erklärt die Igel-Kümmererin. Vor zwei Jahren versorgte sie im Winter über 50 Tiere. Die Boxen standen überall, sogar im Wohnzimmer. Viereinhalb Stunden nahmen jeden Tag Fütterung und Versorgung in Anspruch – und das neben einem Vollzeitjob im Vertrieb; Privatleben Fehlanzeige. „Ich habe zum Glück einen toleranten Ehemann, der auch mal mithilft, aber so konnte und sollte es nicht weitergehen“, erklärt die Tangstedterin und beschloss, im Winter maximal zehn Tiere aufzunehmen. „Doch dann klingelt wieder das Telefon und jemand meldet einen weiteren Notfall … und ich kann doch einfach nicht wegsehen.“

Um Extremsituationen zu vermeiden, sucht Hausfeldt daher aktuell Päppelstellen für Igelkinder, die zunächst im Haus auf Gewicht gebracht werden müssen. Dafür reicht eine Ikea-Box, ein kleines Nagerhaus sowie getreidefreies Katzennass- und Trockenfutter mit hohem Fleischanteil. „Igel sind laktoseintolerant, daher niemals Milch geben; auch Haferflocken sind tabu, da sie tödlichen Darmverschluss auslösen“, warnt die Expertin.

Bringt der vierbeinige Gast mindestens 700 Gramm auf die Waage, darf er im strohgefüllten Holzhäuschen in einem gesicherten Außengehege seinen Winterschlaf antreten. „Die Igel-Paten erhalten genaue Informationen zu Unterbringung und Futter; außerdem bin ich bei Fragen immer ansprechbar“, versichert die Igel-Retterin. 

Ihre Tierliebe geht ins Geld. Rund 5000 Euro kommen pro Jahr für Medikamente, Futter und Ausstattung zusammen – alles finanziert aus eigener Tasche. Manchmal wünscht sich Hausfeldt, dass Menschen, die Igel bei ihr abgeben, eine Kleinigkeit spenden. Aber darum bitten, mag sie nicht. „Ich mache das alles ja nicht für mich, sondern allein für die Tiere.“

 

Bei Fragen und für Informationen für Igelkinder-Päppelstellen ist Petra Hausfeldt unter Tel. 0172/545 66 60 zu erreichen. Wer die Igelhilfe unterstützen möchte, kann an die PayPal-Adresse phausfeldt@web.de spenden.

Sehnsucht nach Helgoland

Henstedt-Ulzburg. Sandra Schüen hat zwei Leidenschaften: die Freiwillige Feuerwehr Henstedt-Ulzburg, bei der sie als Hauptfeuerwehrfrau ehrenamtlich Dienst leistet, sowie das Schreiben. Beides kombiniert die Hobby-Autorin mit romantischen Liebesnovellen in der Buchreihe „Feuerherzen der Wache 60“. „Ich vereine die Themen Ehrenamt und Beziehungsgeschichten und möchte damit Aufmerksamkeit für die Freiwilligen Wehren und im besten Fall für ein eigenes Engagement wecken“, sagt Sandra Schüen, die für ihre Geschichten Fiktion mit eigenen, realen Einsatzerfahrungen mischt.

Im November 2021 erschien ihr Erstling „Schwelbrand der Leidenschaft“ (das Abendblatt berichtete), nun folgte im August mit „Inselsehnsucht“ Band zwei – und der spielt auf Helgoland. Die Nordseeinsel hat es Sandra Schüen besonders angetan. „Helgoland ist mein Mallorca“, bekräftigt sie, „an den Farbspielen des Felsgesteins und der Vogelvielfalt kann ich mich niemals sattsehen.“ Ein- bis zweimal pro Jahr beantragt die 39-Jährige Urlaub, um bei den Insel-Kollegen vor Ort auszuhelfen. Dann übernimmt sie für zwei Wochen den sogenannten „Verstärkerdienst“ oder die Vertretung auf der kleinen Nebeninsel Düne.

Und dort, zwischen Strand, Feriendorf und Campingplatz, spielt auch das Geschehen ihres neuen Buches. Feuerwehrfrau Jo bekommt um die Weihnachtszeit die Chance, auf Helgolands Nachbarinsel die landkreisübergreifende Brandwache zu übernehmen. Doch nicht nur ein Stalker lässt ihren Aufenthalt fast zum Verhängnis werden – für den Mann ihrer Träume muss Jo sogar gegen den Tod antreten.

Helgoland-Fans werden einzigartige Merkmale wiedererkennen wie etwa den Dienst-Drahtesel der Feuerwehr der Insel, auf der Radfahren für Bewohner und Touristen verboten ist. Das Besondere: „Ich habe die Geschichte vor meinem ersten Besuch geschrieben“, verrät Sandra Schüen. Intuitiv und dank bildlicher Inspiration dank Google Maps erschuf die Autorin ihre Szenerie – und hat sie fast perfekt getroffen. „Meine Helgoländer Kollegen waren begeistert, lediglich die Reetdachhäuser musste ich vor Drucklegung des Buches herausnehmen, weil es in der Realität solche Dächer auf dem Eiland nicht gibt.“

Mittlerweile hat die Schriftstellerin 150 Exemplare ihres Erstlingswerkes als E-Book und Taschenbuch verkauft; bei „Inselsehnsucht“ hofft sie auf Urlauber, die sich ein Stück Helgoland mit nach Hause nehmen oder bestellen. „Zum Glück muss ich nicht von den Verkäufen leben“, sagt Schüen, die in der Marketingabteilung einer Bank angestellt ist. „Es ist mir klar, dass das Literaturgeschäft kein Sprint, sondern ein Marathon ist und ich Geduld haben muss, um eine Leserschaft aufzubauen, doch zumindest die Herstellungskosten möchte ich einspielen.“ Und die liegen pro Band bei rund 1000 Euro, die die Henstedt-Ulzburgerin aus eigener Tasche finanziert.

Ihrer Kreativität steht das nicht im Wege. Zwei weitere fertige Manuskripte warten bereits in der Schublade auf Veröffentlichung und Band fünf ist in Arbeit. „Ich habe noch haufenweise Material aus meiner Feuerwehr-Kameradschaft und dem Einsatzgeschehen in und um Henstedt-Ulzburg.“ Vielleicht wird sogar der Brand der Tee-Fabrik am 5. Oktober in Kaltenkirchen in einer der nächsten Bände verarbeitet.

Pferd vor Hungertod gerettet: Was Anna heute macht

Wakendorf II. Nahezu täglich trudelt bei Stefanie Grabs-Samuels per Mail, WhatsApp oder Telefon ein und dieselbe Frage ein: Wie geht es Anna?

Anfang August hatten die Tierschützer des Vereins „4 Hufe im Glück“ eine stark abgemagerte Trakehnerstute vor dem Hungertod aus Sachsen-Anhalt gerettet (das Abendblatt berichtete). Über 3000 Euro hatten unter anderem die Leserinnen und Leser für das Tier gespendet und nehmen weiterhin großen Anteil an seiner Geschichte.

„Anna geht es bestens“, freut sich die Vereinsvorsitzende. „Sie hat schon kräftig zugenommen und sogar ein kleines Bäuchlein. An ihrer ‚Hühnchenbrust‘ und den einst hervorstechenden Hüftknochen ist wieder etwas dran. Sogar die Rippen sind unter dem wachsenden Winterfell nicht mehr so deutlich zu sehen. Selbstverständlich wird sie bei kühleren Temperaturen eingedeckt. Anna sieht fast wieder aus wie ein normales, gesundes Pferd.“

Auch vom Tierarzt gibt es gute Nachrichten. Herz und Lunge sind gesund und dem Zahnstatus nach schätzt der Veterinär die dunkelbraune Stute auf Anfang 20 Jahre – und nicht auf 35, wie der Vorbesitzer angegeben hatte.

Aktuell genießt die Pferdedame mit ihren drei Kumpels aus der Senioren-WG die Spätsommertage auf einer Vereinsweide in Wakendorf II und bekommt zweimal pro Tag kräftigendes Zusatzfutter. „Anna liebt die Aufmerksamkeit und begrüßt jeden Besucher neugierig. Geputzt zu werden, ist das Größte für sie, dann schließt sie die Augen und genießt den Augenblick. Leider haben unsere Vereinsmitglieder zu wenig Zeit, um sich eingehend mit jedem Schützling zu beschäftigen, deshalb wünschen wir uns jemanden, der nur für Anna da ist und sie verwöhnen möchte“, sagt Stefanie Grabs-Samuels.

Auf mehreren Koppeln in Wakendorf II versorgt der Verein zurzeit über 20 Pferde und Ponys, die aus schlechter Haltung kommen, wegen Krankheit oder Alter aussortiert wurden oder vom Tod bedroht waren. Erst vergangene Woche trafen sechs Haflinger-Hengstfohlen aus dem italienischen Südtirol ein, die bereits bei einem Schlachthändler gelandet waren. Und diesen Montag kamen eine Noriker-Stute sowie drei Kaltblutfohlen aus Österreich an, die sich nun von den Strapazen erholen können, ehe sie ihr liebevolles Für-immer-Zuhause suchen.

Für die Tierschützer ist der Herbst „Hauptkampfzeit“. „Dann wird bei den Züchtern aussortiert und die überzähligen Pferdekinder auf Auktionen geschickt, auf denen die Schlachter einkaufen“, weiß Stefanie Grabs-Samuels. Deshalb wird „4 Hufe im Glück“ auch am 25. Oktober im österreichischen Maishofen sowie am 7. November auf dem Pferdemarkt im niederländischen Hedel vor Ort sein, um so viele arme Seelen vor dem grausamen Schicksal zu retten wie möglich.

Ab in die Pilze! Aber mit fachkundiger Führung

Norderstedt. „Guck‘ mal, was ich gefunden habe! Kann man die essen?“, aufgeregt stürmt die sechsjährige Sofie auf Monika Weber zu und streckt ihr zwei kleine Pilze entgegen. Die Expertin nimmt die beiden braunen Waldbewohner genau in Augenschein, dreht und wendet sie und befindet abschließend: „Ja, die kann man essen, das sind leckere Steinpilze!“

Als PilzCoach, zertifiziert von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, bietet Monika Weber im Herbst bis zum ersten Frost Pilz-Safaris durch die umliegenden Wälder im Raum Norderstedt, Tangstedt, Kisdorf und Itzehoe an – darunter auch als VHS-Angebote. Mit maximal zwölf Teilnehmern geht es auf die Suche nach genießbaren Speisepilzen. „Das sind keine Sammeltouren, um so viel wie möglich aus dem Wald zu holen, sondern informative Lehrwanderungen“, betont die 77-Jährige mit den markanten roten Haaren.

Eingangs gibt es bei den dreistündigen Expeditionen lebenswichtigen Anschauungsunterricht, denn von rund 5000 in Schleswig-Holstein beheimateten Pilzarten sind nur gut 100 essbar. Und: Für nahezu jeden Speisepilz gibt es einen giftigen Doppelgänger! Laut Statistik des Giftinformationszentrums-Nord in Göttingen wurden in Norddeutschland von 2019 bis 2021 2312 Pilzvergiftungen gemeldet – 60 Prozent mehr als im vergleichbaren Zeitraum von 2016 bis 2018.

Um künftig sicherzugehen, was in der Pfanne landet, hat Pheline Sturzenbecher die Pilz-Safari im Rantzauer Forst gebucht. „Ich war neulich ‚in den Pilzen‘ und musste nach einem Blick ins Bestimmungsbuch meine gesamte Beute wegwerfen“, beklagt die Hamburgerin. Statt Maronen waren bittere Gallenröhrlinge im Korb gelandet. Damit nicht das oder Schlimmeres passiert, will Monika Weber wichtiges Wissen vermitteln. Etwa, dass die Nebelkappe zwar schmeckt, aber für heftige Magen- und Darmprobleme sorgt. Oder dass der hochgiftige Knollenblätterpilz dem harmlosen Champignon zum Verwechseln ähnlichsieht und nur von Kennern entlarvt werden könne. „Deshalb besser Finger weg von weißen Pilzen im Wald“, empfiehlt die Kaltenkirchenerin, die bereits als Kind Champignons auf Pferdeweiden sammelte und an Nachbarn verkaufte, um ihr Taschengeld aufzubessern. Dagegen sei ein kurioses Exemplar, das wie ein Badeschwamm aussieht, außerordentlich schmackhaft: „Die Krause Glucke oder auch Fette Henne genannt mit Schweinefleisch und Speck anbraten, Erbsen dazu und mit verquirlten Eiern übergießen –schon haben Sie ein leckeres Abendessen. Wichtig ist, Pilze innerhalb von 24 Stunden zu verarbeiten und mindestens 15 Minuten zu garen.“

Jutta Brosius aus Ellerau staunt: „Was, das Ding kann man essen? So etwas habe ich aus Unwissenheit immer stehengelassen; das nächste Mal nehme ich es mit.“

Auch Alexander Brückmann träumt von einem schmackhaften Pilzgericht. Er hat seiner Freundin Sina Timm die Pilz-Safari samt Sammelkörbchen und Pilzmesser zum Geburtstag geschenkt. In Norwegen haben die beiden mal Pfifferlinge gesammelt. Wirklich Ahnung von den Schätzen des Waldes haben sie nicht, aber der Jagdeifer ist ihnen anzusehen.

Ein eher unscheinbarer, kleiner Pilz am Wegesrand schürt das Interesse. Monika Weber zückt ein Messer und ritzt den Fruchtkörper an. Innerhalb von Sekunden läuft der blau an – und färbt auch die Finger der interessierten Safari-Gänger. „Das ist ein Tintling“, erklärt Weber, „aus größeren Exemplaren kann man sogar Tinte zum Schreiben oder Malen gewinnen.“ Und der Birkenpohrling, der am Baumstamm wächst, diene zur Herstellung von exklusivem Privatpapier – das hat sie alles selbst ausprobiert.

Die Pilzgänger schwärmen durch das Unterholz. Die Ausbeute ist überschaubar. „Die Pilzsaison hat gerade erst angefangen“, beruhigt Monika Weber. „Beim nächsten Mal finden Sie bestimmt mehr.“ Thomas Dilgert aus Quickborn dagegen, ist zufrieden. Zwar ist die Ernte des bekennenden Laien nicht so ergiebig wie die Tour in Südtirol, doch sind ihm 14 kleine Steinpilze ins Körbchen gegangen. „Das sind die leckersten Pilze überhaupt“, schwärmt der Genießer, „heute Abend gibt es ein feines Pilzrisotto.“

Was bei "Hempels" unterm Sofa liegt, wird wiederverwertet

Norderstedt. Nachhaltigkeit war vor zehn Jahren für viele Menschen noch ein Fremdwort. Heute liegt Wiederverwenden absolut im Trend, also gebrauchte Dinge nicht wegzuwerfen und zu vernichten, sondern weiter zu nutzen. Das Betriebsamt der Stadt Norderstedt hat dafür im Jahr 2012 mit dem Gebrauchtwarenhaus „Hempels“ einen besonderen Ort geschaffen.

Gut erhaltene Second-Hand-Waren finden für kleines Geld neue, glückliche Besitzer – auch Schnäppchenjäger kommen in der Stormarnstraße 34-36 auf ihre Kosten. Jeden Tag geben rund 100 Menschen ihre gebrauchten „Schätze“ ab. Allein im Jahr 2019 wurde etwa eine Million Artikel gespendet – von der Schrankwand über Handmixer und Winterreifen bis zu Turnschuhen.

Und auch bei den Besucherzahlen knackte „Hempels“ die magische Marke: Seit der Eröffnung am 30. Juli 2012 hat über eine Million Menschen „Hempels“ besucht. Darunter Nostalgiker, die auf der Suche nach Erinnerungen sind, aber auch immer mehr Jüngere unter 30 Jahren. „Die haben uns inzwischen auf dem Zettel, weil sie bewusst nachhaltig leben wollen“, erzählt Betriebsleiter André Klinger. „Wir wollten von Beginn an auch Menschen ansprechen, die finanziell gut gestellt sind. Sie kommen zu uns, weil sie das Konzept von Wiederverwertung und Abfallvermeidung unterstützen.“

Mit leeren Händen verlässt kaum jemand das ehemalige Druckereigebäude in der Nähe des Stadtparks. „Die meisten Kunden nehmen nicht immer das mit, was sie gesucht haben, aber sie finden andere Dinge, an denen sie Freude und Nutzen haben“, so Klinger.

Das Norderstedter Gebrauchtwarenhaus ist eine riesige Wundertüte, die auf 1700 Quadratmetern jeden Tag etwas anderes anbietet. So wartet seit kurzem eine altehrwürdige Kirchenbank auf Interessenten – 349 Euro soll das gute Stück kosten, das seinem Vorbesitzer in dessen Wintergarten gute Dienste leistete. Die Preise sind Festpreise – Feilschen ist nicht angesagt, auch wenn es der eine oder andere immer mal wieder probiert. „Wir sind kein überdachter Flohmarkt“, betont Klinger.

Zum „Hempels“-Team gehören Fachleute für Textilien, Porzellan, Möbel und Elektro, die dank langjähriger Expertise beurteilen können, ob die Artikel ohne großen Aufwand und zu welchem Preis verkaufsfähig sind. Fehle mal eine Schraube an einem Regal, sei das kein Problem, betont der Betriebsleiter, aber gesprungene Teller oder fleckige Pullover seien ein „No-Go“. 

Waren es anfangs sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, kümmern sich mittlerweile 25 um das Tagsgeschäft– darunter im Rahmen des Inklusionskonzeptes fünf Menschen mit geistigen Behinderungen und Lernschwierigkeiten. „Als Außenarbeitsplatz arbeiten wir mit einigen Behinderten-Werkstätten zusammen“, erklärt Sophie Knoop, die bei „Hempels“ für die Arbeitsanleitung zuständig ist. „Der soziale Aspekt kommt bei den Kunden gut an; vor allem weil Inklusion bei uns mittendrin statt separiert heißt. Die Beschäftigten werden je nach Belastbarkeit und Interesse in der Warenannahme, Sortierung und Regalbestückung eingesetzt. Sie gewinnen Selbstvertrauen und erfahren Wertschätzung durch Kunden und Kollegen.“

Die Pandemie hat auch dem Gebrauchtwarenhaus zugesetzt. Wurde 2019 der bisher größte Jahresumsatz mit knapp über einer Millionen Euro erzielt, sanken die Zahlen durch Lockdown und monatelange Zwangsschließungen.  so dass die Stadt zuschießen muss. Der Halbjahresumsatz lag 2021 immerhin 65 Prozent hinter dem Vergleichszeitraum in 2019. „Wir merken, dass viele Kunden immer noch vorsichtig sind, aber inzwischen ist wieder einiges los“, sagt André Klinger, der bekennt, seit seinem Einstieg bei „Hempels“ selber weniger zu konsumieren. „Vor jedem Kauf überlege ich reiflich, ob ich das eine oder andere wirklich haben muss.“

Vor Hungertod gerettet: Stute "frisst mit großem Appetit"

Wakendorf II. „Anna, Besuch für dich!”, ruft Eileen Kolano fröhlich in Richtung Stall. Neugierig schiebt sich ein brauner Pferdekopf aus einer offenen Box, die Ohren gespitzt, die Augen wach und glänzend. Kaum zu glauben, dass es sich um dieselbe Stute handelt, die Tierschützer vom Verein „4 Hufe im Glück“ vor drei Wochen vor dem Hungertod gerettet haben (das Abendblatt berichtete).

Bis auf die Knochen abgemagert und völlig allein auf einer kargen Weide in Sachsen-Anhalt hatte sich die edle Trakehnerstute ihrem Schicksal ergeben – ihr erbärmlicher Zustand kümmerte den Besitzer nicht.

Seit Annas Ankunft in Wakendorf II ist ein kleines Wunder geschehen. Aus dem apathischen, leidenden Tier ist ein interessiertes Pferd geworden, das neugierig sein Für-Immer-Zuhause erkundet und das neue Herdenleben mit drei anderen Pferde-Senioren genießt.

„Anna wird jeden Tag agiler. Zwar ist sie noch sehr dünn, sieht aber stabiler aus und sie frisst mit großem Appetit“, kommentiert Eileen Kolano die positive Verwandlung. Und: Anna sucht wieder den Kontakt zu Menschen und möchte am liebsten am Widerrist gekrault werden. „Anfangs hat sie hat uns eher gemieden und ist weggegangen. Kein Wunder, denn mit Menschen hat sie sicher viele schlechte Erfahrungen gemacht“, erklärt die zweite Vereinsvorsitzende. In den kommenden Wochen stehen Schmied- und Tierarztbesuche an – auch um zu erfahren, wie alt Anna wirklich ist.

Dass es der Stute besser geht, liegt auch an den Abendblatt-Lesern, die großzügig für die Rettungsstute gespendet haben. „Wir haben nach dem Erscheinen des Artikels 3100 Euro erhalten. Das ist großartig – damit bekommen wir Anna schon mal über den Winter“, freut sich Eileen, dass sich die leere Vereinskasse etwas füllt. Neben mutmachenden Texten auf den Überweisungen wie „Toll, dass es euch gibt!“ oder „Macht weiter so!“ wünschen einige Spender explizit, dass der Verein Ende Oktober auf einer Auktion in Österreich Schlachtfohlen freikauft. „Bislang reicht es nur für ein einziges, aber wir würden so gerne noch einigen mehr das Leben retten“, wünscht sich die 31-jährige Tierschützerin und hofft auf weitere Hilfe vieler Pferdefreunde.

Nur noch Haut und Knochen: Stute vor dem Hungertod gerettet

Wakendorf II. Eileen Kolano hat schon viel Elend gesehen während ihrer sieben Jahre im aktiven Tierschutz, doch beim Anblick von Anna ist selbst die junge Frau fassungslos. Die dunkelbraune Trakehnerstute ist halb verhungert, Rippen und Hüften ragen aus dem ausgemergelten Körper heraus. Das Tier besteht nur noch aus Haut und Knochen. Die Augen geschlossen dämmerte Anna hoffnungslos und völlig isoliert auf steppenartigem Boden im ländlichen Nirgendwo ihrem Ende entgegen.

Ein Anruf hatte die zweite Vorsitzende des Vereins „4 Hufe im Glück“ vergangenes Wochenende nach Sachsen-Anhalt fahren lassen – ohne zu wissen, was sie erwarten würde. Ein Pferd müsse schnellstens weg, hatte es geheißen. „Als ich die Stute sah, blieb mir kurz die Luft weg – sie sah so gut wie tot aus. Dass Menschen Tieren so etwas antun, macht mich unendlich traurig, aber auch wahnsinnig wütend“, sagt die 31-Jährige. Zumal der stämmige Besitzer keinerlei Mitleid oder Reue über den katastrophalen Ernährungszustand seines Tieres zeigte. „Er hat doch tatsächlich behauptet, sie müsse nur ein wenig Muskeln aufbauen, dann würde es wieder werden. Außerdem erzählte er stolz, dass sein Kind sie mit Sattel geritten sei. Der Sattel muss auf den blanken Knochen gelegen haben!“ Eileen schüttelt entsetzt und angewidert den Kopf.

Überhaupt habe er es nur gut gemeint und das Pferd vor zwei Jahren aus einem Reitschulbetrieb übernommen, hätte der Mann gesagt. Zu der Zeit wäre es auch schon mager gewesen. „Auf die Frage nach dem Futter erzählte er, dass er Anna Brot und Obst gegeben habe. Einem Pferd, einem Grasfresser! Wir haben sie sofort aufgeladen. Dort hätte sie nicht eine Sekunde länger bleiben dürfen.“

Ohne zu zögern war Anna in den Transporter gestiegen und nach vier Stunden Fahrt in Sicherheit. Bei der Verpächterin der Vereinsweiden von „4 Hufe im Glück“ in Wakendorf II hat die Trakehnerstute ihren Altersruhesitz gefunden, obwohl keiner weiß, wie alt sie wirklich ist. „Erst hieß es am Telefon 25 Jahre, vor Ort dann 37, aber Letzteres kann nicht sein, weil sie noch alle Zähne hat und Möhrchen mühelos wegsnackt“, berichtet Eileen. Ohnehin sei das Alter egal, Hauptsache das Tier könne wieder zu Kräften kommen – „wer weiß, was sie noch alles erlebt hat.“

Schon wenige Stunden nach der Ankunft hatte sich Anna gut in der Senioren-WG mit drei weiteren Pferde-Rentnern eingelebt. Und hat mit Schimmelwallach Kasimir einen glühenden Verehrer, der ihr nicht mehr von der Seite weicht – was auf gegenseitiger Sympathie beruht wie Annas leises Wiehern in seine Richtung bestätigt.

„Es ist so schön zu sehen, dass ihre Augen wieder glänzen. Die Gesellschaft tut ihr gut und ein wenig zugenommen hat sie auch schon“, freut sich die Tierschützerin. Behutsam wird die Stute nun aufgefüttert, doch das geht ins Geld. „Ehrlich gesagt, wissen wir gerade nicht, wo wir es hernehmen sollen, denn in der Vereinskasse ist Ebbe. Wir haben aktuell so viele vierbeinige Sorgenkinder, die unsere Finanzen ans Limit gebracht haben. Allein seit Jahresbeginn fielen rund 10000 Euro für Tierarztkosten und Klinikaufenthalte an. Trotz Aufnahmestopp haben wir keine Sekunde gezögert, Anna zu uns zu holen.“

Und das, obwohl der Verein dringend Spenden, Sponsoren, Patenschaften und Pflegestellen benötigt, um am 25. Oktober auf einer Auktion im österreichischen Maishofen Kaltblutfohlen aufzukaufen, die sonst an den Schlachter gehen und nach qualvoller Anbindemast zu Wurst und Steaks verarbeitet würden. Über 100 Pferdekindern als auch tragenden Stuten wurde bisher das Leben gerettet und sie in eine hoffnungsvolle Zukunft und liebevolle Zuhause vermittelt. Für Eileen einfach unvorstellbar, in diesem Jahr vielleicht nicht am Auktionsring zu sitzen und totgeweihte Noriker-Fohlen ersteigern zu können – schließlich sei das die Kernidee bei der Vereinsgründung 2016 gewesen.

Seitdem kam die Rettung von ausgedienten Sportpferden oder mit kleinen Handicaps, vernachlässigten Ponys und unliebsam gewordenen alten Vierbeinern dazu. „Jedes einzelne Tier hat ein schönes, respektvolles und umsorgtes Leben verdient“, betont Eileen und hofft auf finanzielle Unterstützung zahlreicher Pferdefreunde, die etwa als Paten Annas Futterschüssel schon mit fünf Euro im Monat füllen können.

Und sagt mit einem freudigen Blick auf die braune Stute, die genüsslich Heu aus einer großen Raufe mampft: „Ich wünsche mir, dass die Menschen nicht weg-, sondern hingucken, wenn etwas offensichtlich nicht stimmt und sich anonym bei uns, anderen Tierschutzvereinen oder beim Veterinäramt melden – das hilft sehr, weiteren Tieren Elend und Leid zu ersparen.“

 

Weitere Informationen gibt es unter www.4hufeimglueck.com,Spendenkonto: 4 Hufe im Glück e.V., IBAN: DE98 8306 5408 0004 0086 50, BIC: GENO DEF1 SLR

"50 Liter Freibier!" - Zentrale Kisdorf feiert 20. Geburtstag

Kisdorf. Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und Firmenevents, Wirtshaussingen, Partys und Live-Musik – wer rustikal und doch modern feiern, Spaß haben und gut essen möchte, ist in der „Zentrale“ in Kisdorf richtig. „Wir sind eben ein echtes Dorfhaus; hier trifft man sich“, erklärt Inhaber Martin Koll und lässt es zum 20-jährigen Bestehen seines Restaurants richtig krachen.

Am 15. August wird ab 17 Uhr aus dem montäglichen Ruhetag ein „Feiertag“. Ab 18 Uhr spielen die „MoorbekSchipper“ mit Shantys auf. Ab 20.30 Uhr ist Partytime mit „Roberto – The One-Man-Show“ und bei 50 Litern Freibier steht einer ausgelassenen Sause nichts im Wege.

„Eine eigene Gastronomie zu haben, war schon immer ein Wunsch von mir. Als mein Freund Sven Petersen erzählte, er habe den heruntergekommenen „Zentralgasthof“ gekauft und ich solle nach der Sanierung als Pächter was Schönes daraus machen, ging ein Traum in Erfüllung“, erinnert sich der 54-Jährige, der zuvor bei der Post und in einer Spedition tätig war – immer mit Kundenkontakt. Den pflegt er immer noch gekonnt und mit Herz als Barkeeper und „Gästebegöscherer“, wie er augenzwinkernd sagt.

In der Region ist die „Zentrale“ für beste deutsche Küche bekannt, für deftige Hausmannskost wie Sauerfleisch und Roastbeef, Schnitzel und Flammkuchen. „Bei uns gibt es kein Chi-Chi, sondern gute Portionen auf den wohl größten Tellern Schleswig-Holsteins“, urteilt Martin Koll über sein Angebot nicht ohne Stolz.

Das wissen auch Kegelclubs zu schätzen, die dem Haus kulinarisch die Treue halten, obwohl die beiden Kegelbahnen vor zwei Jahren einer Physiopraxis weichen mussten. „Die Nachfrage war zu gering, um wirtschaftlich zu sein“, erklärt Koll, der in Kisdorf aufgewachsen ist und dort mit seiner Frau und vier Kindern wohnt.

Die Pandemie hat dem Gastronom zwar zugesetzt, „aber ich kann gut rechnen und bin glücklicherweise mit blauen Flecken davongekommen.“ Auch das Personal ist größtenteils weiter am Start und die Gäste, die den zeitweiligen Außer-Haus-Verkauf unterstützten, freuen sich, im rustikalen Restaurant, im Clubraum und auf der Terrasse beim Feierabendbier wieder Klönschnack zu halten – und Live-Musik erleben zu können.

„Wir bieten Musikern aus der Umgebung wie etwa ‚Boerney & die Tri Tops‘ eine Bühne; das sind immer intime Wohnzimmerkonzerte mit besonderer Atmosphäre“, berichtet Koll. Auch namhafte Größen spielten schon in der „Zentrale“, darunter Ray Wilson, Sänger von „Genesis“, die Beatles Connection und Jo Bohnsack, der zur Eröffnung am 15. August 2002 Blues und Boogie auf dem Klavier zum Besten gab.

„Die Qualität der Events ist den Jahrzehnten immer gleichgeblieben – nur ich bin sichtlich 20 Jahre älter geworden“, sagt der Inhaber schmunzelnd. Mindestens zehn Jahre wolle er weitermachen – „das Feuer brennt noch.“

Norderstedts Märchen-Mal-Talente

Norderstedt Große Aufmerksamkeit hatten die Kinder den beiden Brunnenfiguren auf dem Norderstedter Rathausmarkt bisher nicht geschenkt. Doch nach einem fünftägigen, Ferienkurs der VHS sehen sie die Bronzeplastiken mit anderen Augen – stellen die doch eine Szene aus dem Märchen „Die Regentrude“ des norddeutschen Schriftstellers Theodor Storm dar. Denn die Geschichte, die sich erschreckend aktuell um eine Klimakatastrophe dreht, haben acht Kinder zwischen acht und zwölf Jahren kreativ unter die Lupe genommen und frei interpretiert.

Unter Anleitung der renommierten Künstlerinnen Birgit Bornemann und Claudia Rüdiger lernten fünf Mädchen und drei Jungs Techniken wie Zeichnen, Aquarellmalerei, Collage und Land Art kennen, probierten sich mit Farben und Materialien aus und entdeckten neue Fähigkeiten. Darauf zielte der kostenlose Talentcampus-Kurs ab, der über das Programm „Kultur macht stark“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und sich für kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen einsetzt.

Nach Lektüre und Filmgucken bekam jeder der jungen Nachwuchskünstler zwei Szenen des Märchens zur eigenen Bearbeitung. „Anfangs waren einige von ihnen sehr zurückhaltend, aber im Laufe des Kurses sind sie immer mehr aus sich herausgekommen, haben Spaß und Eigeninitiative gezeigt, sich gegenseitig geholfen und inspiriert – das war schön zu beobachten“, berichtet Claudia Rüdiger. Freies Experimentieren ohne jedwede Bewertung stand im Vordergrund – alles war erlaubt. 

Highlight der Woche war der Ausflug in die Hamburger Kunsthalle. „Für ein paar Kinder war es der erste Besuch in einem Museum überhaupt. Entsprechend groß wurden die Augen, als wir uns die farbintensiven Werke der Expressionisten Paul Klee und Karl Schmidt-Rottluff angesehen haben“, erzählt Birgit Bornemann lächelnd. 

Anregungen und eigene Ideen hielten die jungen Kursteilnehmer in ihren Skizzenbüchern fest, die mehr und mehr zu einem individuellen Märchenbooklet wurde. 

In den VHS-Räumen im Norderstedter Rathaus wurde anschließend weiter an den jeweiligen Szenenbildern gearbeitet, die zudem noch prächtige, goldfarbene Relief-Rahmen in Assemblage-Technik erhielten. Den krönenden Abschluss bildete eine kleine Ausstellung für Eltern und Geschwisterkinder.

„Ich bin ziemlich stolz auf meine Bilder. Die werde ich in meinem Zimmer aufhängen“, sagt Maximilian, der am liebsten Menschen und Comicfiguren mit Bleistift zeichnet. Mit bunten Acrylfarben zu arbeiten, war neu für ihn: „Das war interessant, aber ich bleibe lieber bei Schwarz-Weiß“, betont der Zehnjährige.

„Entscheidend für uns ist, einen Funken entfacht zu haben, der früher oder später zündet und Spaß an und mit Kunst auslöst“, bekräftigen Claudia Rüdiger und Birgit Bornemann – Theodor Storm und seiner Regentrude sei Dank.

10 Jahre "Ran&gut!": das Sozialkauf, das Jobs schafft

Kisdorf. Das Kaufhaus „Ran & gut!“ ist eine Erfolgsgeschichte – aus sozialer, nachhaltiger sowie integrativer Sicht. Zum einen finden Schnäppchenjäger und Sammler zu günstigen Preisen viele gut erhaltene, gespendete Artikel von Textilien über Haushaltswaren und Bücher bis zu Möbelstücken, die nicht auf dem Müll landen, sondern ökologisch wertvoll wiederverwendet werden. Zum anderen erhalten aktuell zehn Menschen mit Behinderung eine Beschäftigung in einem arbeitsmarktähnlichen Umfeld, die sonst keine Möglichkeit hätten, am Wirtschaftsleben teilzuhaben.

Seit zehn Jahren betreibt die Stiftung Das Rauhe Haus aus Kattendorf das Projekt, das 1999 aus einer Bürgerinitiative heraus gegründet wurde und bis 2011 von der Arbeiterwohlfahrt betrieben wurde.

„Über 50000 Behinderte sind in Deutschland in Tagesförderstätten untergebracht, in denen sie lediglich beschäftigt werden und eine Tagesstruktur erhalten. Weil sie nicht ‚werkstattfähig‘ sind, bekommen sie jedoch keine soziale Absicherung durch den Bund wie etwa Rentenzahlungen“, erläutert Juliane Geuke vom Stiftungsbereich Teilhabe mit Assistenz des Rauhen Hauses.

„Bei uns dagegen kann jeder arbeiten, sich sinnerfüllend ausprobieren sowie soziale und finanzielle Wertschätzung erhalten – sei es bei der Warenannahme, -sortierung, -auspreisung oder im Verkauf“, betont ihr Kollege Detlef Boie. Seit drei Jahren gilt das Kaufhaus als „Anderer Leistungsanbieter“ und ist damit Werkstätten für behinderte Menschen gleichgestellt, zahlt Löhne und arbeitet dabei kostendeckend. Die umliegenden Kommunen und Boeing übernehmen 50 Prozent der monatlichen Mietkosten.

Das Sozialprojekt ist eine Chance etwa für Janek Evers. Der 20-Jährige absolviert bei „Ran & gut!“ eine gut zweijährige Berufsbildungsmaßnahme, die ihn im befähigt, im besten Fall anschließend auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Es macht Spaß mit den Kunden, die uns manchmal für das Ein- oder Ausladen Trinkgelder zustecken“, sagt er gutgelaunt. Am liebsten bedient der junge Mann die Kasse in der Möbelscheune. Symbole auf den Tasten erleichtern vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten die Bedienung. Gerne würde Janek Praktika in anderen Unternehmen machen, doch bis auf wenige Ausnahmen seien die Vorbehalte meist größer als der Wille, sich mit dem Thema Inklusion am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen, bedauert Juliane Geuke. „,Für unsere Beschäftigten wünschen wir uns besser im örtlichen Wirtschaftsnetz integriert zu werden.“

Der soziale Aspekt des Kaufhauses in der Kaltenkirchener Straße 14 und der Nachhaltigkeitsgedanke lassen Katharina Spiegel mindestens einmal im Monat nach Kisdorf zum Stöbern kommen. „In Norderstedt haben wir mit ‚Hempels‘ zwar auch ein Gebrauchtwarenhaus, doch die Einnahmen gehen in die Stadtkasse. Da fahre ich lieber etwas weiter und unterstütze Menschen mit Behinderung, die immer fröhlich und mit Herzblut dabei sind“, sagt Spiegel und versichert, niemals mit leeren Händen nach Hause zu fahren. „Ein gebrauchtes Regal, ein karierter Koffer, Wolle, ein Abendkleid, einige Hüte – ich habe schon viele tolle Sachen gefunden. Es muss ja nicht immer alles neu sein.“

Obwohl tatsächlich einige Artikel so gut wie unbenutzt sind, wie Linda Kämereit zu ihrem Erstaunen feststellen musste. Die Henstedt-Ulzburgerin ist eine von 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, war anfangs Kundin und engagiert sich seit drei Jahren im Kaufhaus. „80 Prozent der Modeartikel sind Markenware und sehen aus, als ob sie direkt von der Stange bei ‚dodenhof‘ kommen. Die Wegwerf-Konsumgesellschaft ist erschreckend, dennoch freue ich mich, dass viele Menschen ihre aussortierten Teile spenden und anderen ermöglichen, hochwertige Kleidung zu tragen“, so Kämereit.

Das Motto lautet: Alle sollen sich alles leisten können. Bei Preisen wie diesen, kein Problem: Schuhe kosten fünf Euro, T-Shirts zwei Euro, Kleider drei Euro – ohne Wenn und Aber.

Die Pandemie machte auch nicht vor „Ran & gut!“ Halt. In den vergangenen zwei Jahren musste das Kaufhaus für jeweils zwei bzw. fünf Monate schließen. „In der Corona-Zeit sind wir fast an der Spendenflut erstickt, weil nahezu jeder zuhause ausgemistet hat“, erzählt Juliane Geuke. Entsprechend gut gefüllt seien die 500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Leider seien immer mal nicht wiederverwendbare Waren unter den Spenden. „Pro Monat müssen wir den Inhalt eines großen Anhängers auf dem Sperrmüll entsorgen – das kostet jedes Mal rund 150 Euro“, so Geuke von der Stiftung Das Rauhe Haus.

Dennoch kann und soll sich zukünftig nichts ändern, versichert Bereichsleiter Detlef Boie. „Die vergangenen zehn Jahre waren großartig. Wir werden weiterhin Menschen mit Behinderung Perspektiven bieten, um vielfältig an der Gesellschaft teilzuhaben, denn wir wissen: Ihr schafft das!“

 

Sachspenden können bei „Ran & gut!“ in der Kaltenkirchener Straße 14 in Kisdorf zu den Öffnungszeiten dienstags und mittwochs von 10 bis 14 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 17 Uhr abgegeben werden. Große Möbelstücke holt das Transportteam nach Terminvereinbarung und Besichtigung ab, Tel. 04191/953 96 80, www.ranundgut.de.

Neele und Jakob sind am Ziel

Region Segeberg. Geschafft! Winkend überquerte Team noerd.licht am Sonntag um 16.04 Uhr mit seinem 22 Jahre alten Volvo V70 die Ziellinie auf dem Hamburger Fischmarkt. Nach 16 Tagen und exakt 7243,7 Kilometern haben Neele und Jakob aus der Region Segeberg das Abenteuer „Baltic Sea Circle Charity Rallye“ durch neun europäische Ostsee-Anrainer-Staaten erfolgreich absolviert. (Das Abendblatt berichtete.)

Das war nicht jedem vergönnt. Von 255 Startern kamen lediglich 195 ins Ziel – glimpfliche Unfälle, Motorschaden und andere Widrigkeiten verhinderten den Abschluss. Immerhin: 355000 Euro kamen insgesamt für viele verschiedene Spendenprojekte zusammen. Neele und Jakob sammelten 1156 Euro für den Lübecker Verein „Ergo-Ranch“, dessen Therapiepferde für Patienten der Praxis im Heiweg zum Einsatz kommen. „Wir sind so glücklich über die Unterstützung; sogar am Finaltag kamen noch Spenden rein“, freut sich die 22-jährige Neele.

Die letzten vier Tage der Rallye, bei der GPS, Navi und Autobahnen tabu waren, erkundete sie mit ihrem 23-jährigen Freund das Baltikum und Polen – für beide bisher ein weißer Fleck auf ihrer Reise-Landkarte. „Nach so viel unberührter Natur in Skandinavien war das für uns ein Kulturschock, zumal wir nicht wirklich Zeit für die einzelnen Länder hatten, sondern vor allem die Hauptstädte besucht haben und touristische Stätten wie etwa den ‚Berg der Kreuze‘ in Litauen für ein obligatorisches Foto im Roadbook“, erzählt Neele.

Die historischen Altstädte von Vilnius in Litauen und Danzig in Polen haben den jungen Schleswig-Holsteinern besonders gut gefallen. Und dank des Tipps von Neeles Opa, der als Spediteur und Fahrer weit herumgekommen ist, entdeckten sie sogar den geografischen Mittelpunkt Europas. Mit den Koordinaten 54° 54‘ 0“ N, 25° 19‘ 0“ O liegt er beim Dorf Purnuskes nördlich von Vilnius. „Das war etwas Besonderes und den Umweg wert, zumal sich außer uns kein anderes Team dorthin ‚verirrt‘ hat“, verrät Neele schmunzelnd.

16 Tage war das Paar unterwegs und hat viele verschiedene Eindrücke gesammelt, die erst einmal verarbeitet werden müssen. „Es kommt mir vor, als ob wir einen Atlas schnell durchgeblättert haben. Es ist so unrealistisch wieder zuhause zu sein“, fasst Jakob sein gedankliches Bilderbuch zusammen. Die Bilder auf Fotopapier, die vor dem Zieleinlauf ins Roadbook eingeklebt werden mussten, hatte er am vorletzten Tag in einer polnischen Drogerie ausgedruckt.

„Die Reise hat viel Spaß gemacht. Ich bin glücklich, dass wir so gut durchgekommen sind und das Auto gehalten hat, immerhin hatte es beim Start bereits 309125 Kilometer auf dem Tacho“, sagt Neele. Als versierter Hobby-Schrauber hatte sich Jakob auf alle Eventualitäten eingestellt. „Aber es gab einfach nichts zu tun. Am vorletzten Tag habe ich einfach den Nockenwellensensor gereinigt, um das mitgeführte Werkzeug wenigstens einmal benutzt zu haben.“

Beim Thema Gepäck ist Neele im Nachhinein froh, Skiunterwäsche und eine warme Mütze gegen kalte, skandinavische Nächte im unbeheizten Dachzelt eingepackt zu haben – „trotzdem habe ich sehr gefroren.“ Absolut überflüssig war dagegen ein zweiter Campingstuhl. „Während Jakob ein solches Möbel brauchte, habe ich lieber auf einer Decke oder er Picknickbank gesessen.“

„Die Tour hat gezeigt, dass wir für solche Rallys gemacht sind und es spannend ist, aus der Komfortzone rauszugehen. Wir könnten uns gut vorstellen, die Strecke bei der Winterrallye mitzumachen – dann aber ohne Dachzelt und mit einem anderen Auto“, sagt Jakob lachend.

Im Zielbereich auf dem Fischmarkt wartete das familiäre Empfangskomitee auf die Abenteurer. Zwei Wochen hatten die Eltern lediglich über den Instagram-Account noerd.licht oder das Hamburger Abendblatt vom Nachwuchs gehört und gelesen. „Wir wussten, dass sie die Sache gut machen würden, und bei einer schwerwiegenden Panne hätte ich sie von überall abgeholt“, versichert Jakobs Vater Jo. „Wir haben jede Menge Vertrauen in die beiden, schließlich war Neele nach dem Abitur bereits ein Jahr allein mit einem Van und Hund in Europa unterwegs“, bestätigt Neeles Vater Olaf, dessen größter Wunsch war, mit seiner Tochter eine Rallye zu fahren. „Wir waren so gut wie angemeldet, doch erst kam Corona und dann Jakob – und jetzt bin ich wohl raus“, resümiert er augenzwinkernd.

"Das war knapp": Jakob besteht Uni-Prüfung in der Wildnis

Über die Hälfte der 7500 Kilometer langen Strecke quer durch Nordeuropa ist geschafft – ohne Panne, dafür aber mit unzähligen Mückenstichen, gegen die es scheinbar kein wirksames Mittel gibt. Seit dem 18. Juni sind Neele und Jakob aus der Region Segeberg mit ihrem 22 Jahre alten Volvo V70 unterwegs auf der „Baltic Sea Circle Charity Rallye“ (das Abendblatt berichtete). Über Dänemark, Schweden und Norwegen haben es die beiden bereits nach Finnland geschafft. „Die Landschaft hier ist etwas eintönig und die Straßen führen viel geradeaus, daher freuen wir uns auf Abwechslung“, erzählt die 22-jährige Neele. Am Sonntagabend stand ein Besuch bei einer Freundin in Lahti an, am Montag die Stadtbesichtigung von Helsinki – bei hochsommerlichen 31 Grad.

Daran muss sich das Team „noerd.licht“ erst einmal gewöhnen, denn bisher hatte es das Wetter nicht besonders gut mit ihm und den weiteren knapp 300 Rallye-Fahrern gemeint. „Bei etwa zwölf Grad war es in Nord-Norwegen sehr windig und es hat viel geregnet, was ungünstig für unser Dachzelt ist, das eigentlich immer trocken verpackt werden muss, ehe wir weiterfahren können“, berichtet der 23-jährige Jakob. Viel schlimmer ist, dass er seine fast nagelneuen Wanderschuhe auf einer Tankstelle vergessen hat. „Ich habe sie imprägniert, zum Auslüften ans Auto gestellt und erst 667 km weiter bemerkt, dass ich sie weg sind.“ Aber Glück im Unglück: Ein anderes Team hat per WhatsApp vom Missgeschick erfahren, die Schuhe eingesammelt und bringt sie am 3. Juli mit ins Ziel nach Gut Basthorst. 

Um traumhafte Landschaften wie auf den mystischen Lofoten genießen zu können, müssen die Schleswig-Holsteiner einmal pro Tag tanken. 70 Liter passen in den Volvo; das macht bei einem Sprit-Preis von 2,60 Euro rund 130 Euro pro Tag. „Umso mehr freuen wir uns über die vielen Unterstützer, die über die Abendblatt-Berichte auf uns aufmerksam geworden sind, unsere Benzinkasse auffüllen und auch für unser Charity-Projekt, die Therapiepferde der Lübecker ‚Ergo-Ranch‘, spenden“, sagt Neele dankbar.

Pflichtschuldig war das Team am Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas, um das obligatorische Foto vor dem berühmten Globus aufzunehmen. „Den vierstündigen Weg hätten wir uns auf einer normalen Reise geschenkt, weil es in der Ödnis nichts zu sehen gibt, doch wir müssen dringend Aufgabenpunkte sammeln“, erklärt Neele. Auf den verlangten Transport einer geöffneten Dose „Sürströmming“, einer intensiv riechenden schwedischen Fischspezialität, hat das Paar jedoch verzichtet – „den Gestank hätten wir noch Monate im Wagen gehabt“ –, dafür heimst es regelmäßig Punkte durch Übernachtungen in der Wildnis ein, während einige andere Fahrer im Hotel absteigen.

„Die Mittsommernächte in der Natur zu verbringen, ist traumhaft. Richtig dunkel wird es gar nicht – um halb eins ist die Sonne kurz weg und um halb drei schon wieder da“, begeistert sich Jakob, der als Student für Wirtschaftsingenieurswesen auf der Tour eine mündliche Online-Prüfung ablegen musste. „Erst zehn Minuten vor Beginn haben wir eine Tankstelle mit stabilem Internet erreicht – das war knapp, hat aber funktioniert.“

Das Navigieren ausschließlich mit Straßenkarten in Papierform dagegen ist nicht immer optimal. „Unsere Pläne sind sehr grob skaliert, deshalb müssen wir ab und zu über Satellitenbilder von Google Maps unseren Weg suchen, aber auf ein Navi verzichten wir“, räumt Jakob ein. 

Als letzte Starter ins Rennen gegangen, liegt Team „noerd.licht“ weiterhin mit an der Spitze des abenteuerlichen Rennens. „Wir wissen von sechs Teams, die wegen Problemen mit dem Auto, Motorschaden oder eines familiären Trauerfalls aufgeben mussten. Bei uns sind Auto und Beziehung weiterhin gut in Schuss und wir haben eine gute Zeit“, versichern die Norddeutschen.

Am Dienstagabend geht es für sie auf die Fähre vom finnischen Helsinki in die estnische Hauptstadt Tallinn. Dort findet am Mittwochabend die nächste Rallye-Party mit allen noch aktiven Fahrern statt.

Über ihren Instagram-Account @noerd.licht gibt es Bilder und Videos von der Rallye sowie Infos zu Spendenmöglichkeiten.

Rallye-Team entdeckt Tourbus von Weltstars auf Autofriedhof

Kreis Segeberg. In 16 Tagen 7500 Kilometer quer durch Nordeuropa, einmal rund um die Ostsee, und dabei Spenden für einen guten Zweck sammeln, das haben sich rund 300 Teams der „Baltic Sea Circle Charity Rallye“ vorgenommen. Mit dabei sind auch Neele und Jakob aus der Region Segeberg. Sie sind als Team noerd.licht mit ihrem 20 Jahre alten Volvo V70 unterwegs und werben finanzielle Unterstützung für Therapiepferde der „Ergo-Ranch“ in Lübeck ein, die Patienten mit psychischen und physischen Problemen als vierbeinige Therapeuten helfen (das Abendblatt berichtete).

Doch der Beginn des Abenteuers war alles andere als perfekt. „Fast hätten wir das Startfenster der ‚Baltic Sea Circle Charity Rallye‘ verpasst, weil wir am erst am falschen Ort waren – statt auf dem Hamburger Fischmarkt ging es am 18. Juni auf Gut Basthorst los. Wir mussten mächtig Gas geben, um tatsächlich als letzte Starter auf die Strecke zu gehen“, berichtet die 22-Jährige. Mittlerweile hat sie mit ihrem ein Jahr älteren Freund das Feld von hinten aufgerollt. „Laut Live-Tracker sind nur drei andere Teams vor uns. Dafür saßen wir auch fast Tag und Nacht hinter dem Steuer, aber wir lieben es einfach Auto zu fahren. Außerdem ist das hier viel entspannter als in Deutschland“, erklärt Neele.

Am ersten Tag ging es 572 Kilometer bis Südschweden, am zweiten Tag 744 Kilometer quer durch das Land der Elche und am Montagabend passierte das motivierte Paar nach 1000 absolvierten Tageskilometern sogar die norwegische Grenze. „Wir wollten so schnell wie möglich den Hafen von Bodø erreichen, um die nächste Fähre auf die Lofoten nehmen zu können.“ Das hat geklappt, trotz kurzfristiger Tunnelsperrung und einem Umweg von 100 Kilometern über die Berge. Um 3.15 Uhr – mitten in der Nacht – legte das Schiff bei äußerst rauer See ab. „An Bord ging es mir gar nicht gut, aber die Vorfreude auf meinen absoluten Lieblingsstrand, den Kvalvika Beach, war größer“, berichtet Neele, die nach ihrem Abitur knapp ein Jahr mit ihrem Hund und Van quer durch Europa gereist ist.

Auf der Rallye rund um die Ostsee müssen einige Aufgaben absolviert werden – die erste ist bereits gemeistert. „Wir mussten für das Roadbook auf einem schwedischen Autofriedhof im Wald den ehemaligen Tourbus der Popgruppe ABBA suchen und fotografieren – eigentlich ein trauriger Anblick, so kaputt und verrostet, wie er aussieht. Sonst läuft bisher alles nach Plan. Unser Auto macht einen guten Job und dass, obwohl wir ihn erst eine Woche vor dem Rallye-Start gekauft haben, weil unser vorgesehenes Fahrzeug Motorprobleme hatte. Außerdem haben wir uns in drei Tagen erst fünf Mal verfahren“, erzählt Neele gut gelaunt. Gar nicht so einfach, schließlich dürfen nur Straßenkarten in Papierform verwendet werden –GPS, Navi oder Autobahnen sind nicht erlaubt.

Mückenabwehrspray dagegen schon, doch das zeige wenig Wirkung. „Nach einer Nacht habe ich 20 Stiche gezählt – fünf davon am Auge“, beklagt sich die angehende Ergotherapeutin und bekennende Naturliebhaberin. Neben idyllischen Übernachtungen im ausklappbaren Dachzelt etwa an einer Stromschnelle im schwedischen Nirgendwo, einer Herde Rentiere an der Straße und malerischen Schneefeldern auf skandinavischem Fjell war eine heiße Dusche auf dem Gelände einer schwedischen Tankstelle ihr bisheriges Reise-Highlight. „Ein Traum – die 2,50 Euro waren bestens investiert. Jakob dagegen fand das fast unnötig – er steht eher auf Bade-Abenteuer in der Natur bei frösteligen zehn Grad.“

Durch ihre erfolgreiche Aufholjagd gönnen sich die Nordlichter einen Extra-Tag für Wanderungen auf der urwüchsigen Inselgruppe der Lofoten, dann geht es weiter in Richtung Nordkap.

Über ihren Instagram-Account @noerd.licht gibt es Erlebniseindrücke und Infos zu Spendenmöglichkeiten.

Sie haben aufs richtige Gut gesetzt

Negernbötel. Zwar hat Fiete noch keinen Blick für das, was seine Eltern ihr Herzensprojekt nennen, aber es würde sich lohnen. Zufrieden schläft der am ersten März geborene Gutsherren-Nachwuchs im Tragetuch von Maria Bostelmann. Mit ihrem frisch angetrauten Ehemann John hatte sie im vergangenen Jahr eine verwunschene Gutsanlage nördlich von Bad Segeberg gekauft, um sie als zur Ferien- und Hochzeitslocation auszubauen (das Abendblatt berichtete im November 2021).

Seitdem hat sich auf dem Landsitz Maleksberg, der 1910 als Versuchsgut angelegt wurde, einiges getan. „Wir haben uns viel vorgenommen, aber das meiste läuft im Rahmen“, versichert das Paar. Das Cottage als Herzstück für entspannte Feiern und Ferien ist fertig. Strahlend blau leuchtet die renovierte Holzfassade. Drei Apartments samt Hochzeitsuite wurden gestrichen, neu dekoriert und mit schönen Möbeln bestückt. Besonders stolz ist John Bostelmann auf die Gemeinschaftsküche, größtenteils selbst gebaut – so wie er vieles auf der XXL-Baustelle angepackt hat, um das Budget zu schonen. „Elektrik, Wasser, Heizung – ich habe viel dazugelernt, auch wenn ich dabei an meine Grenzen gestoßen bin“, resümiert der 33-Jährige.

Über ein Jahr pendelte der Gymnasiallehrer zwischen der Hamburger Klosterschule und dem Maleksberg hin und her. Doch damit ist am ersten August mit seinem Wechsel an eine Schule in Bad Segeberg Schluss – die ist, statt in einer Stunde, in nur zehn Minuten zu erreichen.

Und Gäste kommen auch. Am ersten Aprilwochenende fand die erste Hochzeit auf dem parkartigen Anwesen. „Pünktlich stand der erste Rhododendron in voller Blüte – ein prächtiger, weißer Busch vor der Tür des Cottages, das war schon sehr romantisch“, erzählt die Hausherrin.

Insgeheim hatten sie auf 20 Buchungen bis zum Jahresende gehofft. „Doch unser Ziel war bereits Mitte April erreicht. Bis Ende August sind wir an den Wochenenden komplett ausgebucht und dürfen drei weitere Hochzeitsgesellschaften begrüßen“, freut sich John Bostelmann. Bislang haben Freundesgruppen und Großfamilien etwa aus Frankfurt, Berlin oder Köln das gesamte Cottage mit 13 Schlafmöglichkeiten reserviert, um unweit der Ostsee ein Wiedersehen mit Angehörigen zu feiern oder Geburtstage zu feiern. Die Organisation übernehmen die Gäste selbst oder engagieren Eventmanager. Bostelmanns sind lediglich Vermieter und stellen die Räumlichkeiten über diverse Buchungsportale zur Verfügung.

„Um das Haus auch unter der Woche mit Leben zu füllen, suchen wir nach interessanten Ideen“, erklärt Maria Bostelmann. So fand im Mai ein erstes Yoga-Retreat im idyllischen Gutspark statt. Heilpraktikerin Kerstin Berend aus Wahlstedt möchte ab Herbst ayurvedische Massagen und Wohlfühlwochen anbieten, darunter Heilfasten mit Meditation, Saunaanwendungen und Entspannungstraining. „Vor allem stressgeplagte Großstädter können hier die Reset-Taste drücken und neue Energie tanken“, sagt die gebürtige Hamburgerin und schwärmt: „Dieser Ort ist ein Paradies, ein Geschenk, in das viel Liebe investiert wird.“

Das Cottage würde sich auch bestens für Firmenmeetings, Tagungen und Schulungen in außergewöhnlicher Umgebung eignen, davon sind die Gutsbesitzer überzeugt: „Wir sind dabei, das Schmuckstück als Seminarhaus für kleine Gruppen bekannt zu machen“.

Zur sechs Hektar großen Anlage gehören ein Stall, Weiden und vier Pferde, mit denen Maria Bostelmann künftig Picknick-Ausritte ins Trave-Land anbieten möchte. Auch Coaching mit Pferden ist eine Idee der Pferdeverhaltenstrainerin und Urlauber können eigene Vierbeiner mitbringen.

Eigentlich wollte die junge Familie im Lauf diesen Jahres ins ehemalige Schulhaus einziehen, doch nun beschränkt sie sich weiter auf eine kleine Wohnung im Verwalterhaus. „Mit Kriegsbeginn in der Ukraine haben wir im Schulhaus seit März eine Familie aus Mariupol aufgenommen“, erklärt John Bostelmann. „Sie fühlen sich wohl, sind sehr dankbar und helfen, wo sie können, etwa beim Streichen des Hauses, und das elfjährige Mädchen besucht die Schule in Fahrenkrug.“

Bis mindestens Ende Oktober werden die Ukrainer bleiben – „kein Problem, wir haben ohnehin das Tempo gedrosselt“, versichern die Neu-Schleswig-Holsteiner. Bis zum Jahresende hoffen sie, die Baugenehmigung für das Verwalterhaus zu erhalten. Der Backsteinbau soll durch den Dachausbau zu fünf Wohneinheiten zwei weitere erhalten und die Heizung muss auch erneuert werden. „Fertig werden wir wohl nie, aber der Landsitz Maleksberg ist eben nicht nur unser Herzens-, sondern auch unser Lebensprojekt“, versichern Maria und John Bostelmann.

 

Informationen gibt es unter www.landsitz-maleksberg.de und bei Instagram @landsitz_maleksberg.

Dieses Paar sammelt Spenden - mit spontan gekauftem Volvo

Kreis Segeberg. Er misst 4,84 Meter Länge und 1,86 Meter Breite, ist aus dem Baujahr 2000 und hat 193 PS – ein betagter Volvo V70 wird für 16 Tage das Abenteuermobil für zwei junge Leute aus dem Raum Lübeck und Kreis Segeberg sein. Als Team „noerd.licht“ – zusammengesetzt aus „nördlich“ und „Nordlicht“ – nehmen Neele und Jakob zum ersten Mal an der „Baltic Sea Circle Charity Rallye“ teil.

286 Crews fahren mit Youngtimer-Fahrzeugen, die mindestens 20 Jahre alt sein müssen, vom 18. Juni bis 3. Juli durch neun nordeuropäische Länder – von Hamburg aus über Schweden zum Nordkap in Norwegen, die baltischen Staaten und Polen zurück nach Deutschland. Rund 7500 Kilometer müssen zurückgelegt werden. „Die Herausforderung ist, dass wir kein Navi und GPS verwenden dürfen, sondern mit Karten und Kompass agieren müssen – für uns als Handy-Generation schon etwas Besonderes. Zuletzt haben wir über Pfingsten auf dem Weg nach Sankt Peter Ording kräftig das Kartenlesen geübt“, erklärt Neele. Auf der Rallye-Strecke sind Autobahnen tabu, zudem müssen noch geheime Aufgaben gelöst werden.

Voraussetzung für die Teilnahme ist, ein selbst ausgewähltes Projekt mit Spenden zu unterstützen. Für die angehende Ergotherapeutin eine Herzenssache, sich für die Lübecker „Praxis im Heiweg“ einzusetzen, die seit Mai 2021 tiergestützte Therapie mit Pferden und Hunden anbietet. Die vierbeinigen Mitarbeiter erzielen erstaunliche Erfolge bei psychisch erkrankten, verhaltensauffälligen sowie körperlich gehandicapten Patienten. Die Tiere spiegeln wertfrei das Verhalten der Menschen, was zu positiven Veränderungen führt. Zudem vermitteln sie ihnen Selbstwertgefühl. Da Krankenkassen die zusätzlich anfallenden Kosten für Tierarzt, Schmied und Ausrüstung nicht übernehmen, zahlt die Praxis monatlich rund 1000 Euro aus eigener Kasse. „Auf unserer Reise sammeln wir deshalb Spenden für den jungen Verein „Ergo-Ranch“, der mit der Praxis zusammenarbeitet, und möchten auf die wertvolle Therapieform aufmerksam machen“, erklärt Neele.

Das anstehende Abenteuer auf vier Rädern ist ein langgehegter Traum der 22-Jährigen, die nach dem Abitur ein Jahr mit ihrem Van in Europa unterwegs war. „Für eine Rallye hatte ich nie den richtigen Beifahrer“, sagt die junge Frau, die mit Jakob ihr Pendent gefunden hat. Vor eineinhalb Jahren wurde aus bislang besten Freunden ein Paar, das die Begeisterung für Autoreisen und Natur teilt. Jakob, der Wirtschaftsingenieurwesen studiert, hatte sich seinen Van sogar selbst ausgebaut und schraubt mit Begeisterung an Fahrzeugen herum. „Er kann vieles reparieren; das ist sehr praktisch, denn wer weiß, was uns mit dem alten Volvo passieren wird.“

Über zwei Wochen auf engstem Raum zu leben – geschlafen wird im Dachzelt –, schreckt beide nicht. „Das haben wir auf kürzeren Trips ausprobiert – es funktioniert“, beteuert Neele, die nichts mehr von festen Räumen und Steinwänden hält. „Wir lieben beide das unabhängige, freie Leben und bauen gerade ein Expeditionsmobil mit Heizung und Sanitärausstattung aus, in dem wir ab kommenden Jahr dauerhaft leben und arbeiten werden – die Wohnung ist bereits gekündigt.“

Aber zunächst geht es auf den Rallye-Kurs in den Norden. Am meisten freut sich Neele, dem Freund ihren Lieblingsstrand auf den norwegischen Lofoten zu zeigen, „und ich bin auf das Baltikum gespannt, dort war ich noch nie.“ Es soll eine möglichst entschleunigte Tour werden, um die verschiedenen Landschaften zu genießen. Eine Platzierung ist den jungen Schleswig-Holsteinern unwichtig.

Neben ihrem Charity-Projekt sammeln sie auch Spenden, um ihre Benzinkasse zu füllen. Für Sprit kalkulieren sie immerhin rund 2000 Euro. Als Dankeschön an die Spender hat sich das Paar einiges ausgedacht: So gibt es etwa für fünf Euro eine Postkarte von unterwegs, für 15 Euro ein Ticket für einen Vortrag nach Abschluss der Rallye und für 200 Euro hilft Jakob einen halben Tag beim Van-Ausbau des Spenders.

Nur wenige Tage vor dem Nordtour-Abenteuer gab es ein Problem. Das eigentliche Rallye-Fahrzeug hat kurz vor dem Start schlapp gemacht. „Da der Motor unrund lief, hat uns die Werkstatt abgeraten, ihn einzusetzen. Auf die Schnelle musste ein Ersatzwagen her. Den haben erst letzten Sonntag spontan gekauft. Nun muss er noch rallye-typisch foliert werden“, berichtet Neele fröhlich und versichert: „Am 18. Juni wird es losgehen – wir freuen uns riesig.“

 

Über ihren Instagram-Account @noerd.licht berichten Neele und Jakob über ihr Rallye-Abenteuer, darunter gibt es auch Informationen zu Spendenmöglichkeiten und Ticketverkauf.

"Die Schreie der verletzten Kitze werde ich niemals vergessen"

Wakendorf II. „Daniel, geh‘ mal mit der Drohne runter – da liegt was“, ruft York Weitzmann. Auf dem Bildschirm, der mit der fliegenden Wärmekamera gekoppelt ist, leuchtet ein roter Punkt auf. Die beiden jungen Männer stehen auf einer großen Wiese und sind auf der Jagd nach Rehen. Nicht mit Kimme und Korn: Sie sind auf einer Rettungsmission für gefährdete Bambis. Zwischen Anfang Mai und Ende Juni bringen die Rehmütter, Ricken genannt, ihre Kitze zur Welt und legen sie zum Schlafen bevorzugt im hohen Gras ab.

Doch in dieser Zeit findet auch die erste Heumahd der Landwirte statt. Unzählige Kitze sterben den grausamen Tod durch die scharfen Messer der Mähwerke, weil die Kitze noch kein Fluchtverhalten haben und sich bei lauten Geräuschen ducken, statt wegzulaufen. Mit der Drohnenortung und anschließender Sicherung wird Baby-Rehen das schreckliche Schicksal erspart. 

„Bis vor drei Jahren haben wir vor dem Mähen mit ein paar Leuten das jeweilige Feld abgesucht und in Abständen Stecken mit flatternden Bändern oder akustischen Signalgebern gesetzt, um Unruhe zu erzeugen und die Ricken davon abzubringen, die Kleinen abzulegen. Doch das war nicht wirklich erfolgreich“, erzählt Anke Neumann.

Sie betreibt in sechster Generation einen Hof in Wakendorf II, hält 75 Rotbunte Rinder zur Milchproduktion, baut auf 30 Hektar eigenes Futter an und ist oft mit dem Trecker unterwegs – auch beim Heumachen. „Die schrecklichen Schreie der verletzten Kitze werde ich niemals vergessen; sie gehen einem durch Mark und Bein“, sagt die Landwirtin bedrückt.

Für sie steht fest: Nur eine Rehkitzrettung aus der Luft ist effektiv. „Im vergangenen Jahr haben wir 3000 Euro für einen Lohn-Piloten ausgegeben, der allein auf meinen Flächen 16 Kitze aufgespürt hat. Viel Geld, das gut angelegt war, aber ich habe immer von einer Dorf-eigenen Drohne geträumt; Kostenpunkt rund 8000 Euro.“ 2021 lobte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft einen Zuschuss über 3700 Euro aus. „Die Chance haben wir genutzt und extra den Verein ‚Rehkitzrettung Wakendorf II‘ gegründet, um in die Förderung von zwei Drohnen zu kommen“, berichtet Anke Neumann. Von der VR Bank gab es zusätzlich 2000 Euro über ein Spendenportal, 2000 Euro steuerte die Gemeinde bei und trotz der Vereinsbeiträge sind noch 2500 Euro offen.

Rund 50 Mitglieder hat der junge Verein bereits, darunter acht Wakendorfer Landwirte, Bürgermeister Jens Dürkop übernahm das Amt des Schatzmeisters, und vier Drohnen-Piloten, die eine Führerscheinprüfung für die Bedienung der Quadrokopter absolvierten. Geübt wurde im Herbst mit Wärmflaschen, die in Jutesäcken verstaut auf einem Feld versteckt waren und per Mini-Flieger entdeckt werden mussten.

Per WhatsApp-Gruppe melden sich Freiwillige zum jeweiligen Einsatz. „Geflogen wird früh morgens gegen vier Uhr oder spät abends, dann ist auf den Wärmebildkameras der Kontrast am besten zu erkennen. „Doch wenn der Boden aufgeheizt ist, sieht jeder Maulwurfshügel wie ein Rehkitz aus“, erklärt Daniel Vandrey. In 50 Meter Höhe überfliegt er mit 18 Stundenkilometern Markierungen der vorab kartierten Felder. Das macht die Arbeit mit der Drohne leichter und der Pilot kann sich auf den Bildschirm konzentrieren. Bei 3,7 Hektar dauert die Suche aus der Luft rund sieben Minuten. Spätestens nach 30 Minuten muss die Drohne zwangslanden und der Akku getauscht werden.

Ist ein Kitz entdeckt, eilen Helfer mit Kescher und Korb zum Fundort. „Immer mit Handschuhen und ein paar Grasbüscheln und niemals mit nackten Händen, sonst nimmt die Ricke ihr Junges später nicht mehr an“, betont Dirk Schack, zweiter Vereinsvorsitzender und Jäger. Am Feldrand wird das Kitz unter einem Korb gesichert und der Landwirt per Handy informiert, um zeitnah mit dem Mähen zu beginnen. „Ist er fertig, wird der Korb entfernt und die Ricke findet ihren Nachwuchs durch Rufen“, erklärt Schack.

Da der Verein auch immer öfter aus Nachbargemeinden angefragt wird, würde er gerne eine dritte Drohne anschaffen, zusätzliche Kontrollbildschirme sowie weitere Akkus für zusätzliche Flugzeit. „Je mehr Menschen uns unterstützen oder in den Verein eintreten, desto eher erreichen wir das Ziel“, hofft Initiatorin Anke Neumann. „Zwischen dem 6. und 21. Mai haben wir bereits 26 Kitze vor dem brutalen Mähtod bewahrt. Die zarten, kleinen Lebewesen zu retten, macht einfach glücklich.“

 

Wer den Verein unterstützen möchte, wendet sich per Mail an jduerkop@outlook.com. Spendenkonto Rehkitzrettung Wakendorf II e.V.: IBAN DE89 2219 1405 0067 2031 50.

Eine Schaukel für das Rauhe Haus

Kattendorf Das Rauhe Haus unterstützt Menschen mit geistigen Einschränkungen, so dass sie ein Leben in größtmöglicher Normalität führen können. In Kattendorf leben sie in drei Wohngruppen im Haupthaus; in der gut 600 Meter entfernten Nebenstelle wird eine Tagesförderung angeboten. Hier werden unter anderem gespendete Puzzle auf Vollständigkeit geprüft, um sie anschließend im Kinderkaufhaus „ran & gut“ in Kaltenkirchen zu verkaufen. Vor Ort übernehmen die „Beschäftigten“, wie Sabine Hilger-Gürich ihre elf Schützlinge nennt, auch die Kasse und den Verkauf. „Die Tätigkeiten geben den Menschen eine wichtige Alltagsstruktur und lassen sie selbstbestimmt und mit Assistenz an der Arbeitswelt teilhaben“, erklärt die Teamleiterin.

Marina macht ihr Job Spaß, aber manchmal ist alles zu viel und sie braucht einfach eine Pause – und die sofort und ohne Abmeldung bei den Betreuern. Dann läuft die junge Frau spontan querfeldein hinüber in den Garten des Haupthauses, um ihre Anspannung wegzuschaukeln. Die gleichmäßige Bewegung beruhigt und stärkt das Gleichgewicht – inner- und äußerlich. „Oft mussten wir alles stehen und liegen lassen, um hinterherzuhasten“, erinnert sich Betreuerin Annika Sommerfeld.

Doch die Zeit ist vorbei. Im Garten der Tagesbetreuung steht seit kurzem eine nagelneue Nestschaukel. Die Damen vom Lions Club Alveslohe haben das Spielgerät im Wert von 2600 Euro gespendet. „Die Summe stammt aus den Startgeldern und Spenden unseres jährlichen Nikolauslaufes“, erklärt Lions-Präsidentin Katja Pütz. „Uns ist wichtig regionale Projekte zu unterstützen und Erfolge direkt zu erleben.“ In diesem Fall sogar „hautnah“, denn Marina demonstriert bei der Spendenübergabe nur zu gerne, wie es sich am besten schaukeln lässt: ausgestreckt auf dem Rücken liegend mit dem Blick in den blauen, wolkenlosen Himmel. Das gibt Kraft für neue Aufgaben.

So arbeitete die Feuerwehr im 20. Jahrhundert

Norderstedt Hilfe bei Naturkatastrophen und Chemieunfällen, Bergung von ausgebüxten Katzen und Elefanten – dass sich die Feuerwehr um mehr als Brände kümmert, zeigt bis zum 30. April eine eindrucksvolle Sonderausstellung im FeuerwehrMuseum Schleswig-Holstein. Auf 300 Quadratmetern dokumentieren über 100 großformatige Fotos, vorwiegend in schwarz-weiß gehalten, außergewöhnliche Einsätze in Norddeutschland zwischen 1901 und 1984. 

Viele Bilder gehen unter die Haut – etwa von der Evakuierung nach der verheerenden Sturmflut 1962 in Hamburg, vom einstürzenden Turm des Michels, der 1906 bei Lötarbeiten in Brand geriet, oder von der Bergung einer entgleister Straßenbahn mit reiner Muskelkraft. Hinzu kommen schaurig-schöne Fotos von der Schneekatastrophe 1978/79 – ein Motiv zeigt Schneemassen auf der Ulzburger Straße in Norderstedt – sowie von der zerstörerischen Kraft des großen Waldbrandes 1975 in der Lüneburger Heide. Gezeigt werden auch Aufnahmen von der unglücklichen Notlandung eines vollbesetzen Passagierflugzeugs auf der A7, das 1971 bei Hasloh gegen eine Brücke prallte.

Die meisten Fotos stammen von Hamburger Feuerwehr-Historikern, „Stern“-Fotograf Kai Greiser sowie Manfred Gihl, Ehrenvorsitzender des Fördervereins des Feuerwehrmuseums. Vor gut zehn Jahren wurden sie schon einmal in vier großen Ausstellungen gezeigt, „und jetzt wurde es wieder einmal Zeit – allerdings in einer ‚Best-of‘-Version“, sagt Museumsleiter Dr. Hajo Brandenburg. 

Die Schau zeigt zudem die beeindruckende Entwicklung von Geräten und Ausrüstung. Auf den Fotos gibt es viel zu entdecken, das anschließend im Museum „in echt“ bestaunt werden kann – etwa eine von Pferden gezogene Dampffeuerspritze, mit der Anfang des 20. Jahrhundert gelöscht wurde, oder schicke Uniformen, in denen es zu den Einsätzen ging, bevor in den 1980er Jahren eine persönliche Schutzausrüstung eingeführt wurde.

Passend zum groß aufbereiteten Thema der Sturmflut von 1962 können sich kleine und große Museumsbesucher an einer Mitmach-Station im Befüllen von Sandsäcken üben, zudem zeigen sieben Videos die vielseitige Arbeit der Feuerwehr.

 

Die Fotoausstellung läuft bis zum 30. April im FeuerwehrMuseum im Friedrichsgaber Weg 290. Öffnungszeiten: mittwochs bis sonnabends von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder bis zwölf Jahre frei. Aktuelle Corona-Informationen unter www.feuerwehrmuseum-sh.de. 

Sie retten Ponys und Pferde vor der Schlachtbank

Wakendorf II Zwei- bis dreimal pro Woche steigt Jolán Rahner in Bad Segeberg mit ihrer zehnjährigen Tochter Sjenna ins Auto, um ins 25 Kilometer entfernte Wakendorf II zu fahren. Dort wird die 53-Jährige schon sehnsüchtig von Zeus, Bariton, Harry, Lara, Meli und Curly erwartet. Die sechs Fohlen waren eigentlich dem Tod geweiht – sie sollten auf der Schlachtbank landen und zu Salami, Gulasch oder Lasagne verarbeitet werden.

Ihr Leben verdanken die jungen Stuten und Hengste dem Verein „4 Hufe im Glück“, der sich durch Spenden und Patenschaften finanziert. Die engagierten Tierretter kaufen seit fünf Jahren vor allem Haflinger- und Norikerfohlen frei, die wegen Überpopulation oder mangelnder Zuchtkriterien auf Herbstauktionen im Alpenland versteigert werden. Oftmals geht es direkt von der Mutterstute auf einen Transport nach Italien und dort in die qualvolle Anbindemast. Haben die Pferdekinder genügend Masse angesetzt, werden sie als Fleischlieferanten getötet.

Zeus, Bariton, Harry, Lara, Meli und Curly dagegen haben eine zweite Chance bekommen wie auch ausrangierte Sport- und Freizeitpferde, darunter der 25-jährige Warmblutwallach Fino oder das sechsjährige Shetlandpony Bailey.

Um das Wohl der vierbeinigen Schützlinge kümmern sich 14 Ehrenamtliche. Und die brauchen dringend Unterstützung. „Wir haben aktuell 21 Ponys und Pferde, die auf sechs Weiden in Wakendorf II, Tangstedt, Duvenstedt und Lemsahl täglich versorgt werden müssen“, erklärt Vereinsgründerin Stefanie Grabs-Samuels. Für die Helferinnen und Helfer heißt das Kraftfutter und jede Menge Kuschel- und Krauleinheiten verteilen, Tränken und Zäune kontrollieren, Pferdeäpfel in den Liegebereichen aufsammeln und Heuraufen auffüllen. „Bei Wind und Wetter ist das zum Teil schon körperlich anstrengend, aber es lohnt sich und erdet mich“, sagt Jolán Rahner, die seit Oktober 2021 mit von der Partie ist und in Segeberg eine Sprachschule leitet. „Man bekommt so viel Dankbarkeit zurück. Es ist wichtig, sich stark zu machen für Tiere, die keine Stimme haben.“

„Das Schönste ist das Strahlen in den Augen der Pferde, wenn sie realisieren, dass Menschen es doch gut mit ihnen meinen und sie einem ihr manchmal verlorenes Vertrauen schenken“, ergänzt Torge. Der 21-jährige Lehramtsstudent gehört seit vergangenem Sommer zu der eingeschworenen Pferderetter-Truppe und ist einer, der immer wieder spontan für Notdienste einspringt. „Ich habe überlegt, mir ein eigenes Pferd zu kaufen, bin dann auf den Verein aufmerksam geworden und wollte mich lieber nicht nur für ein, sondern für viele Tiere engagieren, die Hilfe benötigen“, sagt der Henstedt-Ulzburger. 

In WhatsApp-Gruppen regeln die Unterstützer per Handy, wer wann auf welcher Weide Dienst macht – manche kommen einmal pro Woche, andere sind täglich freiwillig im Einsatz. „Alles ist prima organisiert. Und wenn es kurzfristig doch nicht passt, übernimmt ein anderer. Wir sind eine großartige Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig hilft“, versichert Jolán Rahner, die sich für ihren tierischen Einsatz als erstes wasserdichte Gummistiefel und eine helle Stirnlampe anschaffte.

„Tierschutz erfordert Verlässlichkeit, denn die Ponys und Pferde sind in der Versorgung auf uns angewiesen. Sie warten auf uns, auch wenn es regnet, kalt oder dunkel ist“, betont Stefanie Grabs-Samuels. „Im Corona-Sommer hatten viele Menschen noch Zeit, um sich zu engagieren. Doch jetzt sitzen sie wieder in Büros oder Hörsälen, deshalb brauchen wir weitere helfende Hände.“ Erfahrung im Umgang mit Huftieren sei gut, schließlich wären gerade Fohlen manchmal recht stürmisch und in der Anfangszeit weder an Zweibeiner noch ans Halfter gewöhnt. 

Einige Ehrenamtler üben mit den Jungtieren auch das Führen und Hufe geben – das sogenannte „Fohlen-ABC“ –, damit sie möglichst schnell dauerhaft ein neues Zuhause bei respektvollen Tierfreunden finden. Bereits über 180 Ponys und Pferde, sowie einige Esel, Kühe und sogar Schafe sind seit der Vereinsgründung 2016 von „4 Hufe im Glück“ erfolgreich vermittelt worden. In wenigen Tagen wird auch Curly ausziehen, ein zehn Monate altes Noriker-Stutfohlen mit auffallend lockigem Fell. In Jolán Rahner hat sie ihren Herzensmenschen gefunden. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Segebergerin. „Mit ihrer ruhigen, liebevollen Art hat Curly mich sofort um den Finger gewickelt, als sie im Oktober nach ihrer Rettung aus unserem Transporter gestiegen ist. Nun darf sie mit viel Zuwendung in einer kleinen Herde in Nortorf groß werden.“ Der tatkräftigen Vereinsarbeit auf den Weiden in Wakendorf II will Rahner dennoch treu bleiben: „Schließlich warten dort noch mehr Pferde auf mich.“

 

Informationen unter www.4hufeimglueck.com, Spendenkonto: 4 Hufe im Glück e.V., IBAN: DE98 8306 5408 0004 0086 50, BIC: GENO DEF1 SLR

"Beefebruary" - Fleischkonsum mit Respekt

Naherfurt. Gute Vorsätze gehören zum Jahreswechsel für viele Menschen dazu. Ganz oben auf der Aktionsliste: eine bessere, gesündere Ernährung. Eine britische Non-Profit-Organisation rief 2014 erstmals zum veganen Januar auf. Ziel ist, sich im „Veganuary“ rein pflanzenbasiert zu ernähren – ohne Fleisch, Milch oder Eier. Die Idee kommt an. Mittlerweile machen weltweit über eine halbe Million Menschen bei der Kampagne mit, die nicht missionieren, sondern neugierig machen will und zum Ausprobieren aufruft.

Genau darum geht es auch Lina Kypke und Hinrich Carstensen. Die beiden Jung-Unternehmer haben deshalb den „Beefebruary“ kreiert – aus „Beef“, wobei damit nicht nur Rindfleisch gemeint ist, und Februar – und möchten daraus bestenfalls auch eine weitreichende Bewegung machen. „Das soll nicht heißen, dass man sich im gesamten Februar ausschließlich von Fleisch ernähren soll. Vielmehr geht es bei der Aktion um bewussten, verantwortungsvollen und reduzierten Fleischkonsum“, erklärt der 35-Jährige, der 2017 mit seiner Partnerin den Online-Marktplatz „EinStückLand“ gründete.

Laut Statistik verdrückt jeder Deutsche pro Woche 1,1 Kilogramm Fleisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dagegen maximal 600 Gramm. Eine Richtgröße, die auch der bekennende Fleischfan Hinrich propagiert. „Häufig bestimmt der günstige Preis, was und wie viel wir kaufen und essen, anstatt Herkunft und Qualität. Wertschätzung und Respekt für das Lebensmittel sollten jedoch unbedingt mit auf dem Teller liegen – deshalb lautet unsere Botschaft: Lieber seltener, aber ausgewähltes Fleisch essen“, fordert er. 

Als Grundlage für einen exklusiven Genuss sorgt das Paar mit seinem Online-Versand und Hofladen in Naherfurt zwischen Norderstedt und Bad Segeberg. Vermarktet werden robuste Rinderrassen wie Angus, Charolais oder Galloway, Bentheimer Landschweine und Freilandhühner, deren Haltung besonderen Ansprüchen genügen muss. „Alle Tiere leben artgerecht ganzjährig im Herdenverband unter freiem Himmel, oftmals in Naturschutzgebieten. Während einem Mastschwein in der Massentierhaltung klägliche 0,75 Quadratmeter Stallplatz eingeräumt werden, hat jedes Schwein unseres Partnerlandwirtes jeweils 90 Quadratmeter zum Wühlen, Spielen oder Suhlen. Kraftfutter- oder präventive Medikamentengabe sind tabu. Zudem werden generell keine Jungtiere geschlachtet, sondern bleiben bei ihren Müttern – bei den Rindern etwa bis zu einem Alter von rund zweieinhalb Jahren. Und um den Schlachtweg stressarm zu halten, liegen die Höfe maximal im Umkreis von100 Kilometern um unseren Schlachter bei Eutin“, betont Hinrich.

25 schleswig-holsteinische Landwirte sind bereits mit von der Partie, darunter der Regisseur und Schauspieler Detlev Buck. Der züchtet im Nienwohlder Moor imposante Limousin-Rinder und ist seit kurzem auch Vermieter der Jungunternehmer, die seinen überflüssig gewordenen Kuhstall zur Wohnung ausbauen durften – quasi mit Blick auf die zukünftige „Ware“. „Es ist großartig, die Tiere gesund, mit viel Platz und Ruhe aufwachsen zu sehen“, freut sich Hinrich, der sich zudem dem Prinzip des Crowd-Butching verschrieben hat. Dass bedeutet, dass Kunden ihre Bestellung online tätigen und ein Rind oder Schwein erst, wenn es komplett vermarktet ist, geschlachtet wird. Und da kein Tier ausschließlich aus Filets und Steaks besteht, geht etwa ein Galloway-Paket auch mit pfannenfertigem Braten, Rouladen, Gulaschwürfeln und Hackfleisch in den Versand. 

Für Lina und Hinrich ist es wichtig, dass nichts von dem wertvollen Fleisch verschwendet wird. „Um nachhaltig essen zu wollen, muss man kochen wollen“, lautet ihre Devise. Bereits 5000 Kunden von der Nordsee bis an die Alpen teilen diesen Anspruch und zählen somit zu den ersten Anhängern des neu geschaffenen „Beefebruary“. „Der soll ein Anstoß sein, seine Gewohnheiten zu überdenken und am besten dauerhaft zu ändern, um nicht im März bequem und reflektionslos weiterzumachen und wieder zum achtungslosen Billigfleisch zu greifen“, wünschen sich die engagierten Unternehmer. Und sie gehen sogar noch einen Schritt weiter: „Selbst, wenn unsere Idee für einige Menschen ein Weg zur vegetarischen oder veganen Ernährung sein sollte, gehen wir den gerne mit – Hauptsache, es entsteht in den Köpfen ein Bewusstsein für verantwortungsvollen Fleischkonsum.“

Wer beim „Beefebruary“ mitmachen möchte, kann „EinStückLand“ auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram folgen und sich dort Informationen, Tipps und Rezepte holen.