Norderstedterin rettet Eichhörnchen, die unter Trockenheit leiden

Norderstedt. Bundesweit sind die Auffangstationen für Eichhörnchen überfüllt – auch Zoe Goutas in Norderstedt, die sich seit sechs Jahren ehrenamtlich um verletzte und verwaiste Hörnchen kümmert, hat alle Hände voll zu tun mit zahlreichen Pflegekindern.

Die langanhaltende Trockenheit in diesem Frühjahr macht vielen Tieren und Insekten stark zu schaffen – auch den puscheligen Nagern, die unter akutem Wassermangel leiden und zu wenig Nahrung finden. Kräftiger Ostwind lässt Gräben austrocknen und Pflanzen gehen in den Sparmodus, so dass es weniger Baumknospen und Samen für die Eichhörnchen gibt. Manche dieser Tiere sind so geschwächt, dass sie vom Baum stürzen, und dehydriert am Boden liegenbleiben. Mit Glück werden sie von aufmerksamen Spaziergängern gefunden und zu Profis wie Zoe Goutas gebracht, die sie mit Liebe und Erfahrung wieder aufpäppelt.

„Gesunde, erwachsene Eichhörnchen sind sehr wehrhaft. Wenn sie sich von Menschen greifen lassen, ist das kein gutes Zeichen, denn sie sind zu erschöpft, um wegzulaufen. Sie brauchen dann dringend Infusionen, doch oft ist es zu spät, wenn sie neben Parasiten und Würmern zusätzlich einen Infekt haben. Zudem sind sie sehr stressanfällig und können schnell an einem Herzinfarkt sterben“, weiß die versierte Tierarzthelferin, deren Leidenschaft auch anderen Wildtieren wie Fledermäusen, Kaninchen und Vögeln gilt.

Besonders kritisch steht es um den Eichhörnchen-Nachwuchs. „Immer wieder werden mir Baby-Hörnchen gebracht, die in Parkanlagen Menschen hinterherlaufen und die in größter Not um Hilfe betteln, weil sich die Elterntiere nicht mehr um sie kümmern können. Für mich ist das ein beeindruckendes Zeichen dafür, dass Eichhörnchen ein Bewusstsein und Empfindungen haben“, sagt die studierte Tierpsychologin. 

Seit Mitte März hat sie bereits über 50 rotbraune Kletterkünstler aufgenommen. In der Hochphase turnten 20 Tiere in zwei großen Volieren im Familiengarten herum. Zusätzlich mussten 15 Mini-Hörnchen im Alter von zwei bis vier Wochen in ihrer Einliegerwohnung in Friedrichsgabe versorgt werden und bekamen alle zwei bis vier Stunden mit einer Pipette spezielle Welpenaufzuchtmilch – keine Kuhmilch, weil Eichhörnchen lactose-intolerant sind – und später Babybrei per Flasche.

Ein Full-Time-Job mit einer 70-Stunden-Woche für die 26-Jährige, die Ende 2023 den Tierschutzverein Pangea gegründet hat, um sich auch um Straßenhunde und -katzen in Griechenland zu kümmern und ihnen liebevolle Zuhause in Deutschland zu suchen. Durch die Vermittlungsgebühren und Spenden finanziert die Norderstedterin auch die Kosten für ihre „Wildlinge“. Pro Hörnchen liegen die bei rund 20 Euro und Goutas würde sich freuen, wenn sie die Hörnchen-Finder mit einem Obolus unterstützen könnten – allerdings machen das nur die wenigsten. „Meine Arbeit wird leider kaum wertgeschätzt“, sagt die engagierte junge Frau enttäuscht.

Dennoch und gerade deswegen: „Der Mensch ist für viele Veränderungen in der Natur und den Klimawandel verantwortlich. Doch Tiere können sich nicht selbst helfen, deshalb gebe ich ihnen eine Stimme, die gehört wird, und kämpfe um jedes einzelne.“

Leider schaffen es nicht alle Friedrichsgaber Eichhörnchen, aber die, die dank liebevoller Pflege und Medikamenten über den Berg sind, werden etwa ab einem Alter von acht Wochen behutsam wieder an ein Leben in Freiheit gewöhnt. In den großen Volieren, die Zoe Goutas mit ihrem Vater gebaut und mit Ästen dekoriert hat, ist viel Platz zum Rumtollen. In gemütlichen, bunten Stoffbeuteln wird gechillt und geschlafen, und zum Snacken gibt es getrocknete Bananen, Champignons, Nüsse und – besonders begehrt – Pinienkerne. Nach zwei Wochen bleiben bei den Jungtieren die Türen zunächst einen Spalt geöffnet. „Einige Hörnchen kommen über einige Zeit noch zum Fressen und zum Schlafen in ihren Beutel zurück, bis sie sich endgültig selbst auswildern“, erzählt Zoe Goutas. Sie freut sich über jedes Tier, das gesund in die Wildnis zurückkehrt.

Mit wenig Aufwand kann jeder im eigenen Garten notleidenden Eichhörnchen helfen: Eine Schale mit Wasser aufstellen, das täglich gewechselt wird, und in einer Futterstation oder einem Vogelhäuschen Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Apfel- und Gurkenscheiben anbieten – auf keinen Fall Erdnüsse und Mandeln, die von Hörnchen nicht vertragen werden.

Wer ein schwaches, verletztes oder junges Tier findet, sollte es mit Handtüchern in einen Karton setzen, ihm nichts zu essen oder zu trinken geben, und dringend eine Auffangstation kontaktieren – etwa über die Homepage www.tierschutzvereinpangea.de, bei Facebook und Instagram unter „Pangea Animal Rescue“, über das Netzwerk „De Kattekers“ (plattdeutsch für Eichhörnchen) oder den Verein Eichhörnchen-Notruf (Tel. 0700/200 200 12), mit den Zoe Goutas zusammenarbeitet.