Dieser Hamburger kreiert Mode mit Gullydeckel

Norderstedt/Langenhorn. Sven Nielsen macht eine ganz besondere Form von Street Art: Der Langenhorner nutzt Gullydeckel auf Fußwegen als Druckformen für außergewöhnliche Textilien.

Mit einigen Dosen Siebdruckfarbe, Malerrollen, T-Shirts, Hoodies, Kissenbezügen und Einkaufsbeuteln ist der 59-Jährige vor allem am Hamburger Hafen, in Övelgönne und in Altona unterwegs. Sein Ziel sind aufwändig gestaltete Schachtabdeckungen der Kanalisation, die etwa mit dem Hamburger oder Altonaer Wappen geschmückt sind. Auch in Norderstedt ist der gelernte Grafikdesigner schon fündig geworden. Am Schmuggelstieg befindet sich ein größere Anzahl Gullydeckel mit der Darstellung des städtischen Wappens. „Der Blick nach unten beim Spazierengehen lohnt sich auf jeden Fall. Andere (be-)treten es unwissentlich mit Füßen, ich mache daraus Kunst zum Anziehen“, sagt Nielsen.

Hat er ein interessantes Objekt entdeckt, wird der Deckel von Sand und Schmutz gereinigt – so gut es geht. „Einmal klebte ein Kaugummi so hartnäckig, das wir es für den Druck an Ort und Stelle lassen mussten – das Shirt erhielt dadurch einen besonderen Kick.“ Mit einer Lackierrolle trägt Nielsen eine wasserlösliche und biologisch abbaubare Siebdruckfarbe auf, dann werden Shirts, Hoodies & Co. aufgelegt, kräftig angedrückt und vorsichtig abgezogen. Abhängig vom Farbauftrag, Material, Temperatur und Luftfeuchtigkeit variiert das Ergebnis – jedes Produkt ist ein Unikat. Nach dem Trocknen muss die aufgetragene Farbe des spiegelverkehrten Druckes durch Bügeln fixiert werden und ist danach bei 40 Grad waschbeständig. „Nach der Aktion reinigen wir die Kanaldeckel gründlich mit einer Spülbürste – oftmals sind sie deutlich sauberer als vor unserem Besuch“, beteuert Sven Nielsen.

Seine Leidenschaft für verzierte Schachtabdeckungen aus Gusseisen begann vor einigen Jahren im Schweden-Urlaub. In Stockholm sahen seine Freundin Ulrike Marx und er solche außergewöhnlichen Textildrucke zum ersten Mal und waren begeistert. Wieder zuhause machten sie sich auf die Suche nach entsprechenden Motiven in und um Hamburg – und wurden fündig. „Wir tauchen auch immer in die Geschichte des Ortes ein, das ist immer spannend“, sagt der Freiluft-Drucker. Begeistert ist er von stilvollen Gullydeckeln etwa von Westerland auf Sylt, auf dem ein Leuchtturm zu sehen ist, von Kühlungsborn mit drei auffliegenden Möwen und dem Seepferdchen, das im Ostseebad Niendorf zu finden ist. „In Japan gibt es sogar einen regelrechten Kult um filigrane, oftmals bunt gestaltete Gullydeckel, die als wahre Kunstwerke gelten und jede Menge Touristen anziehen“, weiß der Langenhorner.

Anfangs hat er nur für sich und ab und zu als Geschenke für Freunde Einzelstücke hergestellt. „Doch immer öfter wurde ich auf der Straße auf meine Shirts und Hoodies angesprochen, die ich trug. Und wenn wir beim Drucken waren, bildete sich schnell eine Traube Menschen, die auch so etwas haben wollten.“ Anfang Januar gründete Nielsen daher seine Firma HamburgerGullyShirts. Einen Online-Shop sucht man allerdings vergebens. „Wir produzieren bislang nur auf Anfrage. Einige Artikel haben wir allerdings auf Lager oder können sie kurzfristig fertigen“, erklärt Nielsen, der hauptberuflich bei der Hamburger S-Bahn beschäftigt ist. Im Garten seiner Erdgeschosswohnung hat er eine Outdoor-Werkstatt eingerichtet. Dort wird unter Aufsicht von Katze Moods von Gullydeckeln gedruckt, die der Hamburger extra gekauft hat – wie das schöne norddeutsche Motiv einer alten Kogge unter vollen Segeln und das Wappen Schleswig-Holsteins. Und es sollen noch mehr werden.

„Ich plane Live-Events, auf denen Gäste von Kunsthandwerkermärkten oder privaten Feiern wie Geburtstage oder Junggesellabschiede ihre eigenen Prints von meinen transportablen Deckeln erstellen können“, so Nielsen, der am 11. und 12. Juli beim Musikfestival Match Börner Open Air im Norderstedter Stadtpark mit einem Stand vertreten sein wird.

Eine weitere Idee sind Stadtrundgänge in kleinen Gruppen, auf denen von Gullydeckeln vor Ort gedruckt werden kann. „Großartig wäre auch eine Zusammenarbeit mit Souvenir-Shops etwa am Hafen und der Hamburg Tourismus-Agentur – Ideen habe ich viele“, sagt der kreative Hamburger.

Infos gibt es unter Telefon 0163/309 21 09 und unter www.sven-nielsen.de. Anfragen können per E-Mail an gullyshirts@web.degesandt werden.